Bürgertreffen

Augustenburg: Weg mit den Silos und mehr Fokus auf Frauen

Augustenburg: Weg mit den Silos und mehr Fokus auf Frauen

Augustenburg: Weg mit den Silos und mehr Fokus auf Frauen

Augustenburg/Augustenborg
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Augustenburg nach Feierabend an einem Wintertag: Der Ortskern ruht. Foto: Sara Eskildsen

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Dienstagabend wird beim Bürgertreffen über den Masterplan für Augustenburg diskutiert. Was wollen die Menschen vor Ort?

Der Nachmittag verliert sein Tageslicht und in der kleinen Gebrauchtwaren-Boutique des Roten Kreuzes staubsaugt sich Gunhild Holm  Richtung Feierabend. Im Ortskern wird es ruhig, der Kaufmann nebenan räumt seine Auslagen ins Geschäft.

Am Dienstagabend lädt die Kommune Sonderburg zu einem Bürgertreffen ein, um über die Zukunft des Ortes zu sprechen. Ein Masterplan für das „Augustenburg der Herzöge“ ist in Arbeit, nun bittet die Kommune um Ideen und Input.

Was bewegt die Menschen und welche Erwartungen haben sie an das Bürgertreffen?

Einige Wünsche sind bereits umgesetzt

Willy Huber und Gunhild Holm arbeiten als Ehrenamtliche im Rote-Kreuz-Geschäft. Ihr Wunsch an die Zukunft: Noch mehr Leben in Augustenburg.

„Vor rund zwei Jahren hatten wir schon einmal ein Bürgertreffen mit Diskussionsgruppen. Und tatsächlich ist dabei etwas herausgekommen“, unterstreicht Gunhild Holm. Ein Spazierweg rund um Augustenburg am Wasser entlang und ein Übernachtungsplatz am Wald in Form einer Naturhütte – einige Wünsche seien dadurch in die Tat umgesetzt worden.

Willy Huber und Gunhild Holm arbeiten ehrenamtlich im Geschäft an der Storegade. Foto: Sara Eskildsen

Gunhild Holm wünscht sich neue Badehäuser am Augustenburger Wald. „Die alten sind 60 Jahre alt und da ist eine Renovierung wirklich überfällig“, stellt sie fest.

Ein buchstäblich großer Dorn im Auge sind den Augustenburgern weiterhin die großen Silos am Hafen. „Das ist eigentlich unsere größte Erwartung, dass man daraus etwas ändern kann“, sagt Willy Huber. „Aber wir wollen, dass der Bereich nicht einfach mit Eigentumswohnungen zugebaut wird, sondern dass der Hafenbereich den Augustenburgern zurückgegeben wird.“

„Die meisten wollen, dass die Silos abgerissen werden. Aber was kommt dann? Wie können wir neues Leben am Hafen schaffen, das ist eine konkrete Frage, die im Masterplan beantwortet werden sollte“, sagt Huber.

Die große Frage: Was wird aus den Silos?

Beide wollen am Bürgertreffen teilnehmen, zusammen mit ihren Ehepartnern. „Das ist auf jeden Fall etwas, das die Menschen hier bewegt. Wir hoffen auf weitere Veränderungen.“

Als damals die Psychiatrie von Augustenburg nach Apenrade (Aabenraa) gezogen sei, habe das Geschäft diesen Abzug deutlich zu spüren bekommen, sagt Huber. „Das waren plötzlich 40.000 Kronen weniger an Umsatz im Jahr. Seit die Behörden ins Schloss gezogen sind, geht es wieder besser und die vielen Kunstangebote ziehen Touristen an. Das merken wir ganz deutlich.“

Auch das neue „Augustenborg Project“ und die Pläne, in der alten Psychiatrie Wohnungen zu errichten, seien Wege in die Zukunft. „Es geht also in die richtige Richtung, und dabei wollen wir mithelfen“, sagt Gunhild Holm.

Blick auf den Augustenburger Hafen, links im Hintergrund ein Teil der Silos Foto: Timo Battefeld/Jysk Fynske Medier/Ritzau Scanpix

Nebenan ist Kaufmann Leif Hansen weniger interessiert am Bürgertreffen. „Ich werde nicht daran teilnehmen“, sagt er. „In meinem Alter hat man nicht mehr so viele Erwartungen an Masterpläne“, sagt Hansen.

Wünsche für die Stadt hat er trotzdem. „Einige Sachen müssten schon gemacht werden. Der Hafen hat es am nötigsten, würde ich sagen. Die Silos sollten weg, aber was da sonst stehen würde, kann ich nicht sagen. Auf jeden Fall sollte Platz bleiben für unsere lokalen Bootsvereine.“

 

Leif Hansen in seinem Kaufmannsladen Foto: Sara Eskildsen

Anne Grethe Nielsen betreibt seit rund einem Jahr eine Kunstgalerie in der Storegade. „Ich kann am Dienstag nicht beim Bürgertreffen dabei sein, aber ich werde es interessiert von der Seitenlinie verfolgen“, sagt sie.

Als Mitglied im Lokalhistorischen Archiv vor Ort und geborene Atzbüllerin liegt ihr die Zukunft Augustenburgs am Herzen. Und sie weiß, welche Faszination die Geschichte der herzöglichen Stadt auf Touristen ausübt.

Touristen brauchen Anlaufstellen

„Viele Besucherinnen und Besucher kommen in meine Galerie, um sich über die faszinierende Geschichte der Stadt zu erkundigen. Da gibt es eindeutig Vermittlungs-Bedarf. Die Touristen kommen, um mehr zu erfahren!“ Dieser Neugierde sollte noch besser begegnet werden, findet Nielsen.

Die Galerie von Anne Grethe Nielsen Foto: Sara Eskildsen

Immer ist von den Herzögen die Rede. Aber die wirklich interessanten Geschichten, die, nach der sich die Leute erkunden, das ist doch die Geschichte der Herzoginnen! Also bitte mehr Fokus auf die Frauen!

Anne Grethe Nielsen, Galerie-Betreiberin

Anne Grethe Nielsen hat einen ganz konkreten Vorschlag, was der Masterplan aufgreifen sollte: die Geschichte der Herzoginnen. „Immer ist von den Herzögen die Rede. Aber die wirklich interessanten Geschichten, die, nach der sich die Leute erkunden, das ist doch die Geschichte der Herzoginnen! Also bitte mehr Fokus auf die Frauen“, sagt Anne Grethe Nielsen.

Bürgermeister hofft auf Input

Sonderburgs Bürgermeister Erik Lauritzen (Soz.) ist gespannt auf den Input der Menschen vor Ort. „Augustenburgs einzigartige Geschichte und das architektonische Erscheinungsbild als Herzogstadt ist eine einmalige Erzählung. Zusammen mit dem kulturellen Profil der Stadt und der stadtnahen Natur erzeugt das für Augustenburg ein großes touristisches Potenzial. Ein Masterplan soll sicherstellen, dass diese Erzählung mit dem Handels- und Gewerbeleben der Stadt zusammenspielt“, so der Bürgermeister. „Daher werden Bürger und Vereine aus Augustenburg nun in die Arbeit mit einbezogen.“

Das Treffen in den Augustenborghallerne beginnt am Dienstag, 25. Januar, um 19 Uhr und dauert rund anderthalb Stunden.

Der Plan für den Masterplan

  • Im Oktober 2021 setzte der Ökonomieausschuss der Kommune die Ausarbeitung eines Masterplans für „Das Augustenburg der Herzöge“ („Hertugernes Augustenborg”) in Gang.
  • Der Stadtrat hat im Haushalt für 2022 2,5 Millionen Kronen für einen Masterplan abgesetzt.
  • Der Plan schließt an die Stadtstrategie für Augustenburg an, die 2017 erarbeitet wurde.
  • Der Masterplan soll im Laufe des Frühjahrs 2022 ausgearbeitet und politisch verabschiedet werden.
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