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Der meditierende Fotograf der großen Rockstars

Der meditierende Fotograf der großen Rockstars

Der meditierende Fotograf der großen Rockstars

Kopenhagen
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Søren Solkær im Gespräch mit Iben Maria Zeuthen Foto: Walter Turnowsky

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Søren Solkær aus Blans hat so ziemlich alle, die in der Rockmusik Rang und Namen haben, abgelichtet. Die Meditation habe ihm beigebracht, Porträts zu fotografieren, erzählte er bei einem Gespräch in der Nordschleswigschen Botschaft.

Paul McCartney, U2, Amy Whinehouse, Metallica, The White Stripes – das sind nur einige wenige der Namen, die auf Søren Solkærs Bildern auftreten. Der Weg des eher schüchternen Jungen aus Blans zum Starfotografen führt über eine Kamera der Mutter, eine Reise nach dem Abitur, Meditation in Indien und eine Sonderburger Verbindung.

Und von den Stars hat ihn der Weg nun zu den Staren geführt.

Doch alles schön der Reihe nach.

Kamera der Mutter

Im Heim in Blans besaß die Mutter eine Kamera, die sie bei besonderen Anlässen wie Feiern und Urlauben hervorholte. Klein-Søren hat der Apparat offensichtlich schon früh fasziniert.

Zumindest fragte er einmal die Mutter, ob es denkbar wäre, dass er auch eine Kamera besäße, wenn ein Komet von der Erde aus besonders gut sehen ist. Dieses Ereignis lag zu diesem Zeitpunkt mehr als zehn Jahre in der Zukunft. Diese Anekdote erzählte er in einem Gespräch mit der Journalistin Iben Maria Zeuthen in der Nordschleswigschen Botschaft.

Eine Kamera und Reis

Dass man auch das Fotografieren als Beruf ausüben konnte, wurde ihm erst nach dem Abitur bewusst. Er unternahm gemeinsam mit einem Freund eine Reise in den Fernen Osten. Die 18.000 Kronen für die Reisekosten hatte er sich in der lokalen Schlachterei verdient. In Singapore verwendete er 5.000 Kronen des Geldes für eine Kamera.

Ich habe auch an Türen geklopft, die interessant aussahen, um zu sehen, ob es dahinter spannendes zu fotografieren gibt.

Søren Solkær / Fotograf

„Ich lebte dann von Reis und Bananen, mein Freund konnte Hühnchen essen“, erzählt er.

Die Kamera gab dem schüchternen Jungen den Mut, auf Menschen zuzugehen, um zu fragen, ob er sie fotografieren darf.

„Ich habe auch an Türen geklopft, die interessant aussahen, um zu sehen, ob es dahinter spannendes zu fotografieren gibt.“

Unterwegs traf er einen professionellen australischen Fotografen, der mit seinen Kameras durch die Welt reiste. Damit entstand die Idee, auch diese Karriere anzustreben.

Sune aus Sonderburg

Seine Ausbildung zum Fotografen machte er in Prag. Nach der Rückkehr machte er seine ersten Fotos eines Rockmusikers, nämlich Sune Wagner. Die beiden kannten sich flüchtig, denn Solkærs jüngerer Bruder war an der Sonderburger Staatsschule in derselben Klasse wie Wagner.

Wagner hatte zu diesem Zeitpunkt seine Band „Psyched up Janis“ aufgelöst und arbeitete an seinem neuen Projekt „The Raveonettes“. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Zusammenarbeit, und Solkær ist maßgeblich an dem visuellen Ausdruck der neuen Band beteiligt gewesen.

Doch arbeitete nicht nur Solkær für Wagner, sondern das Umgekehrte war auch der Fall. Nach der Auflösung seiner Band fehlte dem Rockmusiker ein Einkommen, und so arbeitete er eineinhalb Jahre lang als Assistent des Fotografen.

Geschadet hat es Solkær nicht, dass er bei Shootings mit dänischen Bands den schon damals nicht unbedingt unbekannten Wagner dabeihatte.

„Die fanden das wohl recht cool“, berichtet er.

Auf gleicher Wellenlänge

Der Fotograf schaffte auch international den Durchbruch, wobei es ihm nicht nur darum ging Stars zu porträtieren, sondern interessante Menschen. Vor einem Shooting versucht er sich immer, in die Menschen hineinzuversetzen.

So hört er vor den Aufnahmen mit einer Band oder einem Musiker ausschließlich deren Musik.

Dort lernte ich von ihnen, dass ich selbst meditieren musste, um sie fotografieren zu können. Wir mussten uns im selben Zustand befinden.

Søren Solkær, Fotograf

„Ich höre den Melodien und Texten zu, um darin etwas über die Person zu entdecken.“

Dabei hilft ihm die Meditation. Zunächst ist er bei einem Vortrag in einer Bücherei auf Frederiksberg auf eine Yogin gestoßen. Um mehr darüber zu lernen, ging er nach Indien, und begann, die meditierenden Yogi zu fotografieren.

„Dort lernte ich von ihnen, dass ich selbst meditieren musste, um sie fotografieren zu können. Wir mussten uns im selben Zustand befinden“, erläutert Solkær.

Und genau diese Verbindung versucht er auch bei seinen Musiktierporträts herzustellen.

„Im Prinzip mache ich dasselbe. Ich denke, dass es der Grund, weshalb meine Fotos der Stars als ruhiger und stärker nach innen gekehrt beschrieben werden, als die anderer Fotografen.“

„Die Meditation hat mir beigebracht, Porträts zu machen.“

Die Schrift am Himmel

Bei seinem neuesten Projekt ist er zu seinen Wurzeln nach Nordschleswig zurückgekehrt. Er hat das Luftballett der Stare in der Marsch fotografiert. Dabei versucht er, besondere Muster und Formen zu entdecken.

„Es braucht viel Geduld und man muss gleichzeitig 100 Prozent anwesend sein, um im richtigen Moment auf den Auslöser zu drücken. Auch hier versuche ich auf dieselbe Wellenlänge zu kommen, wie das, was sich dort oben abspielt. Für mich ist das eine Sprache am Himmel“.

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