Deutsche Minderheit
100 Jahre Frauenbund - immer noch ein Freiraum für Frauen
100 Jahre Frauenbund - immer noch ein Freiraum für Frauen
100 Jahre Frauenbund - immer noch ein Freiraum für Frauen
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Der Frauenbund für die Stadt Sonderburg und Umgebung feiert am 8. Januar ein rundes Jubiläum. Alle sind zum Tag der offenen Tür am 15. Januar 2023 eingeladen.
Für den Sonderburger Frauenbund – seit 2020 „Frauenbund für die Stadt Sonderburg und Umgebung“ – gab es schon immer eine Mission: mit Fleiß und Fürsorglichkeit anderen Menschen helfen.
Ob Kinderheime oder Gemeinden in Schleswig-Holstein, Notzeiten mit wenig Essen, eine Produktion von Konfirmanden- und Säuglingswäsche, oder eine Hilfe von Armen, Kranken oder Soldaten im Zweiten Weltkrieg. Die Frauen der deutschen Gemeinschaft in Sonderburg wollten selbst aktiv etwas tun, damit es anderen besser gehen konnte.
In Kürze begeht der Frauenbund für die Stadt Sonderburg und Umgebung ein rundes Jubiläum. Am Sonntag, 8. Januar, feiert der Sonderburger Verein der deutschen Minderheit sein 100-jähriges Bestehen.
Interview mit der Vorsitzenden
Das Jubiläum des Vereins, der sich seit Jahrzehnten auf die Pflege und die Fürsorglichkeit für die älteren Jahrgänge der deutschen Minderheit konzentriert, wird am 15. Januar ab 14.30 Uhr im Mariaheim mit einem Empfang zelebriert.
„Der Nordschleswiger“ hat sich mit der Vorsitzenden zum Jubiläums-Interview getroffen.
Vor zwei Jahren übernahm die Ärztin Renate Weber-Ehlers (59) das Ruder des Vereins, den einst unter anderem auch ihre Mutter von 1973 bis 2005 leitete. Nach einem turbulenten Wechsel in der Leitung arbeitet Renate Weber-Ehlers noch an einer Aktualisierung und Bearbeitung der Vereinssatzungen.
Gibt es 100 Jahre nach der Gründung für den Frauenbund der Stadt Sonderburg und Umgebung, und für das Mariaheim in der Møllegade noch eine Grundlage?
„Das Konzept des Mariaheims ist immer noch goldrichtig. Viele wollen ihre großen Häuser verlassen. Es ist die Möglichkeit, an einem Ort zu wohnen, wo es eine Gemeinschaft gibt. Aber man ist zu nichts gezwungen. Es ist keine Wohngemeinschaft, wo man mit den anderen immer etwas gemeinsam machen muss“, so die Frauenbund-Vorsitzende Renate Weber-Ehlers.
Der Frauenbund wird so lange bestehen, solange es Leute gibt, die etwas für andere tun wollen und sich für andere einsetzen. Ein Stück freiwillige Arbeit für andere.
Renate Weber-Ehlers, Frauenbund-Vorsitzende
Einige der Mieter seien heute nicht an der Gemeinschaft interessiert. „Wir wollen in Zukunft mehr darauf achten, dass Leute nach den Leitlinien der Satzungen hier wohnen. Wir müssen laut Satzung an alleinstehende Frauen aus der Minderheit vermieten. Dafür ist das Mariaheim gemacht. Aber wenn aus dieser Gruppe keine Bewerberinnen kommen, dann darf man auch an andere vermieten“, so Renate Weber-Ehlers. Das Wohnheim soll künftig auch unter den Zuzüglern aus Deutschland Werbung für sich machen. Früher kannten alle diese Unterkunft. „So ist das heute nicht mehr“, so die Vorsitzende.
Mehr Sichtbarkeit wäre gut
Renate Weber-Ehlers wünscht sich einen Auftritt des Mariaheims auf der Homepage des Dachverbands Bund Deutscher Nordschleswiger (BDN), wo alle Institutionen der deutschen Minderheit angeklickt werden können.
Für die kleinen Vereine sei eine eigene Homepage oft zu aufwendig und manchmal auch zu teuer. Ob es nun der Mittwochsclub in Apenrade oder das Mariaheim in Sonderburg ist – beim BDN sollte man alles finden können, was zur deutschen Minderheit gehört, so Renate Weber-Ehlers Vorschlag. Der Frauenbund und auch das Mariaheim sollen sichtbarer werden.
Was ist heute euer Ziel?
„Wir versuchen ja jetzt, auch jüngere Leute wieder mitzubekommen. Aber sie sollen einen lokalen Bezug haben – auch wenn die Familie Generationen zurück zur deutschen Minderheit gehört haben. Aber wir sind immer noch ein Frauenverein“, so Renate Weber-Ehlers.
Für sie ist die wohltätige Arbeit immer noch der Grundstein: „Das ist noch immer unsere Motivation. Sich für seinen Nächsten zu engagieren, etwas für den Anderen zu tun.“
Kannst du wohltätige Arbeit definieren?
„Nach dem Zweiten Weltkrieg ging es unter anderem um Babypflege. Viele von den damaligen Aktivitäten sind heute von der öffentlichen Hand übernommen worden. Seniorenarbeit und ein gemeinsamer Kaffee, wo sich alle miteinander unterhalten können, das ist ja auch schon was. Viele sind heute Ältere und sie können heute nicht so viel mehr unternehmen“, stellt Renate Weber-Ehlers fest.
Sie ist nicht im Zweifel: „Der Frauenbund wird so lange bestehen, solange es Leute gibt, die etwas für andere tun wollen und sich für andere einsetzen. Ein Stück freiwillige Arbeit für andere.“
Deine Mutter war 44 Jahre im Frauenbund. Der Verein hatte in eurer Familie immer einen besonderen Stellenwert?
„Der Frauenbund war in diversen Familien etwas Besonderes. So war es damals. Erst war die Mutter mit, dann man selbst. Es war der soziale Verein“, meint die Vorsitzende. Den Ortsverein in Sonderburg gibt es erst seit den 1960-er Jahren. Neben dem Frauenverein wurde ein Sozialdienst gegründet, damit auch Männer diesem beitreten können.
„Ich finde, man muss es überwiegend als Frauenverein bewahren. Wir haben einige männliche Mitglieder, aber die werden auf Beschluss des Vorstands aufgenommen“, so die Vorsitzende, die mit einem Vergleich argumentiert.
Gibt es 2022 überhaupt noch einen Bedarf an einem „Bund“ nur für Frauen?
„Warum gründen Männer einen Männergesangsverein? Männer bereden einige Sachen nur mit anderen Männern. Warum sollen sie das nicht dürfen? Der Frauenbund war für Frauen ja auch eine Art Freiraum. Sie engagieren sich da und sind und mit anderen Frauen zusammen. Sich unterstützen und über Probleme reden. Frauen benötigen das, wo Frauen unter sich sind. Dieser Bedarf ist weiterhin vorhanden“, so die Ärztin.