Vortrag

Wann ist ein Glas Wein am Abend zu viel?

Wann ist ein Glas Wein am Abend zu viel?

Wann ist ein Glas Wein am Abend zu viel?

Sonderburg/Sønderborg
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Wenn aus Genuss Abhängigkeit wird: Der Älterenrat der Kommune Sonderburg klärt auf. Foto: Anders Birch/Ritzau Scanpix

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Ist Alkoholkonsum bei Älteren ein Problem? Der Sonderburger Älterenrat spricht das Thema mit einem Vortrag offen an. Dieter Jessen erzählt als zweiter Vorsitzender, warum.

Ein Glas Wein zum Kochen. Ein weiteres zum Essen und anschließend mit frisch aufgefülltem Glas in den Lehnstuhl zum Fernsehen – wann wird aus Genuss Abhängigkeit, und was kann man tun, wenn man nicht mehr ohne sein will?

Diesen Fragen geht der Älterenrat der Kommune Sonderburg nach. Der Rat hat das Thema Alkoholmissbrauch im Alter aufgegriffen – und beleuchtet es mit einem Vortrag im Multikulturhaus.

Was das „Lösungsmittel Alkohol“ im Körper anrichtet

Am Montag, 23. Januar, spricht Suchtexpertin Anette Søgaard Nielsen auf Einladung des Älterenrats im Sonderburger Multikulturhaus darüber, was das „Lösungsmittel Alkohol“ im Körper anrichtet – und wie man Abhängigkeiten erkennen und ihnen begegnen kann.

„Alkoholmissbrauch im Alter ist ein wichtiges Thema, auf das der Älterenrat bei einem Vortrag im Missbrauchscenter aufmerksam geworden ist“, sagt Dieter Jessen, zweiter Vorsitzender des Rats.

Dieter Jessen ist für vier Jahre in den Älterenrat gewählt worden. Foto: Sara Eskildsen

Was, wenn man beispielsweise schon am Nachmittag ein Glas Wein trinkt? Wir wollen darüber sprechen, wann man beginnen sollte, seinen Alkoholkonsum näher zu betrachten.

Dieter Jessen, Vize-Vorsitzender

„Alkoholkonsum ist ein fester Bestandteil unserer Kultur, und im Grunde ist gegen ein Glas Wein am Abend nichts einzuwenden. Aber was, wenn der Übergang schleichend ist und man plötzlich nicht mehr ohne sein will? Wenn man beispielsweise schon am Nachmittag ein Glas Wein trinkt? Wir wollen darüber sprechen, wann man beginnen sollte, seinen Alkoholkonsum näher zu betrachten.“

Wann ist es zu viel?

Oft sei es den Menschen nicht bewusst, dass sie zu viel trinken, sagt Jessen.  „Vor allem, wenn man Wein aus Pappkartons trinkt. Da ist es manchmal schwer einzuschätzen, wie viel man eigentlich getrunken hat.“

Wann ist das eine Glas zu viel? „Wenn man ehrlich ist, merkt man selbst, ob man es haben muss. Dann gibt es die Faustregeln der Gesundheitsbehörde“, sagt Dieter Jessen.

Zehn Einheiten pro Woche sind normal

  • Die dänische Gesundheitsbehörde schreibt: Erwachsene sollten höchstens zehn Einheiten („genstande“) Alkohol pro Woche konsumieren. „In Dänemark ist es normal, an drei Tagen der Woche Alkohol zu trinken. Trinkt man zehn Einheiten, verteilt über drei Tage in der Woche, besteht für eine durchschnittliche Person bereits ein 1 bis 2 Prozent höheres Risiko, an einer Krankheit zu sterben, die mit Alkoholkonsum zu begründen ist.“
  • Ein Bier (300 ml) ist ebenso eine Einheit wie ein Glas Wein (120 ml) oder ein Glas Schnaps (40 ml).
  • Jährlich sterben 3.000 Menschen in Dänemark, bei denen Alkohol als haupt- oder nebensächliche Todesursache gilt.
  • Mehr dazu auf der Internetseite der Gesundheitsbehörde hier.

Dass der Älterenrat Themen wie Alkoholismus anspricht, liegt daran, dass die neun demokratisch gewählten Vertreterinnen und Vertreter des Rats dafür zuständig sind, die Lebensqualität der Menschen über 60 zu verbessern.

Rat arbeitet für gute Rahmenbedingungen für Ältere

Dieter Jessen ist seit dem 1. Januar 2022 Mitglied des Rates. Als zweiter Vorsitzender hatte er im vergangenen Jahr über 40 Termine. In Zusammenarbeit mit den zuständigen Instanzen der Kommune, Organisationen und sozialen Einrichtungen sorgt der Älterenrat dafür, dass die Rahmenbedingungen stimmen.

Der Älterenrat aus Sonderburg zu Gast beim Treffen der Repräsentanten und Repräsentantinnen von „Danske Ældreråd“ in Nyborg Foto: Privat

Dieter Jessen hat mit Stadtratspolitikern und Ausschussvorsitzenden gesprochen, hat Vereine besucht und mit Menschen geredet, die pflegebedürftig und auf Hilfe angewiesen sind.

„Die Zusammenarbeit mit der Kommune ist sehr gut. Wir werden bei aktuellen Themen einbezogen, beispielsweise bei der Frage, inwieweit der öffentliche Nahverkehr wegen der Sparmaßnahmen eingeschränkt wird.

2023 will sich der Älterenrat mit Themen wie Einsamkeit und Bewegung im Alter beschäftigen, auch der Umgang mit Demenz und die Nutzung von intelligenten Hilfsmitteln in der Heimpflege werden beleuchtet.

Niemand gibt gerne zu, dass die eigene Erinnerung schlechter wird, aber das Problem zu verdrängen macht es nur schlimmer.

Dieter Jessen, Vertreter im Älterenrat

„Beim Thema Demenz geht es uns darum, dass Betroffene und Angehörige ehrlich und offen darüber reden. Niemand gibt gerne zu, dass die eigene Erinnerung schlechter wird, aber das Problem zu verdrängen, macht es nur schlimmer. Wir möchten dazu beitragen, dass sich Menschen mit dem Thema auseinandersetzen und wir alle lernen, was zu tun ist, wenn wir betroffen sind“, sagt Dieter Jessen.

Stadtratsunterlagen auf Themen durchleuchten

Als ehemaliger Stadtratspolitiker ist er mit dem Lesen von Ausschusspapieren vertraut. Eine Aufgabe, die er als Ratsmitglied geerbt hat. „Ich bin für den Ausschuss für Technik, Stadt und Wohnen zuständig. Also jedes Mal, wenn der Ausschuss tagt, gehe ich die Unterlagen durch und schaue, ob ein Thema auf der Tagesordnung steht, dass die älteren Menschen in der Kommune betrifft“, erzählt Dieter Jessen.

Dieter Jessen spricht als Vertreter des Älterenrats beim Sankt-Hans-Abend im Pflegeheim Tangshave. Foto: Privat

Wer sich auf Einladung des Älterenrats über das Thema Alkoholkonsum informieren will: Der Vortrag mit Anette Søgaard Nielsen beginnt am Montag, 23. Januar, um 13 Uhr im Saal des Multikulturhauses.

Das Missbrauchscenter ist auch dabei

Auch die Leiterin des Sonderburger Missbrauchscenters, Lone Tietgen, wird dabei sein und praktische Tipps und Informationen weitergeben. Der Nachmittag endet mit einem Auftritt des Apenrader Shantychors.

 

 

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Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
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