Deutsche Minderheit

Kiel beobachtet den Norden

Kiel beobachtet den Norden

Kiel beobachtet den Norden

Kopenhagen
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Utz Schliesky, Hinrich Jürgensen und Klaus Schlie in Kopenhagen. Foto: Cornelius von Tiedemann

Schleswig-Holsteins Landtag will durch seinen Beobachterstatus im Nordischen Rat mehr für Minderheiten tun. Weder in Kiel noch in Apenrade wird derweil eine 2020-Müdigkeit erwartet.

Der Schleswig-Holsteinische Landtag ist, nicht zuletzt durch das Nordschleswig-Gremium, traditionell eng mit dänischen Kollegen im Austausch. Seit 2016 soll der Blick noch weiter schweifen: Das Landesparlament hat Beobachterstatus im Nordischen Rat, in dem sich Dänemark, Island, Norwegen, Schweden, Finnland sowie die assoziierten Mitglieder Åland, Färöer und Grönland regelmäßig und intensiv austauschen.

 Bei einem Treffen im „Nordens Hus“ in Kopenhagen haben sich Landtagspräsident Klaus Schlie (CDU) und Landtagsdirektor Utz Schliesky am Donnerstag  mit dem Präsidenten des Nordischen Rates, dem Norweger Michael Tetzschner (Høyre) und Generalsekretärin Britt Bohlin getroffen.

„Auch das ist eine wichtige und aus Sicht des Schleswig-Holsteinischen Landtages neue Achse, um letztlich auch Minderheitenpolitik abzusichern und auf eine breitere Basis zu stellen“, so Schliesky nach dem Treffen.
Der Beobachterstatus, den neben Schleswig-Holstein auch die drei baltischen Staaten innehaben, sei „für ein Landesparlament ungewöhnlich, aber eine große Ehre und sicherlich ein sehr hilfreicher Kommunikationskanal“, so Schliesky.

„Gerade weil der Nordische Rat sehr vertraulich zusammenarbeitet, ist es natürlich sehr hilfreich, mit Beobachterstatus an Verhandlungen teilnehmen zu können und dann auch Informationen aus erster Hand zu haben, die wir sonst nicht hätten. Das ist dann auch eine wichtige Grundlage für die Abgeordneten“, so der Landtagsdirektor.

„Neben dem bilateralen Kontakt, den wir zu den Ländern haben, ist das für uns eine Möglichkeit,  den gesamten nordischen Raum durch die Repräsentanten im Nordischen Rat  mit den unterschiedlichen Themen auch wahrzunehmen und uns einzubringen“, ergänzt Landtagspräsident  Schlie.

Keine Angst vor 2020-Verdruss

Angesichts der schon jetzt zahlreichen Vorhaben zum deutsch-dänischen Kulturjahr 2020 befürchten beide, wie auch der Hauptvorsitzende des Bundes Deutscher Nordschleswiger, Hinrich Jürgensen, übrigens keinen Überdruss bei den Menschen im Grenzland.

„Es sind so viele Menschen eingebunden, ganz viele kleine, lokale Vereine und so weiter, die sich alle für das Thema interessieren“, sagt Jürgensen. Das sehe man auch bei den Projekten, die auf deutscher Seite geplant sind, „wo sich wirklich viele engagieren. Deshalb glaube ich, dass man da vielleicht etwas besser dran ist als zum Beispiel mit 1864“, ergänzt er.

Neben der Grenzziehung werden 2020 auch die Minderheit und das deutsche Schulwesen in Nordschleswig 100 Jahre alt, und BDN und der Deutsche Schul- und Sprachverein (DSSV) feiern zum 75-jährigen Bestehen.

„Aber in dieser ganzen Koordinierung finde ich es auch richtig toll, dass sich Dänemark, Schleswig-Holstein und Deutschland abgestimmt haben – die ganzen Festlichkeiten  werden auf dänischer Seite bis Juli stattfinden, die Veranstaltungen auf deutscher Seite dann danach den Rest des Jahres. Und wir werden als Minderheit dazwischen dann unsere Termine finden. Das Knivsbergfest als  Volksfest 100 Jahre Minderheit und den Deutschen Tag als Fest für 75 Jahre BDN“, so Jürgensen.

Während die dänische Seite 100 Jahre „Wiedervereinigung“ feiert, lautet das Motto in Schleswig-Holstein „Selbstbestimmung, Identität, europäische Zukunft“. Genau diese zwei Blicke auf die Dinge, so Schliesky, würden 2020 bei aller Zusammenarbeit so spannend machen.
 


 

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