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Montagabend in Norburg: Gemeinsam durchs Leben gehen

Montagabend in Norburg: Gemeinsam durchs Leben gehen

Montagabend in Norburg: Gemeinsam durchs Leben gehen

Norburg/Nordborg
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Eine Gruppe des Norburger Lauf-Vereins unterwegs auf ihrer Montagstour Foto: Sara Eskildsen

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Jeden Montagabend treffen sich in Norburg Menschen mit körperlichen und psychischen Herausforderungen zum gemeinsamen Gang durch die Stadt. Verein und Kommune gehen bei diesem Projekt Hand in Hand.

Während die Sonne untergeht und die Dunkelheit hereinbricht, sammelt sich eine Gruppe Menschen vor dem Norburger Sportcenter. Die neongelben Westen leuchten, die Stimmung ist energiegeladen.

Wie jeden Montagabend um 16.30 Uhr treffen sich rund 20 Mitglieder des Norburger Vereins „Nordborg Løbeklub“, um gemeinsam durch die Stadt zu gehen.

Kommune und Verein gehen Hand in Hand

Es ist ein Angebot für Menschen mit körperlichen und psychischen Herausforderungen. Kommune und Verein gehen mit dem Projekt „Sportpädagogische Assistenz“ seit Frühjahr 2020 und noch bis Ende 2022 Hand in Hand.

Ziel des Projekts ist es, Menschen mit Behinderungen in das lokale Vereinsleben zu integrieren. Es gibt mittlerweile Angebote in der ganzen Kommune: Geh-Gruppen, Handball- und Fußballteams, Badminton und Reiten.

Eine extra zugeschnittene Gruppe ist oft ein guter Ausgangspunkt für Menschen mit besonderen Herausforderungen. Über den direkten Kontakt zum Verein kann man dann den nächsten Schritt machen, hinein in eines der gewöhnlichen Vereinsangebote.

Frederik Jensen, Sportmitarbeiter

In Norburg gibt es die Geh-Gruppe seit Mai 2021. Der Gang dauert 45 Minuten bis eine Stunde und erstreckt sich über drei bis vier Kilometer.

Gemeinschaft und Bewegung

Viele der Teilnehmenden leben in kommunalen Wohnangeboten auf Nordalsen (Nordals). Für sie ist der Spaziergang eine Möglichkeit, Gemeinschaft mit anderen Menschen zu haben – und sich dabei zu bewegen.

Projektmitarbeiter Frederik Jensen erläutert das Projekt. „Eine extra zugeschnittene Gruppe ist oft ein guter Ausgangspunkt für Menschen mit besonderen Herausforderungen. Über den direkten Kontakt zum Verein kann man dann den nächsten Schritt machen, hinein in eines der gewöhnlichen Vereinsangebote, wenn man möchte und es sich zutraut.“

Gruppenbild vor dem Sportcenter, dann setzen sich die Teilnehmenden in zwei Gruppen in Bewegung. Foto: Sara Eskildsen

Für manche Teilnehmenden ist der sportliche Gang durch die Stadt einer der Höhepunkte der Woche. „Ich mag es, montags eine Runde zu gehen, und am Dienstag bin ich beim Badminton dabei“, sagt Kim Ehlert Jensen. „Man ist zusammen mit anderen, das ist für mich das Wichtigste.“

Auch Eva Nielsen Wagner ist dabei. Seit Mai vergangenen Jahres ist sie Hilfstrainerin der Gruppe – auch dienstags beim Badminton. Über den Stadionvej setzt sich ihre Gruppe Richtung Rypevej in Bewegung, und Eva erzählt von ihrem Weg mit dem Projekt.

„Ich bin hängen geblieben“

„Mein Sohn hatte mehrere Diagnosen. Frederik von der Kommune war zu Besuch bei meinem Sohn, und so erfuhren wir von dem Angebot. Da haben wir besprochen, dass mein Sohn mitmacht. Und weil er etwas schüchtern ist, was andere Menschen angeht, bin ich die ersten Male mitgegangen ­– und ich gehe immer noch mit“, lacht Eva, „ich bin hängen geblieben.“

Eva Nielsen Wagner (l.) begleitet die Geh-Gruppe als Hilfstrainerin. Foto: Sara Eskildsen

Irgendwann wurde Eva Nielsen Wagner gefragt, ob sie auch beim Badminton als Hilfstrainerin mitmachen wolle, und so wurde sie zu einer wichtigen Stütze im Verein.

Bewegung für Menschen mit Gehbehinderung

„Es ist leichter, gemeinsam in Bewegung zu kommen – und weitaus gemütlicher zusammen“, sagt Eva Nielsen Wagner. „Meinem Rücken tut es außerdem sehr gut, sich zu bewegen.“

Sie begleitet die langsame Gruppe, in der auch Menschen mit Gehbehinderung mithalten können. „Die Leute kommen raus und erleben soziales Miteinander auf eine andere Weise. Das ist gesund für Geist und Körper.“

Sportmitarbeiter Frederik Jensen Foto: Sara Eskildsen

Vereine mit Menschen in Kontakt bringen – genau das ist Ziel des Projekts, erläutert Frederik Jensen. Außerdem können Herausforderungen gemeinsam bewältigt werden, und es gibt ein gemeinsames Ziel: den Norburger Marathon im August.

Mit Gruppendynamik zum Marathon

Schon 2021 nahm die Gruppe an dem Stadt-Marathon teil. „Viele haben gekämpft, die fünf Kilometer zu bewältigen, einige haben sogar die zehn Kilometer geschafft. Das war ein harter Kampf, aber alle haben es ins Ziel geschafft. Wenn man gemeinsam Ziele erreichen will, gibt das eine andere Dynamik.“

Die körperliche Bewegung spielt dabei ebenso eine Rolle wie der soziale Aspekt, sagt Jensen, der als Sportmitarbeiter der Kommune Sonderburg im Bereich Psychiatrie und Behinderungen tätig ist.

Auf dem Rückweg Richtung Sportcenter Foto: Sara Eskildsen

Für die Vereine sei das Projekt eine gute Möglichkeit, neue Mitglieder zu gewinnen. „Für manche ist es am Anfang eine neue Erfahrung, sich für Menschen mit Behinderungen zu öffnen. Wir helfen dabei und unterstützen die Klubs. Insgesamt erleben wir, dass die Vereine gut mit uns zusammenarbeiten, damit alle die gleichen Voraussetzungen haben.“

Rund 14 Vereine machen beim Projekt mit

Rund 14 Vereine aus der Kommune Sonderburg sind derzeit in Projekte eingebunden, bei denen Menschen mit besonderen Herausforderungen ein zugeschnittenes Angebot erhalten. Weitere Vereine und Angebote seien immer willkommen, sagt Frederik Jensen.

Nach einer knappen Dreiviertelstunde ist der gemeinsame Gang durchs Wohnviertel zu Ende, es folgt ein gemütliches Miteinander am Sportcenter. Raus aus den Wohnheimen und hinein ins Vereinsleben – in Norburg zeigt sich an diesem Montagabend, wie das Projekt der Kommune im Alltag der Menschen angekommen ist.

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