Die Woche am Alsensund
„Bienenkönigin müsste man sein“
Bienenkönigin müsste man sein
Bienenkönigin müsste man sein
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Ist es asozial, im Energiekrisen-Winter in die Sauna zu gehen oder im Spa zu plantschen? In dieser Woche am Alsensund fand Kolumnistin Sara Eskildsen inmitten einer kalten Welt erstaunliche Einsichten in einem Bienenstock.
In dieser Woche am Alsensund führte ein Weg durch den Starkregen zur Förde-Schule, wo in der Themenwoche die Natur im Mittelpunkt stand. Auf dem Stundenplan der zweiten Klassen stand Imker Volkmar, und ich fuhr im schönsten Herbstregenwetter gen Gravenstein (Gråsten).
Mit Blick auf die daniederströmenden Wassermengen und einen garstigen Wind aus dem Norden fiel mir sofort eine Frage ein, die sich wenig später zur Überschrift mauserte: Was machen Bienen, wenn es regnet?
Hobby-Imker Volkmar Koch, der seit seiner Pensionierung als Schulleiter Bienen mit Zuckermasse statt Kinder mit Wissen füttert, erzählte von seiner Arbeit mit den Völkern der Apis mellifera, der Europäischen Honigbiene.
Geschlechtergerechtigkeit gibts im Bienenstock nicht
Wie so oft bei Vorträgen und Interviews wurde mir prompt deutlich, wie viel ich eigentlich nicht weiß. Hätte ich den Kindern erklären können, wie genau die Bienen in ihrem Wabensystem Honig produzieren? Bestimmt nicht. Und so hörte ich ebenso gebannt zu wie die Zweitklässler und meldete mich brav, um meine Fragen zu stellen.
Die Fakten waren erstaunlich. Kommt man als Sommerbiene zur Welt, wird man lediglich 35 Tage alt. Da heißt es jeden Tag auf der Blumenwiese genießen. Wer als Winterbiene schlüpft, lebt rund sieben Monate. Und mit Geschlechtergerechtigkeit haben die Bienen nicht viel am Hut: Das Volk setzt kurz vor dem Herbst alle Männer vor die Tür und lebt den Winter lang in einer Frauenkommune.
Ob in der Sauna, im Kollegenkreis oder in der Familie: In einer Welt, in der die Kälte zunehmend zum Problem wird, obwohl die globale Durchschnittstemperatur steigt, ist das Zusammenrücken in Krisenzeiten eine Taktik, die nicht nur den Bienen hilft.
Sara Eskildsen, Kolumnistin
Mich interessierte vorwiegend, wie die Bienen miteinander kommunizieren. Die überraschende Antwort: Sie tanzen.
Sofort musste ich an meine Schulfreundin Johanna denken, die damals von der Waldorfschule ans Gymnasium wechselte. Sie hatte im Eurythmie-Unterricht gelernt, ihren Namen zu tanzen. Eine Fähigkeit, die ihr später den Weg zur Stewardess ebnete. Keiner präsentierte die Sicherheitsweste an Bord so schön schwingend wie Johanna.
Dass Bienen sich tanzend den Weg zur besten Blumenwiese erklären, war für mich die schönste Information in einer Woche, in der Ostsee-Pipelines in die Luft gingen, Menschen in den Kriegsdienst gezwungen wurden und Familien ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen konnten.
Während in Europa Gas knapp und Strom immer teurer wird, muss sich auch die Kommune Sonderburg überlegen, wie sie damit umgeht. Und so stand bei der jüngsten Sitzung des Ökonomieausschusses das allseits präsente Thema auf der Tagesordnung: Energie sparen.
Sollte man die Saunen abschalten?
Die Kommune hat in dieser Angelegenheit einiges zu tun, immerhin betreibt sie neben Straßenlaternen und Kindergärten auch Schwimmbäder und andere Stromfresser. Sollte man die Saunen in diesem Jahr nicht lieber abschalten? Ist es geradezu asozial, wenn man mitten im Energiekrisen-Herbst in einen aufgeheizten Holzverschlag geht, um zu schwitzen?
Mit Blick auf den Gesundheitsaspekt des Saunierens und die neuen Zahlen der stark gestiegenen Krankentage innerhalb kommunaler Angestellter dürfte die Frage aber nicht so einfach zu beantworten sein.
Ob in der Sauna, im Kollegenkreis oder in der Familie: In einer Welt, in der die Kälte zunehmend zum Problem wird, obwohl die globale Durchschnittstemperatur steigt, ist das Zusammenrücken in Krisenzeiten eine Taktik, die nicht nur den Bienen hilft.
Denn dank Volkmar weiß ich jetzt: Bienen haben in ihrem Stock im Winter weder Fernwärme noch Gasanschluss, sie haben ihr ganz eigenes Heizsystem: Sie rücken eng zusammen. Nehmen die Königin in die Mitte und summen und brummen so lange mit ihren kleinen Körperchen, bis es im Inneren der Bienentraube 25 Grad warm ist. Bienenkönigin müsste man sein.