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Vom Polizeichef zum Bereitschaftschef: „Jetzt oder nie“

Vom Polizeichef zum Bereitschaftschef: „Jetzt oder nie“

Vom Polizeichef zum Bereitschaftschef: „Jetzt oder nie“

Sonderburg/Sønderborg
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Allan Dalager Clausen vor der Einsatzzentrale an der Adresse Vestermark 10. Der Umzug an den Ingolf Nielsens Vej wird derzeit geplant. Foto: Karin Riggelsen

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Seit zwei Wochen ist Allan Dalager Clausen Bereitschaftschef der Kommune Sonderburg. Im Interview verrät der 50-Jährige, wie die ersten Tage verlaufen sind und welche Pläne er mit „Sønderborg Brand og Redning“ hat.

Er war Falck-Retter, Feuerwehrmann, Polizist und Leiter des Operativen Kommandos der Ausländerabteilung in Pattburg, seit 15 Tagen ist Allan Dalager Clausen der neue Chef der Rettungsbereitschaft „Sønderborg Brand og Redning“.

Auf dem Gang der Bereitschaftszentrale trifft der neue Bereitschaftschef immer wieder auf Gesichter, die er noch nicht kennt. „Kann ich dir weiterhelfen?“, fragt er am Eingang, als ein Mann ins Gebäude tritt. „Ich arbeite hier, vielen Dank“, lacht der Mitarbeiter zurück. Allan Dalager Clausen nutzt die Gelegenheit, um sich vorzustellen. „Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit dir!“, schließt er das kurze Gespräch ab, bevor er wieder in sein Büro geht.

Von der Regionalpolizei zur Kommune Sonderburg

„Wenn noch mal einen beruflichen Neubeginn, dann jetzt, habe ich mir gesagt. Jetzt oder nie. Ich bin gerade 50 geworden, und wenn ich noch mal in einen ganz neuen Bereich reinwollte, dann war es jetzt an der Zeit. Also bin ich aus einer recht sicheren Stelle bei der Polizei nach Sonderburg zur Kommune gewechselt“, erläutert der 50-Jährige seinen Entschluss.

Die erste Woche ist um, Allan Dalager Clausen in seinem neuen Büro. Foto: Karin Riggelsen

In den vergangenen Jahren leitete er die Operative Abteilung der Pattburger Ausländerabteilung (UKA Vest) für die Polizei für Südjütland und Nordschleswig. Allan Dalager Clausen kennt Nordschleswig und die Kommune Sonderburg in- und auswendig.

Allan ruderte im Deutschen Ruderverein Norderharde

Aufgewachsen in Hagenberg (Havnbjerg) und Brandsbüll (Brandsbøl) auf Nordalsen (Nordals), ruderte er als Kind im deutschen Ruderverein der Norderharde rund um Düwig (Dyvig), heute segelt er gerne mal rund um Alsen (Als) oder fährt mit einem Motorrad durch die Gegend, geht im Gravensteiner Wald spazieren und genießt die Natur vor Ort. „Der Mann meiner Mutter war aus der deutschen Minderheit, daher der Kontakt“, verrät Allan Dalager Clausen.

Allan Dalager Clausen im Gang der Rettungszentrale. Hinter ihm geht es weiter zu den Rettungsfahrzeugen in den Garagen. Foto: Karin Riggelsen

Zurück von der Polizeischule in Kopenhagen zogen er und seine Frau nach Gravenstein (Gråsten) – wo sie heute noch wohnen. Allan Dalager Clausen arbeitete als Polizist in Apenrade (Aabenraa) und Sonderburg, war Wachchef und Polizeichef in Tondern (Tønder), bevor er nach Pattburg in die UKA Vest wechselte.

Retter, Polizist, Feuerwehrmann

Und nun zurück zu seinen Wurzeln als Feuerwehrmann. „Ich war Falck-Retter, Feuerwehrmann und Polizist, jetzt bin ich wieder bei der Feuerwehr“, sagt Allan Dalager Clausen, der in seiner Ausbildung zum Retter in Odense auch eine Feuerwehrausbildung absolvierte.

15 Feuerwachen gibt es in der ganzen Kommune Sonderburg – die in Sonderburg ist die einzige Berufsfeuerwehr. Alle anderen Wehren sind in freiwilliger Hand. Foto: Karin Riggelsen

Was reizt ihn an der neuen Stellung? „Zum einen wechsle ich vom Staatsdienst in den kommunalen Dienst über. Das ist ein großer Unterschied, hier bin ich mehr oder weniger Herr im eigenen Haus. Brand und Rettung Sonderburg steht vor einer großen strukturellen Änderung, ein Umzug der gesamten Feuerwehrzentrale steht bevor und muss organisiert werden. Darauf freue ich mich, das ist eine große Aufgabe“, nennt der neue Bereitschaftschef Gründe.

Die Kommune Sonderburg plant derzeit den Bau eines 35.000 Quadratmeter großen Logistik- und Servicecenters, das ab 2022 am Ingolf Nielsens Vej im Norden außerhalb der Stadt gebaut werden soll. Die Rettungsbereitschaft wird sich den Standort mit anderen kommunalen Abteilungen teilen, unter anderem mit „Vej og Park“ und dem Hilfsmitteldepot.

Feuerwehr muss auch während des Umzugs bereit sein

„Eine meiner Aufgaben ist es, diesen Umzug und den neuen Standort zu planen und durchzuführen“, so Allan Dalager Clausen. Eine Herausforderung, denn auch mitten im Umzug muss die Bereitschaft zu jeder Minute ausrücken können. „Da planen wir schon, wie wir das machen. Wie wir eine ständig einsatzbereite Rettungsbereitschaft haben, aber dennoch umziehen können.“

Reinschlüpfen und los: Damit die Feuerwehrkräfte schnell einsatzbereit sind, stellen, legen und hängen sie sich zu Schichtbeginn ihre Kleidung direkt vor den Einsatzfahrzeugen bereit. Foto: Karin Riggelsen

Die neue Feuerwache wird maßgeschneidert – und Allan Dalager Clausen ist der Schneidermeister. Die Feuerwache kriegt eine Feuerstange, eine eigene Wäscherei und ein Fitnesscenter –  Feuerwehrmänner und -frauen müssen körperlich in bester Verfassung sein.

„Es gibt eine gemeinsame Kantine mit den anderen Abteilungen, aber es wird auch Räume nur für uns geben. Denn der Einsatz der Rettungskräfte ist oftmals traumatisch. Es gibt einen Bedarf, für sich sein zu können“, erläutert Allan Dalager Clausen ein Beispiel, wie die Feuerwache geplant wird.

„Ich bin einfach Allan“

Als neuer Bereitschaftschef arbeitet der 50-Jährige mit rund 35 Festangestellten, 25 Teilzeitkräften und über 400 Ehrenamtlichen der freiwilligen Feuerwehren zusammen. „Gerade die Zusammenarbeit mit den freiwilligen Einsatzkräften muss und wird Priorität haben. Die freiwilligen Feuerwehren in der Kommune leisten einen großartigen Einsatz. Dieses Gold müssen wir gut pflegen.“

Die Brandkapitäne der einzelnen Feuerwehren hat er bereits getroffen, nach den Sommerferien will der neue Chef jede Feuerwehrstation in der Kommune persönlich besuchen. Er möchte für seine Angestellten vor allem eins sein: „Ich bin einfach Allan, und wenn etwas ist, kann man immer zu mir kommen“, sagt der neue Mann an der Spitze.

Auch der Fuhrpark obliegt seiner Verantwortung: Allan Dalager Clausen vor einem Feuerwehrauto. Foto: Karin Riggelsen

Warum sich die Kommune für ihn entschieden hat? „Das musst du sie am besten selbst fragen“, lacht er, nennt dann aber doch ein paar seiner Stärken. „Ich habe große Erfahrung in Sachen Einsatzleitung und im Formen einer neuen Organisation“, sagt Allan Dalager Clausen, der in Pattburg eine neue Organisationsstruktur für die Regionalpolizei implementierte.

„Ich wurde nicht wegen der Fachlichkeit geholt“

„Ich hatte zehn Polizeikommissare unter mir, aber vor allem gilt bei mir: ,What you see, is what you get‘. Ich wurde nicht wegen der Fachlichkeit geholt, sondern wegen meiner Erfahrung in Sachen Leitung und Organisation. Für die fachliche Expertise habe ich sehr gute Abteilungsleiter, die ihre Arbeit machen.“

Generell sei die Rettungsbereitschaft der Kommune Sonderburg gut aufgestellt. Die Bereitschaftskommission der Kommune Sonderburg hat vor Kurzem den Leistungskatalog der kommunalen Rettungsbereitschaft neu definiert. Der „Risikobasierte Dimensionierungsplan“ (RBD) wird in jeder Wahlperiode einmal neu erarbeitet.

Meine Aufgabe ist es jetzt, die Sonderburger Rettungsbereitschaft zur besten in der ganzen Welt zu machen. Na, sagen wir mal, zur besten im ganzen Land, das ist wohl etwas realistischer.

Allan Dalager Clausen, Bereitschaftschef

„Beim nächsten Dimensionierungsplan werde ich sicher meine Gedanken dazugeben, aber die Rahmenbedingungen sind gut, und es geht in die richtige Richtung“, sagt der Bereitschaftschef. „Meine Aufgabe ist es jetzt, die Sonderburger Rettungsbereitschaft zur besten in der ganzen Welt zu machen. Na, sagen wir mal, zur besten im ganzen Land, das ist wohl etwas realistischer“, lacht er.

Bereitschaft in kommunaler Hand läuft gut

Dass die Kommune Sonderburg an einer eigenen Rettungsbereitschaft festgehalten und sich nicht dem Verband „Brand og Redning Sønderjylland“ angeschlossen hat, habe Vor- und Nachteile. „Dazu habe ich eigentlich keine Haltung, man findet in jedem Konzept etwas dafür und etwas dagegen. Aber ich arbeite jetzt in diesem kommunalen Kontext, und darin läuft es sehr gut, und damit arbeite ich."

Die Lackfabrik am Donnerstagmorgen, am späten Mittwochabend war dort ein Feuer ausgebrochen. Foto: Sara Wasmund

Wenn er mal nicht arbeitet, genießt der Gravensteiner seine Freizeit mit der Familie. Die beiden Töchter sind auf dem Sprung ins Erwachsenenleben, die 21-Jährige lässt sich in Aarhus zur Krankenschwester ausbilden, die 19-Jährige hat gerade ihr Abitur gemacht.

Ziel für 2022: mit der Harley duch die USA

„Große Hobbys habe ich nicht. Dafür fehlte mir immer schon die Zeit. Ich arbeite wirklich viel, manchmal auch zu viel, wenn man meine Frau fragt. Aber wenn ich mal frei habe, verbringe ich Zeit mit meiner Familie. Oder ich fahre Motorrad, gehe im Wald spazieren, genieße die Natur hier bei uns.“ Im nächsten Jahr möchte er mit einer Harley Davidson durch die USA fahren. „Und wenn ich zurück bin, kaufe ich mir vielleicht auch eine“, schmunzelt er.

Mit diesem Wrack wird ein Flugzeugabsturz geprobt. Foto: Sara Eskildsen

Dass er seine Stelle als Bereitschaftschef jetzt schon antreten konnte – geplant war der 1. August – ist den vielen Eltern-Fürsorge-Tagen geschuldet, die er in all den Jahren mit seinen Töchtern gesammelt hat. „Da hatten sich anderthalb Monate angesammelt, die ich jetzt nehmen konnte. Sodass ich bei der Polizei aufhören und hier schon anfangen konnte“, verrät Allan Dalager Clausen.

Täglich kommen bekannte Gesichter hinzu

All seine Fürsorge gilt nun bis auf Weiteres der Sonderburger Rettungsbereitschaft. „Und mit jedem Tag hier lerne ich auch die Mitarbeiter besser kennen“, lacht der neue Chef. Unbekannte Gesichter auf dem Gang wird es in Zukunft nur noch geben, wenn Besucher ins Haus kommen …

 

 

 

 

 

 

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