Italienisch mal anders

„Das Herz muss dabei sein“

„Das Herz muss dabei sein“

„Das Herz muss dabei sein“

Ruth Nielsen
Ruth Nielsen Lokalredakteurin
Sonderburg/Sønderborg
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Charlotte Jagd
Charlotte Jagd hat ihren Unterrichtsräumen durch diverse Gegenstände eine besondere Atmosphäre gegeben. Foto: Karin Riggelsen

Charlotte Jagt unterrichtet Italienisch als „Gesamtpaket“. Sie bietet Vorträge über Kultur, aber auch Weinverköstigung und arbeitet dabei mit dem Café Kisling zusammen.

Als Charlotte Jagd die hinteren Räumen in der Perlegade 51 sah, wusste sie,  das sind die richtigen, um ihre Idee eines andersartigen Sprachunterrichts umzusetzen.

Sie unterrichtet Italienisch, hat das einige Jahre in der Regie der Abendschulen getan, in büroähnlichen Räumen, was ihr nicht behagte. Sie will alle  Sinne ansprechen, die auch durch die Einrichtung stimuliert werden können. So ist sie in Secondhandläden fündig geworden, hat altmodische, in dunklem Holz  hergestellte  Wohnzimmertische erworben, die genauso gut in einer alten Villa in  Rom   oder Florenz stehen  könnten. Daran erinnert auch der geflieste Boden. Die Wände im Unterrichtsraum sind noch leer, Charlotte  ist auf der Suche nach alten Plakaten über Sehenswürdigkeiten oder zu Filmen.

„Das Herz muss dabei sein“

Im Pausenraum ist das mit dunkelrotem Stoff  bezogene Sofa Blickfang, wie auch das Regal mit  Literatur zur Geschichte und   zu Städten wie Pompeji und Florenz.  Am Eingang steht eine Riesenschüssel mit Korken. Diese hat ihr Vater gesammelt.  Die Sinne sollen  auch durch Wein und natürlich Musik  angeregt werden.  „Alles inklusive, das Herz muss dabei sein“, sagt  sie zur stark italienisch  angehauchten Atmosphäre ihrer Unterrichtsstätte.

Im Pausenraum, der einem Wohnzimmer gleicht, kann der Teilnehmer   Kaffee trinken, der  frisch    vom  Barristo Michael Kisling geliefert wird. Mit ihm arbeitet   Charlotte zusammen, geplant sind z. B. Weinverköstigungen. Die studierte Kunsthistorikerin möchte zudem Vorträge über italienische  Kunst und Kultur geben, bei Bedarf auch auf Italienisch.    Sie kann sich auch  Wochenendkurse für Italienreisende vorstellen,   die mehr über Land und Leute, Essen, Weine, Restaurants  und Sehenswürdigkeiten ihres Reiseziels   erfahren möchten.

Sie wird ihnen auch  Grundkenntnisse des Italienischen beibringen, damit sie sich etwas bestellen können.   „Aber die Italiener  sind so kundenbeflissen, dass sie Englisch reden. Ich kann da nur zu meinen Kursteilnehmern sagen, bleibt am Ball, sprecht Italienisch“, erzählt sie lachend.

„Bindest du  einem Italiener die Arme auf dem Rücken, kann er nicht sprechen“

Vor einer Woche hat sie die Tür ihrer   Schule „Senso Unico“ geöffnet. In acht Kursen unterrichtet sie 55 Teilnehmer, die meisten „Stammkunden“. Sie ist flexibel und denkt auch an Vormittagsunterricht für Leute, die  abends nicht gerne rausgehen.   

Charlotte spricht das Italienisch der Toscana, dort soll die Sprache geboren sein.  Zusätzlich erklärt sie   Gesten, die zum Verständnis der Situation beitragen: „Bindest du  einem Italiener die Arme auf dem Rücken, kann er nicht sprechen“, heißt es in Italien.  Das unterstreicht, wie notwendig Gesten für das Gespräch sind.   Praktisch ist der ganze Körper involviert.

Das tut auch Charlotte. Schließlich hat sie es gelernt: Sie hat   in Aarhus  Kunstgeschichte studiert, danach zwei Jahre in Florenz. „Und wie es nun mal so ist“, sagt sie, hatte sie sich  verliebt und blieb sechs Jahre. Nach ihrer Rückkehr  hat sie Italienisch als Nebenfach an der Universität studiert.  „Damit hatte ich es schwarz auf weiß, dass ich es kann.“

Dass Italien bei Dänen so populär  ist, erklärt sie mit der italienischen Mentalität: „Du fühlst dich willkommen. Italiener sind Touristen gegenüber sehr offen, damit man sich   gut fühlt. Aber auch  wegen der italienischen Gastronomie, die ist vielleicht nicht mit der französischen zu vergleichen, aber sie ist ehrlich, reine Waren, ohne Schnickschnack.    Das gilt auch für  Weine, die etwas Stimmiges haben. Darüber hinaus sind 60 Prozent des Weltkulturerbes in Italien zu finden. Ich werde oft gefragt, ob der Kurs nicht mit einer Italienreise beendet werden kann. Vielleicht, wer weiß?“

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