Kunst

Brücke braucht Kunst: Edam und Ava als Rocker

Brücke braucht Kunst: Edam und Ava als Rocker

Brücke braucht Kunst: Edam und Ava als Rocker

Sonderburg/Sønderborg
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A. P. Hansen neben einem Kunstwerk, die Abwandlung von dem Traktor John Dear Foto: Ilse Marie Jacobsen

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A. P. Hansen findet die beiden Treppen neben der König-Christian-X.-Brücke und dem Viadukt unter dem Betonareal alles andere als schön. Da muss Kunst hin, findet der einstige Vorsitzende vom „Sønderborg Kunstfond“.

Laut dem früheren Bürgermeister A. P. Hansen gibt es für das Gelände neben und unter der alten Brücke auf der Insel Alsen nur eine treffende Beschreibung: „Ein ganz schlechtes Erlebnis.“

„Mit dem Hotel Alsik haben wir hier ja zwischen Hotel und Schloss eine ganz neue Promenade erhalten. Und wie sieht es hier aus? Dabei sollten all unsere Touristen hier doch etwas Gutes erleben“, stellt der frühere Bürgermeister kopfschüttelnd fest.

Eine witzige Idee 

Deshalb hat A. P. Hansen, der langjährige Vorsitzende des einstigen „Sønderborg Kunstfond“, nun einen konkreten – und für viele bestimmt auch etwas provokativen – Vorschlag.

A. P. Hansen Foto: Ilse Marie Jacobsen

„Auf der Treppe rechts neben der Brücke Edam und Ava als Rocker, unter der Brücke Noahs Arche mit dem Riesen-Hinterteil eines Elefanten und ein Vergrößerungsglas mit zwei Flöhen. Links neben der Brücke zwei Männer, die ihre Köpfe aus einem Busch stecken und auf eine Frau des Damenfrokosts warten“, so A. P. Hansen lachend.

Edam und Ava wie das erste Menschenpaar Adam und Eva nach der biblischen Erzählung, beim früheren Bürgermeister aber mit anderen Vorzeichen. A. P. Hansen lächelt herausfordernd: „Ich habe ja immer gute Ideen, aber hier sollen die Touristen stoppen, um sich die Motive anzuschauen.“ Zehn bis 15 verschiedenen Künstlern sollte bei dem Projekt am Alsensund freien Lauf gelassen werden.

Ich bin zwar 92 Jahre alt, aber deshalb hör´ ich doch nicht auf.

A. P. Hansen, ehemaliger Bürgermeister Sonderburg

A. P. Hansen bietet trotz seines mittlerweile reifen Alters immer noch anderthalb Stunden lange Stadtwanderungen für Touristen an, die vom Sonderburger Schloss zu den Kunstwerken am Wasser bis zur neuen Brücke führen. Eine neue Hüfte oder Knieprobleme lassen ihn keineswegs rosten. 

Christian X. Tisch an der Sdr. Havnegade Foto: Ilse Marie Jacobsen

Ob Christian X.’s Tisch, Günther Grass’ „Butt im Griff“, die von Kristian Vodder Svensson verzierte spanische Treppe oder Vibeke Fonnesbergs Skulptur „Martin med fløjten“, Martin mit der Flöte: „Ich habe doch im Kunstfonds damals 6,5 Millionen Kronen für die Kunst beschafft“, so Hansen.

Das teuerste Projekt war Olafur Eliassons Kunstwerk vor dem Alsion. „Das hat damals schon ein paar Millionen gekostet“, so Hansen.

„Kunst interessiert mich nun mal“

A. P. Hansen beherrscht diverse Sprachen. Seine Stadtführungen kann er auf Dänisch, Deutsch, Englisch oder auf Schwedisch durchführen. Der in Næstved geborene A. P. Hansen wurde einst als Kleinschmied ausgebildet und hängte anschließend noch ein Ingenieurstudium dran.

Kofanger, Kommode oder Kommunikation - A. P. Hansen hat sich mit Spielzeugkühen kreativ beschäftigt. Foto: Ilse Marie Jabobsen

Auf die Frage, warum Kunst ihm so viel bedeutet, zuckt er verschmitzt lächelnd mit den Schultern. „Kunst interessiert mich nun mal“, stellt er lächelnd fest. Sein erstes Gemälde war ein Aquarell, das er im jungen Alter von 17 Jahren erwarb.

Eine Kunst-Oase

Seine Liebe zur Kunst ist nicht zuletzt in A. P. Hansens Maschinenfabrik Cormall am Tornholm bei Rackebüll (Ragebøl) unübersehbar. Ob im Eingang, in den verschiedenen Büros, den Gängen oder der Kantine, überall hängen oder stehen Werke verschiedener Künstler. Mit einem begeisterten Lächeln führt er seine Gäste durch sein reich dekoriertes Universum. 

So hat Hansen auf der Hinterseite von alten Wahlplakaten die Grifffläche einer Schublade angebracht. Die Künstler haben anschließend den Inhalt der Schublade hinzugemalt. Der dänische Maler Kristian von Hornsleth hat 2014 – laut A. P. Hansen nach der Einnahme von reichlich Alkohol – provozierend niedergeschrieben: „Hvis det her er skuffende stem Venstre“.

Kristian Hornsleths Kunstwerk Foto: Ilse Marie Jacobsen

Kunst mit Kuh

In Cormall hängen übrigens auch A. P. Hansens eigenen Werke. Der Ingenieur hat mit Spielzeugkühen Kuh-Wörter illustriert – in Rackebüll können alle sehen, was sich Hansen unter anderem bei den Wörtern Ko-munist, Ko-mode, Kokos, „kovending“,  Ko-munikation oder Ko-berg gedacht hat.

In der einen Werkhalle bei Cormall ist übrigens ein altes Kunstwerk der ganz anderen Art zu finden. Dort steht ein altes schwarzes Motorrad, ein NSU-Ural mit Beiwagen. Das Motorrad des deutschen Fahrrad-, Motorrad-, Automobil- und Motorroller-Herstellers in Riedlingen, hat A. P. Hansens Sohn ihm in der Ukraine beschafft.

Hinaus mit der NSU

Das sei ein gefundenes Fressen, wie der 92-Jährige voller Stolz erklärt. Das Motorrad soll nicht nur in Rackebüll bewundert werden. Es soll in Dänemark offiziell registriert werden. Denn A. P. Hansen will wieder hoch hinaus, nicht nur in Sachen Kunst, sondern hinaus in die tolle Landschaft – auf der NSU.

A. P. Hansen mit der alten NSU Ural Foto: Ilse Marie Jacobsen
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