Kommunalpolitik

Neujahrs-Interview: „Die Windräder müssen ja irgendwo stehen“

Neujahrs-Interview: „Die Windräder müssen ja irgendwo stehen“

Neujahrs-Interview: „Die Windräder müssen irgendwo stehen“

Sonderburg/Sønderborg
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Stadtratspolitikerin Kirsten Bachmann ist Vorsitzende des Ausschusses für Technik, Stadt und Wohnen und analysiert im Interview ihre Arbeit im Sonderburger Stadtrat. Foto: Karin Riggelsen

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Die Kommune Sonderburg hat am Dienstag ihren Neujahrsempfang gefeiert. Wir haben Stadtratspolitikerin Kirsten Bachmann gefragt, welche Herausforderungen 2023 anstehen – und wie die Kommune entscheidet, wo neue Windkraftanlagen entstehen.

Mit Sekt und süßen Stückchen hat die Kommune Sonderburg am Dienstag auf das neue Jahr angestoßen. Zusammen mit Organisationen, Vereinsvertretern und Wirtschaftsleuten stand im Alsion der Neujahrsempfang auf dem Programm.

Vor dem Empfang hat sich „Der Nordschleswiger“ mit Stadtratspolitikerin Kirsten Bachmann (Schleswigsche Partei) zum Neujahrs-Interview im Alsion getroffen. Die 52-Jährige ist Vorsitzende im kommunalen Ausschuss für die Bereiche Technik, Stadt und Wohnen.

Wo siehst du mit Blick auf deine Aufgaben im Stadtrat die größten Herausforderungen?
„Ich bin gespannt, wie uns die Einsparungen im Haushalt, die wir im Stadtrat beschließen mussten, beeinflussen werden. Das werden wir spüren. Wir müssen beispielsweise schauen, wie die Energiebilanz in den alten Gebäuden ist, und wie wir damit umgehen. Das Entwicklungs-Haus (HR-Huset, d. Red.) in Hagenberg ist ein solcher Fall, da wissen wir noch nicht genau, was damit passiert. Persönlich habe ich auch Bedenken beim Thema Straßenbau. Da können wir nicht in dem Umfang aktiv sein, wie wir das gerne hätten. Sowohl was neue Straßen angeht, als auch, was Renovierungen betrifft. An den beschlossenen Radwegen halten wir fest – aber was neue Radwege angeht, müssen wir abwarten.“

Es wird also ein Jahr, in dem die Bürgerinnen und Bürger die Einsparungen zu spüren bekommen?
„Das glaube ich schon. Bei vielen Projekten verschiebt sich der Zeitplan. Nicht dass wir die Projekte nicht durchführen wollen. Aber es wird mehr Zeit vergehen als zunächst geplant. Nehmen wir unter anderem die Stadtstrategien für Hörup, Wester-Satrup und Guderup. Die wollten wir 2024 abschließen, jetzt wird es auf jeden Fall 2025. Das Gleiche mit den Masterplänen, die bereits vorliegen. Auch die werden nicht im gleichen Tempo umgesetzt. In der Verwaltung versuchen wir alles, damit die Sachbehandlungszeiten nicht länger werden. Aber es kann natürlich schon ein Problem sein.“

Bürgermeister Erik Lauritzen begrüßte die geladenen Gäste im Café des Alsion. Foto: Karin Riggelsen
Kirsten Bachmann und Bürgermeister Erik Lauritzen sind im Sonderburger Kommunalparlament Teil einer breiten Mehrheit. Das Foto zeigt beide beim Neujahrsempfang der Kommune 2023. Foto: Karin Riggelsen

 

Das Nordborg Resort wird derzeit gebaut, und die Kommune muss viele Planungsprozesse begleiten. Beispielsweise müssen die Wasser- und die Stromversorgung gesichert werden. Wie viel Zeit nimmt das in Beschlag?
„Das wird einiges an Raum einnehmen. Der gesamte Flächennutzungsplan liegt ja bei uns im Ausschuss. Wie die Energieversorgung vor Ort gesichert wird? Das kommt auch darauf an, was sonst noch im Hinblick auf Energieversorgung auf Nordalsen geschieht. Im Februar wird die Verwaltung einen Plan vorlegen, wo in der Kommune neue Windkraftanlagen, Solarparks und Power-to-X-Anlagen installiert werden könnten. Das ist auch ein Thema für sich in diesem Jahr.“

Der Plan skizziert unter anderem, wo neue Windkraftanlagen und Solarparks installiert werden können. Das wird spannend für die Menschen, deren Häuser in den potenziellen Gebieten stehen …
„Die Windräder müssen ja irgendwo stehen. Es muss in Sachen nachhaltige Energie etwas passieren. Und zwar jetzt. Es gibt eine große Herausforderung mit den Windrädern, die wir hier in der Kommune haben: Die sind teilweise so alt, dass sie ausgewechselt werden müssen. Pöhl zum Beispiel. Und viele haben etwas dagegen, dass die neuen Windräder größer sind. Andererseits haben wir eine Jugend, die seit Jahren lautstark fordert, auf nachhaltige Energie zu setzen. Diese Generation will sehen, dass etwas passiert.“

Kann man den betroffenen Bürgerinnen und Bürgern nicht entgegenkommen, indem alle in einem bestimmten Radius um eine Windkraftanlage den Strom kostenlos erhalten? Das würde die Akzeptanz von solchen Anlagen sicherlich fördern.
„Ich glaube, das darf man gar nicht –mit Blick auf Wettbewerbsverzerrung. Aber natürlich will man den Schatten nicht in der eigenen Stube haben. Wir müssen sehen, wo wir die Anlagen platzieren. Das wird sicherlich ein großes Thema 2023.“

Ein Prost auf das neue Jahr: Die Kommune lud am Dienstag zum Sektempfang ins Alsion. Foto: Karin Riggelsen
Auch Tonderns Bürgermeister Jørgen Popp Petersen (Mitte) war Gast beim Empfang in Sonderburg. Foto: Karin Riggelsen

 

Auch der Personennahverkehr soll nachhaltiger werden. Wie entwickelt sich die Mobilität innerhalb der Kommune in diesem Jahr?
„Die meisten Einsparungen, die wir im öffentlichen Nahverkehr getroffen haben, werden erst mit dem neuen Fahrplan zum Sommer hin zu spüren sein. Bis Sommer laufen die Buspläne erst mal so weiter. Ich hoffe, dass wir Mobilität-Apps weiterentwickeln. Eine App, die Mobilität durch Mitfahrgelegenheiten neu definiert. Das ist schon seit Jahren in der Entwicklung, aber es läuft noch nicht so gut. Hier hoffe ich auf einen Durchbruch 2023.“

Welches Steckenpferd möchtest du 2023 politisch satteln?
„Mein großes Steckenpferd ist die Kommunikation mit den Bürgern. Wenn wir wollen, dass unsere Arbeit für die Menschen Sinn ergibt, müssen wir ihnen zuhören. Es geht nicht nur darum, besser zu kommunizieren, sondern den Menschen zu vermitteln, was sie davon haben. Wie wir sie dazu bringen, mitzumachen. Auch das Klima und der Hochwasserschutz werden ein großes Thema.“

Was wird in Bezug auf Hochwasserschutz 2023 erarbeitet?
„Wir sind dabei, Pläne umzusetzen und zu entwickeln. Wir haben vor allem Herausforderungen am Sonderburger Hafen, am Hafen von Gravenstein und in Wenningbund. Im Laufe des Jahres werden konkrete Pläne vorliegen. In den kommenden Monaten finden in dieser Sache Bürgertreffen statt. Denn auch hier möchten wir die Maßnahmen in Zusammenarbeit mit den Anwohnern umsetzen.“

Worum geht es dabei?
„Eindämmende Schläuche wären ein gutes Thema für Wenningbund. Der Bürgerverein vor Ort macht sich in Bezug auf Hochwasserschutz bereits jetzt stark. Wenn die mit Projekten kommen, die sie vorbereitet haben, etwa eine Art Eindeichung, sind wir offen. Wir hoffen auf Initiativen, denn dann wissen wir genau, was die Bürger wollen. Genau diese Partnerschaften zwischen Bürgerinitiativen und Kommune wollen wir. Die wissen auch ganz genau, dass die Kommune kein Geld hat, und gerne mit gut vorbereiteten Projekten arbeiten will. Und das ist Fakt: Wir haben kein Geld. Es wird kein Jahr für neue Projekte.“

Auch Unternehmer Jørgen Mads Clausen (Danfoss) fand seinen Weg ins Alsion. Foto: Karin Riggelsen
Der ehemalige Stadtratspolitiker Gerhard Bertelsen begrüßt Bürgermeister Erik Lauritzen und dessen Frau Bente. Foto: Karin Riggelsen

Braucht Sonderburg nach all den Jahren des Bauens und der Großveranstaltungen eine Atempause, eine Phase, in der weniger passiert?
„Ich denke nicht, dass weniger passiert. Wir haben so viel angekurbelt und in Gang gesetzt! Aber es werden zunächst keine neuen Projekte erarbeitet. Wir haben genug damit zu tun, all die bereits existierenden Projekte umzusetzen. Die beschlossenen Radwege, das Nordborg Resort, die Entwicklung an der Sundgade oder der verabschiedete Masterplan für Augustenburg – mit all dem, was wir noch umzusetzen haben, finde ich nicht, dass man von einer Atempause sprechen kann. Aber es wird kein Jahr, in dem wir neue Dinge angehen. Es geht darum, die existierenden Projekte umzusetzen.“

 

Wie hältst du die Balance zwischen Arbeit, Politik und Erholung nach Feierabend?
„Ich habe eine ganz, ganz tolle Verwaltung, die mir viel abnimmt. Ich erhalte viele E-Mails von Bürgern, die mir Vorfragen senden, und die Verwaltung hilft mir, diese Fragen zu beantworten. Da geht es um neue Bürgersteige oder vergessene Kantsteine oder um einen Tunnel, der nicht barrierefrei ist. Das sind oft wichtige Hinweise, denen man Aufmerksamkeit schenken muss. Ich schaue mir das bis 20 Uhr an und dann lege ich mein Handy weg. Generell nerven mich Anfragen von Bürgern überhaupt nicht. Im Gegenteil – so erfahren wir, wie es im Alltag läuft.“

Auf welches kulturelle Erlebnis in der Kommune freust du dich 2023 am meisten?
„Ich gehe regelmäßig zu Konzerten im Mühlenpark, und ich habe Karten für Simply Red im Juni. Das wird toll.“

Kirsten Bachmann während des Interviews im Alsion Foto: Karin Riggelsen
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