Handwerk

Diese Damen können ihr Handwerk

Diese Damen können ihr Handwerk

Diese Damen können ihr Handwerk

Sonderburg/Sønderborg
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Hier wird fleißig gearbeitet – und ganz viel geschnackt. Foto: Karin Riggelsen

Jeden zweiten Donnerstag treffen sich 16 fleißige Frauen zu diversen Handarbeiten. Dort geht (fast) alles wie 1864 von der Hand.

Jeden zweiten Donnerstag treffen sich 16 fleißige Frauen zu diversen Handarbeiten. Dort geht (fast) alles wie 1864 von der Hand.

Normalerweise geht es in der noblen und stilvollen Geschäftsadresse des Historiecenter Dybbøl Banke, der einstigen Müller-Unterkunft mit der einzigartigen tollen Aussicht hinaus zum Alsensund,  wohl eher ruhig zu.
Ganz anders  aber jeden zweiten Donnerstag von 13 bis 15 Uhr: Dann trudeln 16 handarbeitstechnisch überaus versierte Frauen ein. Denn sie gehören zur sogenannten „nørkle-gruppe“.

Diese freiwilligen Mitarbeiter sorgen dafür, dass alle Angestellten des Historiecenters wie einst im Jahre 1864 gekleidet sind. Sie nähen, stricken, sticken, stopfen und flicken, wie es die guten Frauen einst taten – mit alten herkömmlichen Hilfsmitteln, wie zum Beispiel einer Schnurgabel, die „snorgaffel“. „Aber bei uns hieß die Gabel ,nullestok‘“, erklärt Angelika Nissen, Mitarbeiterin im Historiencenter, und lacht verschmitzt.

Im Sitzungszimmer wird so manche praktische Arbeit verrichtet. Dort entstehen auch lange Röcke, die in der inneren Kante mit einer dekorativen Borte versehen werden, denn bei so langen Röcken verschleißt die untere Kante des Rocks zuerst. Und an der unteren Kante des Rocks wird  eine handgeflochtene Kante mit der Hand festgenäht.
Im Sitzungszimmer des Historiecenters werden auch wuschelige Schals, spezielle Handschuhe und tolle Strickpullover nach feschem färöischen Muster gestrickt. Diese flauschigen Pullover halten nicht zuletzt die jungen Soldaten in der Wintersaison in den offenen Buden auf dem Marktplatz neben dem Historiencenter warm.

Der Ärmel einer dunklen preußischen Uniform wird im Augenblick mit einer weißen Armbinde ausgestattet.
Tanja Valentin Petersen näht an den vom Tonderner Arrest hergestellten blauen Taschen, die für die Telefone der ausländischen Gäste gedacht sind. Angelika Nissen versieht die verschiedenen Röcke und die dazugehörigen weißen Unterröcke mit ihren eigenen dekorativen Riemen, sodass alle sofort sehen, welche zwei Teile zum 1864-Outfit gehörten. Überall wird fleißig gearbeitet.

 Tüchtige Frauen

„Diese Damen können ihr Handwerk“, stellt Angelika Nissen anerkennend fest. Die Frauen haben ganz viele verschiedene Aufgaben, trotzdem kriegen sie die Handarbeiten schnell von der Hand. Lis Kristensen (69) genießt die  Stunden zusammen mit den anderen. Sie hat schon immer Kleidung genäht und ist seit fünf Jahren bei den tüchtigen Handarbeiterinnen dabei. Sie näht eine Schürze. „Die Röcke gingen damals ja ganz runter, und dann mussten die Schürzen ja auch ziemlich lang sein. Die Stoffqualität der Sachen ist einfach so toll“, erklärt Lis Christensen. Zur Nørkle-Gruppe hat sie ganz zufällig gefunden.

Ein wichtiger Dienst

„Über Hören und Sagen. Eine Freundin war mit. Und so kam ich auch dazu“, erklärt die Handarbeiterin. Sie freut sich, dass die Arbeiten der fleißigen Damen keineswegs nur irgendwo herumliegen, sondern gebraucht werden.

„Wir produzieren etwas, was Meinung macht. Alles wird gebraucht. Es dient einem Zweck“, stellt die Handarbeiterin zufrieden fest. Lise Christensen freut sich aber nicht zuletzt auch auf den Kampf um Alsen. Bei der nächtlichen Aktion im Juni ist der ganze nørkleklub dabei. Dann helfen die Frauen unter anderem bei der Zubereitung des Essens und mit Handarbeiten. Und alle  tragen ihre eigenen Trachten, die im ersten Stock des Historiecenters fein  säuberlich nebeneinander aufgehängt sind.

Anne Grethe Nissen (67) strickt feine Pulswärmer, die für 149 Kronen verkauft werden. „Ich fing 2011 mit den damaligen Dannebrogs an. Und ich stricke auch zu Hause“, erklärt die 67-Jährige, die einst Sekretärin an der Sprachenschule war.  Anne Grethe Nissen freut sich, immer mehr Wissen über 1864 zu erhalten.
„Je mehr man hört, desto mehr interessiert man sich dafür“, meint die Freiwillige.

Neue Techniken

Die Historiecenter-Mitarbeiterin Ditte Koch hat sich einen der bereitstehenden selbst gebackenen Schokoladenkuchen auf den Teller gelegt und sich eine Tasse Kaffee eingeschenkt. Sie freut sich. Gesungen wurde auch, bevor der Kaffee serviert wurde. „Wir könnten gut noch einige Näherinnen mehr gebrauchen. Wir haben reichlich Aufgaben, und wer hier mitmacht, lernt auch ein paar neue Techniken“, stellt Ditte Koch fest. Die Freiwillige Karen Andreasen lächelt.

„Wir kriegen hier ordentlich geschnackt und wir regeln die ganze Weltsituation. Und es gibt einen guten Kaffee und Kuchen“, so Karen Andreasen. „Aber keinen Kaffeepunch. Weil, dann könnt ihr nicht mehr ordentlich arbeiten“, meint Angelika Nissen – und lacht. Sie weiß, was die regelmäßigen Treffen den Frauen bedeuten. „Es ist eine Ehre, hier mitzumachen. Man kriegt ein wenig geredet und macht etwas Handarbeit. Man folgt den anderen in ihrem Leben. Eigentlich ist es genauso wie in alten Tagen“, stellt Angelika Nissen fest.

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