Geschichte

Deutsche Luftfahrtgeschichte mit Sonderburg als Schauplatz

Deutsche Luftfahrtgeschichte mit Sonderburg als Schauplatz

Deutsche Luftfahrtgeschichte mit Sonderburg als Schauplatz

Apenrade/Aabenraa
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Sonderburg erlebte vor 1914 als Teil des deutschen Kaiserreichs einen wahren Bauboom. Auf dem Foto die Marinestation, die später dem dänischem Militär als Kaserne diente. Foto: Museum Sønderjylland

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Das neue Heft der historischen Zeitschrift „Sønderjysk Månedsskrift“ stellt wieder interessante Themen aus der Vergangenheit Nordschleswigs vor. Tausende erlebten 1921 die Auftritte eines Kopenhagener Studentenchors ein Jahr nach der „Wiedervereinigung“.

Das neu erschienene Heft 4 des Jahrgangs 2021 der Zeitschrift „Sønderjysk Månedsskrift“ enthält wieder interessante Beiträge aus der Vergangenheit Nordschleswigs. Besonders sticht in der Schrift des Vereins Historisk Samfund for Sønderjylland“ der Beitrag von Museumsinspektor René Rasmussen heraus, der über das erste Flugzeug in Sonderburg, die „Fritzsche-Etrich-Taube“ berichtet.

Marine-Ober-Ingenieur überflog erstmals Meeresgebiet

Rasmussen, der am Museum Schloss Sonderburg tätig ist, hat akribisch die Umstände des Starts der von Marine-Ober-Ingenieur Carl Loew gelenkten Maschine erforscht, deren Äußeres die Anatomie eines Vogels einschloss. Der Historiker stellt den von ohrenbetäubendem Lärm seines Motors begleiteten Start des von dem in Sonderburg in der kaiserlich deutschen Schiffsarttillerieschule stationierten Konstrukteurs entwickelten Flugzeugs als ein besonderes Kapitel der deutschen Luftfahrtsgeschichte vor. Immerhin wurde mit dem 1911 zunächst zu Testflügen in den Himmel gestiegenen Flugzeug am 18. Juni 1911 erstmal ein Flug über das offene Meer gewagt.

1911 ist erstmals ein Flugzeug in Sonderburg gestartet.Die „Fritzsche-Etrich-Taube" mit Carl Loew am Steuerknüppel schrieb sogar Luftfahrtgeschichte, denn mit ihr wurde erstmals offenes Meer bei einem Flug nach Kiel überquert. Foto: Museum Sønderjylland

 

Mit Loew am Steuerknüppel und Kapitänleutnant Busch als Passagier flog die „Taube“ im Dienst der Marine 68 Kilometer über die Ostsee bis nach Kiel. Dort beteiligten sich Pilot und Maschine an Wettflügen mit anderen Flugzeugen. Der Historiker geht auch darauf ein, dass nur wenige Jahre später weitere Flugzeuge der in Sonderburg eingesetzten Taube im Ersten Weltkrieg zum Einsatz kamen.

 

Einsätze in China

Er berichtet über Einsätze in der deutschen Kolonie Tsingtau 1914 in China, wo auch Seeleute aus Nordschleswig zum Einsatz gekommen sind und Schiffe der Reederei Jebsen aus Apenrade zugegen waren, als die Kolonie von japanischen und britischen Einheiten nach einer Belagerung erobert wurde.

Massen bei Konzerten

Weitere Beiträge im Heft handeln von einer Tournee des Kopenhagener Chores „Studentersangenerne“ durch Nordschleswig ein Jahr nach der „Wiedervereinigung“ des Landeteils mit Dänemark. Die Musiker gaben Konzerte, die von Tausenden Zuhörerinnen und Zuhörern besucht wurden, geprägt noch durch die Freude der dänischen Bevölkerungsmehrheit, die mit ihrem Votum am 10. Februar 1920 für eine Abtretung der ersten Abstimmungszone von Deutschland an Dänemark im Rahmen der Bestimmungen des Friedensvertrags von Versailles gesorgt hatten.

Die Autorin, Museumsinspektorin Elsemarie Dam-Jensen, Leiterin des kulturhistorischen Museums in Tondern, zählt auf, welches Liedgut vorgetragen wurde. Es gibt Zitate aus Konzertkritiken, unter anderem zum Auftritt in der Tonderner „Tonhalle“, deren Akustik nicht ganz ihrem Namen gerecht worden war, aber das Konzert sei auch von deutschen Bürgern Tonderns besucht worden. Auf dem Weg nach Apenrade, wo es ein Festkonzert am „Folkehjem“ in Anwesenheit des dänischen Politikers H. P. Hanssen gab, wurde vom Chor auch der Knivsberg besucht. Wie populär die Auftritte in der Zeit noch ohne Radio oder Fernsehen waren, vermittelt die Angabe im Artikel das bei einer Vorstellung in Kollund nicht weniger als 6.000 Menschen zugegen waren.

Nordschleswiger dreimal in preußischer Uniform im Krieg

Auch die weiteren Artikel im Heft, das an die Mitglieder des geschichtlichen Vereins versendet wird, sind lesenswert. Unter anderem ein Beitrag über einen Nordschleswiger der preußischen Militärdienst leistete und an den Kriegen 1864, 1866 und 1871 teilnahm, bevor er in seine nordschleswigsche Heimat zurückkehrte. Poul-Erik Thomsen befasst sich in seiner Grenzlandchronik mit dem drohenden Abriss des einstigen Herrenhauses und späteren Hotels Krusågård in Krusau. Informationen zum Bezug des Heftes gibt der Verein Historisk Samfund for Sønderjylland auf seiner Homepage oder telefonisch.      

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