Interview

Cana Buttenschøn: „Frauen müssen ihre Rechte kennen“

Cana Buttenschøn: „Frauen müssen ihre Rechte kennen“

Cana Buttenschøn: „Frauen müssen ihre Rechte kennen“

Sonderburg/Sønderborg
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Ein 12-jähriges Mädchen bei ihrer Hochzeit im indischen Rajgarh Foto: Prakash Hatvalne/AP/Ritzau Scanpix (Archivbild)

Zum internationalen Frauentag kommt Bloggerin und Hebamme Cana Buttenschøn nach Sonderburg. Im Interview mit dem „Nordschleswiger“ erzählt sie vorab, warum das Thema des diesjährigen Frauentages jeden etwas angeht.

„Stoppt Kinderehen und Gewalt gegen Frauen“ – das ist das Thema des diesjährigen Frauentages. Am Sonntag, 8. März, wird der Tag ab 12 Uhr im Hotel Sønderborg Strand gefeiert, arrangiert vom örtlichen Frauenkommitee. Eine Gastrednerin ist die dänische Bloggerin Cana Buttenschøn. Im Interview erzählt sie von ihrer Arbeit als Botschafterin der Organisation „PlanBørnefonden“.

Auf den ersten Blick scheint das Thema Kinderehen sehr weit weg zu sein von der dänischen Gesellschaft. Ist das so?
Cana Buttenschøn:
Für mich geht es bei der Veranstaltung am Sonntag zunächst darum, einen wichtigen Fokus auf Kinderehen zu legen, die weltweit verbreitet sind. Weltweit sehen wir ein ernsthaftes Problem, weltweit will die Organisation „PlanBørnefonden“ Kinderehen stoppen. Ich bin stolz, Botschafterin von „PlanBørnefonden“ sein zu dürfen.

Jede einzelne Minute an jedem einzelnen Tag werden durchschnittlich 23 Frauen unter 18 weltweit verheiratet. In Ländern wie Burkina Faso, Bangladesch oder Mali wird jedes zweite Mädchen verheiratet, bevor es 18 Jahre alt ist. Und das ist natürlich ein großes Problem, für das ich mehr Bewusstsein schaffen will, und das ich beleuchten will.

Ob und in welchem Umfang es Kinderehen in Dänemark gibt, ist für mich schwer zu sagen. Das ist Aufgabe der dänischen Behörden. „PlanBørnefonden“ konzentriert sich auf die Arbeit in den Ländern, in denen man Expertise hat.

 

Cana Buttenschøn setzt sich zusammen mit einer Organisation für Frauenrechte ein. Foto: Martin Sylvest/Ritzau Scanpix

Was tust du als Botschafterin, um zu helfen?
Cana Buttenschøn: Ich nutze meine Stimme als bekannte Person und meinen eigenen Blog sowie mein Instagramprofil, um auf die Bereiche der Arbeit von „PlanBørnefonden“ aufmerksam zu machen, die mir am Herzen liegen. Das gilt zum Beispiel für jene Mädchen, die gegen ihren Willen verheiratet wurden, bevor sie eine Chance hatten, selbst über ihr Leben zu bestimmen.

 


Ein siebenjähriges Mädchen wartet am Tag ihrer Hochzeit in Indien auf ihren Abtransport. Foto: Prakash Hatvalne/AP/Ritzau Scanpix (Archivbild)

Ich habe selbst einige Mädchen getroffen, die als Kinder geheiratet haben, als ich vor einigen Jahren nach Sierra Leone gereist bin.

Dort habe ich zum Beispiel Ramatu getroffen, die als 12-Jährige mit einem Mann verheiratet wurde, den ihre Eltern ausgesucht hatten. Sie wurde schwanger und als 14-jährige Mutter. In der Beziehung mit dem wesentlich älteren Mann wurde sie vergewaltigt und geschlagen, wenn sie sich widersetzte, und als sie schwanger wurde, hat ihr Mann sie vor die Tür gesetzt, weil er sich nicht um sie und das Kind kümmern wollte. Wie sie da saß und ihre Geschichte erzählte, so verletzlich, aber auch so stark, das hat großen Eindruck bei mir hinterlassen.

Als Botschafterin will ich die Partei für Mädchen wie Ramatu ergreifen und auf die Arbeit der Organisation aufmerksam machen, sodass so wenige wie möglich das erleben müssen, was Ramatu erleben musste.

 

Wir sind hier in Dänemark dermaßen privilegiert, dass es für uns selbstverständlich ist. Das ist anderorts auf der Welt nicht der Fall. Aber die Frauen, die Gewalt und Zwangsehe erleben, haben natürlich die gleichen Rechte wie wir. Auch wenn sie in anderen Breitengraden geboren wurden.

Cana Buttenschøn, Bloggerin

Was kann jeder einzelne in der Gesellschaft tun, um Gewalt gegen Frauen und Kinderehen zu bekämpfen?
Cana Buttenschøn:
Ersteinmal müssen wir uns natürlich alle gemeinsam klar und deutlich davon distanzieren. Wenn wir etwas in dieser Richtung mitkriegen, müssen wir es benennen und es näher beleuchten. Mädchen und Frauen müssen ihre Rechte kennen, sowohl hier in Dänemark als auch weltweit – und sie müssen wissen, dass es in keiner Weise in Ordnung ist, dass sie Gewalt erleben. Und dass sie das Recht haben, selbst zu wählen und zu entscheiden, wen sie heiraten wollen.

Wir sind hier in Dänemark dermaßen privilegiert, dass es für uns selbstverständlich ist. Das ist anderorts auf der Welt nicht der Fall. Aber die Frauen, die Gewalt und Zwangsehe erleben, haben natürlich die gleichen Rechte wie wir. Auch wenn sie in anderen Breitengraden geboren wurden. Indem wir darüber sprechen, uns dagegen aussprechen und die Arbeit von Organisationen wie „Zonta“ und „Plan Børnefonden“ unterstützen, können wir mit dazu beitragen, dass mehr Frauen dieser Welt ihre Rechte kennen – und sie durchsetzen können.

 

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