Geschichte

Große Düppelgedenkfeier in diesem Jahr wieder möglich

Große Düppelgedenkfeier in diesem Jahr wieder möglich

Große Düppelgedenkfeier in diesem Jahr wieder möglich

Sonderburg/Sønderborg
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2019 fand zuletzt eine größere Feier zur Erinnerung an die Erstürmung der Düppeler Schanzen am 18. April 1864 statt. 2020 und 2021 waren größere Veranstaltungen wegen der Anti-Corona-Vorschriften unmöglich. Foto: Jacob Schulz/jv.dk

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Der Heimwehrdistrikt organisiert am 18. April die Ehrung der Gefallenen durch dänische und deutsche Soldaten am Jahrestag der Erstürmung der Düppeler Schanzen. Die Geschichtszeitschrift „Sønderjysk Månedsskrift“ erinnert an die Tradition des Gedenkens: 1964 kritisierte König Frederik IX. die damalige „Geschichtslosigkeit“.

Erstmals seit 2019 finden am Ostermontag, 18. April, wieder im vollen Umfang Gedenkfeierlichkeiten zu Ehren der 1864 bei der Erstürmung der Düppeler Schanzen umgekommenen dänischen und preußischen Soldaten statt. Aufgrund der Corona-Pandemie gab es 2020 und 2021 nur Zeremonien im kleinen Rahmen unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Trauriger Höhepunkt des Zweiten Schleswigschen Krieges

In Regie des Heimwehrdistrikts Südjütland und Nordschleswig beginnen die Feierlichkeiten zum Gedenken an einen der traurigen Höhepunkte des Zweiten Schleswigschen Krieges um 8 Uhr mit dem Flaggenhissen an der Düppeler Mühle. Bei der Schlacht um die Düppeler Schanzen, die am 18. April mit der Erstürmung der dänischen Festungsanlagen endete, waren 700 dänische und 263 preußische Soldaten ums Leben gekommen.

Die historische Darstellung von Camphausen gibt ein Bild vom blutigen Geschehen am 18. April 1864 vor den Toren Sonderburgs. Foto: Archiv Nordschleswiger

 

Die Gedenkfeierlichkeiten gehen um 10 Uhr mit Kranzniederlegungen an den Gemeinschaftsgräbern an den Schanzen weiter.

Politiker und Politikerin aus Sonderburg und Flensburg dabei

Das Schleswigsche Musikkorps sorgt für die musikalische Umrahmung der Feier, an der auch Sonderburgs Bürgermeister Erik Lauritzen (Sozialdemokraten) und Flensburgs Oberbürgermeisterin Simone Lange (SPD) teilnehmen. Oberst Peter Fausing, Chef des Heimwehrkommandos West, wird das Wort ergreifen und zusammen mit dem Chef des Landeskommandos Schleswig-Holstein, Oberst Axel Schneider, Kränze niederlegen. Soldaten des schleswig-holsteinischen Landeskommandos und des Heeres-Heimwehrkommandos Südjütland und Nordschleswig sind mit Ehrenformationen vertreten.

Gedenkgottesdienst

Der Chef des Heimwehrdistriktes, Oberstleutnant Claus Klaris, leitet die Feierlichkeiten, die mit einem Gedenkgottesdienst in der Sonderburger Marienkirche ab 19 Uhr fortgesetzt werden. Auch dort spielt das Schleswigsche Musikkorps. Nach dem Gedenkgottesdienst findet eine Zusammenkunft in der Sonderburger „Frihedshalle“ statt. Dort wird auch eine Kaffeetafel serviert, und der dänische Generalkonsul in Flensburg, Kim Andersen, wird neben weiteren Personen sprechen. Für Unterhaltung sorgt der „Sønderjysk Pigekor“.  

Historische Zeitschrift würdigt Geschichte des Gedenkens

Die Zeitschrift „Sønderjysk Månedsskrift“ des Geschichtsvereins „Historisk Samfund for Sønderjylland“ erinnert in einem Beitrag ihres Heftes 2/2022 an die erste Düppelgedenkfeier unter Beteiligung deutscher Bundeswehrsoldaten im Jahre 2002. Er geht auch auf dänische Kritik ein, die unter anderem in Leserbriefen geäußert wurde, als 2000 ein Wunsch deutscher ehemaliger Soldaten abgewiesen wurde, der Toten von 1864 gemeinsam mit dem dänischen Militär zu  gedenken.

Zusammenkunft macht Weg für deutsche Delegation frei

Erst eine Zusammenkunft mit dem Sonderburger Bürgermeister A. P. Hansen, dem Vorsitzenden des Bundes Deutscher Nordschleswiger, Hans Heinrich Hansen, und dem ehemaligen „Nordschleswiger“-Chefredakteur Siegfried Matlok brachte einen Durchbruch. Allerdings durften nur unbewaffnete deutsche Soldaten 2002 an der ersten Gemeinschaftsveranstaltung teilnehmen, es durften keine deutschen Fahnen mitgeführt werden und keine deutsche Musik erklingen. Auch eine deutsche Rede war nicht zugelassen.

Der Autor des Beitrags, der frühere Leiter der Unteroffiziersschule in Sonderburg von 1999 bis 2005, Oberstleutnant Jens Peter Rasmussen, geht auch auf Proteste, unter anderem des Abgeordneten der Dänischen Volkspartei, Søren Krarup, gegen ein deutsch-dänisches Gedenken und an ihn selbst gerichtete Morddrohungen ein.

Erst 2014 „gleichberechtigt“

Berichtet wird über das deutsch-dänische Gedenken 2014, 150 Jahre nach dem blutigen Geschehen 1864, bei dem deutsche Soldaten den dänischen Kollegen „gleichgestellt“ wurden, und weitere Details der Geschichte des Düppel-Gedenkens.

Interessant ist ein weiterer Beitrag in „Sønderjysk Månedsskrift“ 2/2022. Er erinnert an die rein dänischen Festlichkeiten zur Erinnerung an die in der Nationalgeschichte so tief verankerte Niederlage 1864 im Jahre 1964.

Im Januar 1972 verkündete der damalige dänische Regierungschef, Staatsminister Jens Otto Krag (Soz.), die Übernahme der Regentschaft durch Königin Margrethe II. nach dem Tod ihres Vaters, Frederik IX. Jens Otto Krag hatte 1964 offenbar den Unwillen des Königs mit einer Rede auf den Düppeler Schanzen ausgelöst. Foto: Johan Mikkelsen/Ritzau Scanpix

 

Damals betonte als Festredner der damalige sozialdemokratische dänische Staatsminister Jens Otto Krag in seiner Rede die Rolle des modernen und demokratischen Dänemarks. Immerhin hatte auch die 1864 kaum demokratische Politik der dänischen Führung das Land in die Katastrophe geführt, die den Großmachtplänen des preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck in die Hände spielte.

König sprach 1964 spontan

Nachdem Krag unter Beifall auch die gute, freundschaftliche Zusammenarbeit mit der Bundesrepublik Deutschland gewürdigt hatte, ergriff der anwesende dänische König Frederik IX. außerhalb des vorgesehenen Programms das Wort.

König Frederik IX. war 1964 bei der Düppel-Gedenkfeier offenbar nicht zufrieden mit Ansprachen wie von Jens Otto Krag im Zeichen von Freundschaft mit dem Nachbarland. Das Foto ziert Heft 2/2022 von „Sønderjysk Månedsskrift“. Foto: Sdj. Månedsskrift / Museum Sønderjylland

 

Er kritisierte die Geschichtslosigkeit der Gegenwart, und er verwies energisch auf die Tapferkeit der dänischen Soldaten 100 Jahre zuvor sowie die Treue der Nordschleswiger zum dänischen Vaterland während der jahrzehntelangen preußischen Herrschaft.

Preußische und österreichische Truppen hatten am 1. Februar 1864 mit der Invasion Schleswigs begonnen, um Dänemark zur Rücknahme der Ende 1863 vollzogenen engeren Anbindung des Territoriums an das Königreich zu zwingen, die nach dem Ersten Schleswigschen Krieg 1848 bis 1850 vertraglich untersagt worden war. 

Nach der Schlacht auf der Düppeler Höhe am 18. April 1864 trat auf Vermittlung der europäischen Großmächte zunächst ein Waffenstillstand in Kraft, der aber aufgrund einer unnachgiebigen dänischen Haltung bezüglich einer Teilung Schleswigs verstrich und zur Wiederaufnahme der Kämpfe Ende Juni 1864 führte.

Mit der Eroberung Alsens durch die preußische Armee und dem Vormarsch auch der Österreicher in Jütland wurde Dänemark wenige Wochen später zu Friedensverhandlungen und dem Wiener Friedensvertrag gezwungen. Schleswig und Holstein wurden komplett an Preußen und Österreich abgetreten, nach dem Sieg Preußens über Österreich 1866 wurde Schleswig-Holstein bis zur Königsau-Grenze preußische Provinz – bis es nach dem Ersten Weltkrieg mit der Niederlage Deutschlands und den Volksabstimmungen 1920 zur Neuziehung der deutsch-dänischen Grenze kam. 

 

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