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„Ich fühle mich am besten, wenn ich die Gitarre in der Hand habe“
„Ich fühle mich am besten, wenn ich die Gitarre in der Hand habe“
„Fühl mich am besten mit Gitarre in der Hand“

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Musik ist für Jesper Westergaard seit 13 Jahren der Traumberuf. Jetzt komponiert er neben Liedern auf Englisch und Dänisch auch auf Deutsch.
Jesper Westergaard ist Publikum gewohnt. Ob bei Firmen-Events auf Sylt, beim jährlichen Knivsberg-Fest, im Café Kisling in Sonderburg, oder auch der Einweihung des Deutschen Museum Nordschleswig. Der am Musikkonservatorium in Aarhus ausgebildete Musiker sorgt mit akustischem Pop und einer frischen Prise Soul für gute Stimmung.
Man spürt es sofort: dieser Nordschleswiger aus der deutschen Minderheit liebt die Musik.
In der Musikschule Bau
Was für den 37-jährigen gebürtigen Pattburger einst als Vorschlag der Eltern mit Gitarrenunterricht in der Musikschule in Bau begann, ist für ihn schon seit vielen Jahren das A und O.
„Seit 13 Jahren ist die Musik mein Traumberuf. Seitdem ich wieder in Nordschleswig wohne, spiele ich ausschließlich bei Soloauftritten. So ist die Gitarre meine Band“, gibt er lächelnd zu.
Die Gitarre ist nach rundgerechnet 10.000 Stunden Training mit schmerzenden Fingerkuppen und einer harten Haut an den Fingern heute etwas, was er ganz und gar nicht missen will. Hartes Training hat sich bei ihm bewährt.
„Ich fühle mich am besten, wenn ich die Gitarre in der Hand habe“, so Westergaard, dessen guter Freund auch eine Art Therapie ist. Mit einer Gitarre kann er wieder runterkommen, wie er erklärt.

Ein zweites Standbein
Für Jesper Westergaard ging es nach seiner dreijährigen Ausbildung am Musikkonservatorium Aarhus nach Kopenhagen (København). Dort hat acht Jahre lang ganz viel Musik gemacht und nebenbei als Barkeeper noch Geld verdient.
Der Bob-Dylan-Fan besann sich dann: Er ging zur Universität, um dort drei Jahre lang seine Englischkenntnisse zu verbessern. „So habe ich ein zweites Standbein bekommen“, so der Vollblutmusiker. Er ist Copywriter für online und unterrichtet in der Abendschule Gitarre und Gesang.
Lust auf Deutsch
Aber seine Konzerte und die Kompositionen sind für ihn ein Lebensstil.
Jesper Westergaard singt populäre Lieder von anderen und komponiert selbst. Bislang waren die Texte immer auf Dänisch oder Englisch. Nun hat er sich auf seine deutschen Wurzeln besonnen.

„Ich habe einfach Lust gekriegt, deutsch zu schreiben“, so Westergaard, der vier seiner neuen deutschsprachigen Kompositionen auch spontan beim diesjährigen Festival Back To The Roots in Schelde (Skelde) präsentierte. Das Publikum war begeistert. „Ich habe auch super viel positives Feedback von den Dänen erhalten“, so Jesper Westergaard.
Hauptthemen in seinen Liedern ist das, was die Menschen bewegt. Bei sich ist es momentan Liebe/Beziehung,Familie und das Erwachsenwerden.
Abenteuer endet in Sonderburg
Sein Herz gehört der Musik – aber nicht nur den schönen Klängen. Sayora, die er in Istanbul kennen gelernt hat, ist seine große Liebe. Das Ehepaar lebt mit der vierjährigen Tochter Safia gleich gegenüber vom Deutschen Kindergarten am Kærvej in Sonderburg. Die beiden hatten ein Jahr lang eine Fernbeziehung, bevor Jesper zu ihr in die Türkei zog.
Unruhen 2016 in der Türkei brachten die beiden allerdings schneller als erwartet nach Nordschleswig: „So endete das Auslandsabenteuer hier am Alsensund“, so Jesper Westergaard. Die Eheleute, die 2016 heirateten, unterhalten sich auf Englisch, Safia besucht den deutschen Kindergarten und Mutter Sayora ist Yoga-Lehrerin.
Solo ist für ihn richtig
Mit verschiedenen Bands war Westergaard unter anderem in England und Spanien unterwegs. „Es ist ja immer witzig, wenn man mit Kumpeln unterwegs ist. Aber das mit einer ganzen Band hat auch Nachteile“, meint der Musiker, der im Augenblick sein Solo-Dasein und damit auch die Unabhängigkeit wertschätzt. Seine Konzerte sind familienfreundlich. Es sind Intimkonzerte, bei denen er das Publikum beobachten kann.
„Ich bin immer nervös. Aber man lernt, mit der Nervosität umzugehen. Sich selbst zu überwinden. Aber man wünscht sich ja immer, dass etwas richtig gut wird.
Jesper Westergaard, Musiker
Hätte er die Wahl, würde er 500 bis 1.000 Zuhörer in einem Club einem vollen Stadion vorziehen. Und er hofft natürlich in Zukunft die Wahl zu haben. „Diese Form finde ich einfach interessanter“, so Jesper Westergaard.
Er würde gern von seiner Musik leben können, natürlich auch mit Familie. Als junger Mann hat er geschwommen, Fußball gespielt und Bücher gelesen. „Jetzt bin ich der Vater, aber werde auch immer Musiker sein“, so Jesper Westergaard.
Nervös vor jedem Auftritt
Für Jesper Westergaard zählen nach mehreren Corona-Jahren Auftritte in Dänemark und Deutschland wieder zum Alltag. Mit links macht er das aber auch nicht: „Ich bin immer nervös. Aber man lernt, mit der Nervosität umzugehen. Sich selbst zu überwinden. Aber man wünscht sich ja immer, dass etwas richtig gut wird“, so der engagierte Musiker.

Vor einem Auftritt gemütlich sitzen und smalltalken ist bei Westergaard nicht drin. Er weiß aber auch, dass andere Künstler vor einem Auftritt mit ihren Nerven zu kämpfen haben.
Zwei Wochen Retreat
Für den Musiker, der mit Yoga seinen Rücken in Schach hält, ist Meditation eine gute Sache. „So lernt man sich besser kennen“, stellt der Familienvater fest.
Westergaard mag das Abtauchen. So war er einmal mit einem jüngeren Bruder 10 Tage lang in einem „Silent Retreat" in Nepal.
Eines seiner neuesten Kompostionen ist „Der Himmel über Sonderburg".