Demenz

Angehörige sind der feste Fels in der Brandung

Angehörige sind der feste Fels in der Brandung

Angehörige sind der feste Fels in der Brandung

Sonderburg/Sønderborg
Zuletzt aktualisiert um:
Sie sitzen im Vorstand Netværkshuset: v. l. Ulla Thomsen, Grethe Jørgensen, Wiwi Christensen, Lise Lauridsen und Kirsten Slipsager Reugboe. Der Vorsitzende ist Dennis Bruun Eriksen und Revisor Paul Thomsen, die beim Café nicht dabei waren. Foto: Jacobsen

Einmal im Monat treffen sich Demenz-Patienten und ihre Angehörigen zu ein paar wertvollen Stunden im Netværkshuset.

Einmal im Monat treffen sich Demenz-Patienten und ihre Angehörigen zu ein paar wertvollen Stunden im Netværkshuset.

Einmal im Monat treffen   sich die Mitglieder des Vereins Netværkshuset  neben dem Købmandsgården am Palmose 14. Es ist eine bunte Schar. Es wird ausgelassen geplaudert und gelacht. Aber sie haben eines gemeinsam:  Sie haben einen  engen Angehörigen mit Demenz. „Und das ist immer noch eine Krankheit, die mit diversen Vorurteilen behaftet ist. Einige der Freunde fallen plötzlich weg. Hier kann man es sich mit Gleichgestellten ein wenig gemütlich machen“, stellt die zweite Vorsitzende Wiwi Christensen  nüchtern fest. Das Netværks-Café gibt den Patienten und ihren Lieben eine kleine Pause.

Helfen einander

„Wir helfen einander“, wie  im Faltblatt des Vereins festgestellt wird. Kirsten Slipsager Reugboe (71) ist die Kassiererin. Vor vier Jahren stellten die Ärzte eine nicht zuletzt auch für sie erschreckende Diagnose: ihr  heute 79-jähriger Mann Gunner  war an Alzheimer erkrankt. „Gunner hatte seit 40 bis 45 Jahren gesegelt und wir wollten nach Kekenis. Plötzlich wusste er nicht mehr, wo wir eigentlich waren. Wir wären fast nicht wieder nach Hause gekommen. Es war einfach schrecklich“, erinnert sich die Buchhalterin. Der Arzt schlug vor, das Gehirn scannen zu lassen – und so wurde die Ursache für Gunners plötzliche Wandlung gefunden.

„Es geht nur in eine Richtung. Es wird schlimmer. Und  manchmal bin ich quasi am ausrasten. Manchmal muss ich bis zehn zählen. Eine Einsamkeit in der Zweisamkeit“, erklärt Kirsten Reugboe.. Gunner sitzt neben ihr und lächelt ganz milde.  Ihm gefällt die ausgelassene Stimmung an der Palmose.  Seine gute Laune freut Kirsten. „Man sieht es in seinen Augen, wenn es ihm gut geht“, stellt sie dankbar fest. Beim Besuch des Nordschleswigers werden frisch gegrillte Würstchen, Kaffee und Wienerbrot serviert.

„Und ich weiß ja, dass einige es noch schlimmer als ich haben. Das schlimmste sind aber die Kinder. Die können sich nicht in meine Situation hinein versetzen. Sie fragen immer: Wie hat Gunner es? Sie fragen nicht, wie es mir geht. Es ist immer wichtig, auch nach den Angehörigen zu fragen. Die Kranken merken ja nichts“, stellt Kirsten Reugboe fest. Seit anderthalb Jahren tauscht Kirsten Reugboe sich laufend mit Wiwi Christensen aus. Die beiden wohnen nicht weit voneinander entfernt.

„Und irgendwann trafen wir uns ganz zufällig. Wir kannten uns noch nicht, und ich hab ihr sofort erzählt, dass mein Mann an Alzheimer leidet. Aus solchen Dingen darf man kein Geheimnis machen. Das muss sofort raus“, meint Kirsten.
Gunner ist nicht immer nur mild und umgänglich. Er kann ein paar grobe Dinge sagen. Aber so etwas erleben die anderen Angehörigen auch. Das wissen die, die ins  Netværkshuset kommen.

Fels in der Brandung

„Für uns Angehörige gibt es einen großen Bedarf. Und dabei wissen viele der Ärzte nicht einmal, dass es uns gibt“, erklärt Wiwi Christensen. Der Verein stellte sich in einem neuen Faltblatt vor. Dort wird beschrieben, wie man bei den Treffen zusammen sein kann, ohne groß erläutern zu müssen. Das Leben mit Demenz muss einfacher gestaltet werden können. Zu den regelmäßigen Aktivitäten des Netværkshuset gehört ein Männer-Spaziergang, Krolf und gemeinsame Ausflüge. „Es ist immer wichtig, mit anderen zusammen zu sein“, wie Kirsten Reugboe feststellt. Sie und Wiwi Christensen erhalten im Augenblick einen besonderen Unterricht für Demenz-Angehörige. Es sind schließlich die Angehörigen, die jeden Tag der Fels in der Brandung sind. 24 Stunden lang.

Mehr lesen