Die Woche am Alsensund

„Im Laufe des Lebens“

Im Laufe des Lebens

Im Laufe des Lebens

Sonderburg/Sønderborg
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Journalistin Sara Eskildsen hat über diese Woche am Alsensund nachgedacht. Foto: Karin Riggelsen

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Dass jede Reise mit einem allerersten Schritt beginnt, wird in dieser Woche am Alsensund mit Blick auf den bevorstehenden Royal Run besonders deutlich, findet Kolumnistin Sara Wasmund.

Diese Woche gab es am Alsensund ein dominierendes Thema: der bevorstehende Royal Run in Sonderburg. Kronprinz Frederik hatte den Wettlauf 2018 anlässlich seines 50. Geburtstags ins Leben gerufen, 2021 wird dem gemeinschaftlichen Joggen nun auch in Sonderburg die Krone aufgesetzt.

Der Kronprinz eröffnet das Event am Sonntagvormittag in Sonderburg und läuft eine Meile am Alsensund mit. Rund 18.000 Teilnehmer werden erwartet, und ich bin mehr als gespannt, wie die Kommune Verkehrs- und Menschenströme in den Griff bekommt.

Wir werden sehen, wie es am Sonntag läuft – und was nicht

Seit Tagen werden Parkplätze vor der Stadt abgesteckt, am Sonntag wird die Sonderburger Innenstadt total für den Verkehr gesperrt, und ich frage mich, ob sich der Anreiseverkehr wohl bis zur Autobahnabfahrt Düppel oder gar bis nach Wester-Satrup zurückstauen wird.

Der Royal Run gilt als kleine Generalprobe für die Tour de France 2022, die nächstes Jahr durch Sonderburg rollt. Wir werden sehen, wie es am Sonntag läuft – und was nicht.

In der Regel werden wir Pressevertreter Stunden vor dem eigentlichen Ereignis kontrolliert, in kleine Gruppen eingeteilt und irgendwo abgestellt. Meistens an einem Ort, wo es besonders zugig ist.

Sara Wasmund, Kolumnistin

Die Teilnahme eines Promis, und in diesem Fall eines Promiprinzen, macht das Ganze noch komplizierter. Es bedeutet für uns Journalisten und Fotografen: Mit langen Wartezeiten ist zu rechnen. Es ist immer das Gleiche. Sobald ein Mitglied des Königshauses involviert ist, wird nicht nur der rote Teppich, sondern auch ein meterlanges Protokoll ausgerollt.

In der Regel werden wir Pressevertreter Stunden vor dem eigentlichen Ereignis kontrolliert, in kleine Gruppen eingeteilt und irgendwo abgestellt. Meistens an einem Ort, wo es besonders zugig ist und an dem wir, eingezäunt wie eine kleine Schafherde, darauf warten, dass der bekannte Mensch schweigend an uns vorbeigeht.

Auf dass Kelch und Kronprinz schnell vorübergehen

Dann stehen wir da, vom Winde verweht und zerzaust hinter unserer Absperrung und warten, dass nicht nur dieser Kelch, sondern am Sonntag dann auch der Kronprinz möglichst schnell an uns vorübergeht, während die Kameras im Sekundentakt klicken.

Spontane Fragen aus der Schafherde sind absolut unerwünscht, und es wird vorab genau mitgeteilt, in welchem Zeitfenster und an welchem „Pressepool“ wir wann und in welcher Reihenfolge Fragen stellen dürfen. Falls überhaupt.

Beim Royal Run dürfen Pressevertreter nicht einfach so frei rumlaufen, wir werden in vier verschiedene Pressepools gesteckt. Foto: Kommune Sønderborg

Zum Glück stehen wir Journalisten normalerweise nicht einfach nur schweigend in der Gegend rum. Und so gab es auch in dieser Woche am Alsensund noch jede Menge anderer Themen und Termine, wo ich Fragen stellen durfte, ohne mich an ein Minutenprotokoll halten zu müssen.

Bei der Eröffnung der Bürgerberatung im Wohnviertel Stenbjergparken beispielsweise. Die Gegend gilt als Problemviertel, manche sprechen sogar von einem Ghetto. Die Kommune jedenfalls will die Lebensqualität vor Ort steigern und sagt: Wenn der Bürger nicht zum Jobberater kommt, kommt der Jobberater eben zu den Bewohnern, das war schließlich schon mit dem Berg und dem Propheten so.

Propheten vom Jobcenter kommen zum Steinberg

Nun kommen die kommunalen Propheten vom Jobcenter zum Steinberg und arbeiten daran, dass es mit der Arbeitslosigkeit vor Ort weiter bergab geht. Der erste Schritt beginnt in diesem Fall für die Anwohner mit einem Besuch im Beratungsbüro, das nun mitten in einem der Hochhäuser liegt.

Ein erstes Aufraffen. Erstes Formulieren von Ideen. Ich-denk-mal-drüber-nach-Spaziergänge. Ein erstes Gespräch über Pläne. Ein erster Anruf. Soll ich? Eine erste Anfrage per Mail. Ein erster Klick auf eine Internetseite.

Sara Wasmund, Journalistin

Erste Schritte sind nicht nur bei Kleinkindern etwas Besonderes. Ohne genau zu wissen, was kommt und wohin man gehen wird, erfordern sie vor allem Neugierde. Nicht mehr stillstehen, nicht mehr stillsitzen, nicht mehr nur krabbeln wollen.

Ein erstes Aufraffen. Erstes Formulieren von Ideen. Ich-denk-mal-drüber-nach-Spaziergänge. Ein erstes Gespräch über Pläne. Ein erster Anruf. Soll ich? Eine erste Anfrage per Mail. Ein erster Klick auf eine Internetseite. Informationen einholen. Zum ersten Mal die Joggingschuhe anziehen und loslaufen.

Daraufhin folgen in der Regel die nächsten und entscheidenden Schritte, auch Fortschritte genannt. Entscheidungen werden getroffen, Lebenswege und Laufstrecken geplant, Teilnehmerformulare ausgefüllt, Reisen gebucht, Verträge abgeschlossen und Richtungen festgelegt.

Ohne erste Schritte geht am Ende gar nichts

Jeder Teilnehmer des Royal Run hat irgendwann seine ersten Laufversuche absolviert. Auch für Kronprinz Frederik gab es eine allererste Joggingrunde, lange bevor er eine landesweite Sportveranstaltung ins Leben gerufen hat. Ob Königin Margrethe ihm damals die Schnürsenkel gebunden hat?

Erste Schritte sind meistens nicht öffentlich. Ohne sie geht am Ende aber gar nichts. Dinge geschehen im Laufe des Lebens und nicht im Stillstand des Lebens. Der Royal Run ist für Sonderburg und so manchen Teilnehmer eine Herausforderung  – und beginnt wie alles im Leben mit dem allerersten Schritt.

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