Kulturpolitik

Bon-Jovi-Minus: „Hätte noch schlimmer kommen können“

Bon-Jovi-Minus: „Hätte noch schlimmer kommen können“

Bon-Jovi-Minus: „Hätte noch schlimmer kommen können“

Sonderburg/Sønderborg
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Bon Jovi rockte im Juni 2019 das neue Konzertgelände vor den Toren Sonderburgs. Foto: Friedrich Hartung

Das erwartete Publikum aus Deutschland blieb aus und am Ende steht Veranstalter „Kultur i Syd“ mit einem Minus von 3,3 Millionen Kronen da. Die Kommune springt, wie vorab versprochen, mit 1,53 Millionen Kronen ein.

30.000 Menschen hätten es sein müssen, damit die Rechnung aufgeht. Doch nur 25.000 Konzertbesucher kamen am 11. Juni zum Bon-Jovi-Konzert nach Kær Vestermark und somit gibt es ein Minus, das Konzertveranstalter „Kultur i Syd“ zusammen mit der Kommune Sonderburg bezahlen muss.

Der kommunale Wirtschaftssausschuss der Kommune Sonderburg beschäftigt sich am Mittwoch mit der vorab gegebenen Verlustgarantie. Im April 2017 hatte der Stadtrat erstmals ein „Verlustmodell“ (underskudsmodel) verabschiedet, um große Konzerte auf Kær Vestermark möglich zu machen.

Konzert hat Minus von 3,3 Millionen Kronen verursacht

Nun ist eingetreten, was zu erwarten war: Das Konzert hat mehr Kosten verursacht, als eingenommen wurde. Die Endabrechnung liegt dem Wirtschaftsausschuss vor. Das Konzert hat ein Minus von 3,3 Millionen Kronen verursacht, die Kommune soll laut Modellrechnung die Hälfte, also 1,53 Millionen Kronen bezahlen.

24.658.300,17 Kronen sind mit dem Konzert eingenommen worden, 28.000.476,89 Kronen hat es gekostet.


 

Wir wussten, dass es ein gewisses Risiko mit sich bringt, ein Konzert in dieser Größenordnung auf Kær Vestermark zu arrangieren. Wir hatten eine Vermutung, dass es Verluste geben könnte.

Jes Johansen, Eventchef

Parkprobleme

Am 11. Juni kam es wegen des Bon-Jovi-Konzerts zu massiven Verkehrsbehinderungen in der Kommune Sonderburg. Die Hauptstraße über die große Brücke war gesperrt, Pendler und Autofahrer, die von Alsen Richtung Westen wollten, hingen zum Teil stundenlang im Stau fest.

Würde „Kultur i Syd“ rückblickend etwas anders machen? „Eigentlich nicht“, sagt Eventchef Jes Johansen. Bei der Durchführung des Verkehrsplans sei es in der Stadt zu Problemen bei der Umsetzung gekommen. Das habe dazu beigetragen, die Situation zu verschlimmern.

„Bevor wir ein weiteres Konzert in dieser Größenordnung durchführen, muss die Kommune Verkehr und Parken besser in den Griff kriegen“, sagt Jes Johansen.

Generell müsse man bei Konzerten und Veranstaltungen dieser Größenordnung aber in Kauf nehmen, dass es zu Verkehrsbehinderungen und gesperrten Straßen kommt.

 

 

 

 

Für Jes Johansen, Eventchef bei „Kultur i Syd“, ein Minus, das nicht völlig unerwartet kommt.

„Wir wussten, dass es ein gewisses Risiko mit sich bringt, ein Konzert in dieser Größenordnung auf Kær Vestermark zu arrangieren. Wir hatten eine Vermutung, dass es Verluste geben könnte. Das Minus ist nicht schlimmer, als wir es befürchtet hatten“, so Johansen. „Es hätte schlimmer kommen können.“

Man habe natürlich gehofft, dass mindestens 30.000 Besucher kommen. „Wir gehen ja nicht an so eine Sache ran, wenn wir wissen, dass es nicht klappen kann. Wir hatten mit deutlich mehr Gästen aus Deutschland gerechnet, aber es kamen weit weniger Konzertbesucher aus Deutschland, als erwartet. Warum das so war, können wir nicht sagen.“

Konzert dennoch ein Erfolg

Aus Sicht des Eventchefs sei das Konzert dennoch gut und richtig gewesen. „So ist das nun mal, wenn man eine größere Veranstaltung durchführt. Das Konzert war ein riesiger Erfolg für Sonderburg, mit einem tollen Platz und einem super Konzert. Das war ein sehr, sehr, sehr großer Erfolg, auf den wir stolz sein können.“

Ein Konzert in dieser Größenordnung ist für 2020 erstmal nicht geplant, sagt Jes Johansen. Den Verlust von rund 1,5 Millionen Kronen könne „Kultur i Syd“ verkraften.

Kommune: Investition und Lehrgeld

Die Kommune sieht die rund 1,5 Millionen Kronen als Investition in die Kultur – und als Lehrgeld. „Das ist natürlich ein ganz schöner Batzen Geld, den wir nun zahlen müssen. Aber wir sind nicht enttäuscht. Damals haben 31 Stadtratspolitiker ihr Ja gegeben, um ein eventuelles Minus auszugleichen. Jetzt ist der Fall eingetreten“, sagt der aktuelle Vorsitzende des Kulturausschusses, Jesper Kock (Soz.).

„Uns geht es um die Entwicklung unseres Kulturangebots. Wenn man so will, war es eine Investition in unseren neuen Konzertplatz Kær Vestermark.“

Man habe durch das Konzert viel dazu gelernt. Auch was die Handhabe des Verkehrs angeht. Die Entscheidung, den Verkehr über die völlig überlastete Innenstadt via Klappbrücke umzuleiten, sei seiner Meinung nach nicht besonders sinnvoll gewesen.

„Wir werden unsere Lehren daraus ziehen“

„Wir werden unsere Lehren daraus ziehen und haben das Problem im Blick. Den Danfoss-Feierabend-Verkehr durch die Innenstadt umzuleiten, war sicher nicht die beste Lösung. Dieser Flaschenhals war ja völlig überlastet.“

Generell sei die Kommune – und der Konzertplatz Kær Vestermark – aber durchaus imstande, Konzerte mit 30.000 Menschen oder mehr durchzuführen, sagt Stadtratspolitiker Kock.

30.000 Konzertbesucher nicht unrealistisch

„Daran habe ich keinerlei Zweifel. Wenn man beispielsweise ein Konzert mit Rammstein oder Volbeat geben würde, um mal zwei Namen zu nennen, bin ich sicher, dass wir 30.000 Besucher nach Sonderburg holen können.“

Die 1,5 Millionen Kronen müssten zudem vor dem Hintergrund betrachtet werden, dass die zigtausenden Besucher in Sonderburgs Restaurants und Übernachtungsstätten jede Menge Geld hinterlassen haben.

„Das Alsik war beispielsweise zum ersten Mal ausgebucht, auch das muss man sehen. Alles in allem kann man sagen: Das Konzert war trotz allem ein Erfolg – und wir lernen draus.“

 

 

Das Publikum am Konzertabend, kurz vor dem Auftritt von Bon Jovi Foto: Friedrich Hartung
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