Mette Bossen Linnet

Im Regionsrat politisch gereift

Im Regionsrat politisch gereift

Im Regionsrat politisch gereift

Peter Lassen
Peter Lassen Hauptredaktion
Tondern/Vejle
Zuletzt aktualisiert um:
Mette Bossen Linnet
Mette Bossen Linnet ist sportlich aktiv – ob im Team Rynkeby oder 2016 beim Besteigen des Kilimandscharo. Im gestreiften Sommerhemd mitten im Foto ihr Vater Preben Linnet aus Dahler, der Stadtratsmitglied in Tondern ist – für Venstre. Foto: Erik Egvad Petersen

Am kommenden Sonnabend wird sie erst 24 Jahre jung – aber die Tonderanerin Mette Bossen Linnet fühlt sich als Politikerin schon relativ gereift.

Am kommenden Sonnabend wird sie erst 24 Jahre jung – aber die Tonderanerin Mette Bossen Linnet fühlt sich als Politikerin schon relativ gereift.

Die vielen „Mist-Sachen“ – so der Originalton – in der Region Süddänemark haben laut Regionsratsmitglied Mette Bossen Linnet für sie persönlich den Effekt gehabt, dass sie trotz ihres jungen Alters politisch schnell gereift ist. Am kommenden Montag wird die Tonderanerin 24 Jahre jung, aber sie sitzt schon seit der letzten Wahl als Kandidatin von Venstres Jugend im 41-köpfigen Rat der Region Süddänemark. Und sie möchte als die Nr. zehn auf der aktuellen Venstreliste bei der Wahl im November ihr Mandat verlängert haben. Sie hat Lust auf mehr Politik – auf viel mehr, denn sie kandidiert auch als Nr. zwei auf der Venstre-Liste für den Tonderaner Stadtrat.

Aktuell würde sie Nein sagen, weil sie politisch noch viel Erfahrung zu sammeln hat – und weil der amtierende Venstrebürgermeister es sehr gut macht. Aber ausschließen würde sie nicht, dass sie einmal Ja sagen würde, falls man sie später zur Bürgermeisterin in Tondern machen möchte.
Aber all das ist Zukunftsmusik für die junge Single-Frau. Sie braucht noch zwei Jahre, bevor ihr Lehrer-Fernstudium am Seminarium in Hadersleben abgeschlossen ist – und sie hat reichlich zu tun mit ihren drei Ausschussposten in der Region. Sollte sie auch noch für den Stadtrat gewählt werden, wird es knapp werden mit der Zeit.

„In drei Ausschüssen könnte ich da nebenbei kaum sitzen. Das erfordert mindestens sechs Sitzungstage pro Monat“, so Mette Linnet, die im Sommer 2013 Abitur machte, in den Regionsrat gewählt wurde und im Februar 2014 ihren viermonatigen Wehrdienst absolvierte  und auch dabei viel lernte und sich weiterentwickelte. „Da lernt man viel u . a. auch mit Menschen zusammenzuarbeiten, mit denen man das nicht unbedingt will. Der Wehrdienst ist eine gute Schule auch für die Politik“, so die junge Venstre-Frau, die im Regionsrat sofort ins kalte politische Wasser geworfen wurde.

„Das ist etwas ganz anderes als die Politik in der Jugendorganisation, wo es primär um Ideologie geht. In der Regionspolitik muss man lernen, auf die Bedürfnisse der Bürger zu reagieren und selbst Verantwortung übernehmen. Das hat mir einen Riesen-Einblick gegeben, wie Demokratie funktioniert. Wie man agiert im taktischen Spiel. Die Jahre haben mir einen enormen Einblick gewährt und viel Wissen vermittelt über Gesundheitspolitik und die Psychiatrie und über die regionale Entwicklung. Und ich habe ein enormes Netzwerk bekommen“, so die in Dahler auf einem Hof aufgewachsene Regionspolitikerin, die im Psychiatrie- und Sozialausschuss, im Ausschuss für Umwelt, Verunreinigung und Rohstoffe und im Gleichstellungsausschuss der Region sitzt.
Als einen ihrer politischen Erfolge bezeichnet sie die Tatsache, dass sie zusammen mit dem früheren Bürgermeister in Hoyer, Genosse Peter Christensne, ihren Kollegen im Rohstoffausschuss die Augen dafür geöffnet hat, wie wichtig der Rohstoff Klei für die Deiche an der Westküste ist. Der spielte früher  in der Planung kaum eine Rolle – nun genieße die Sicherung der Vorkommen hohe Priorität im Regionsrat.

„Im Rohstoffausschuss mag ich auch besonders, dass wir uns immer vor Ort informieren, bevor wir etwas entscheiden hinsichtlich neuer Gruben und Förderung etc. Wir werden da von den Kollegen in anderen Ausschüssen immer etwas spöttisch Gummistiefelausschuss gescholten“, erzählt die Tonderanerin, die sich auch darüber freut, dass der Zwang in der Psychiatrie in ihrer bisherigen Amtszeit abgebaut worden ist – ohne dass mehr Medikamente  verabreicht werden. Es gebe, so Linnet, so viele Möglichkeiten, auf andere Behandlungsformen umzusteigen:
„Ein Eiswürfel auf der Zunge kann manchmal schon Linderung bringen.“

„Mist-Sachen“ als Werbung

Sie räumt ein, dass ihr Start im Roten Wurm nach der Wahl 2013 und dem vielen Hickhack um Holst, Bios, Zusammenarbeitsprobleme in der Direktion etc., etc schon sehr turbulent war.
„Aber das hat mir persönlich auch eine politische Robustheit beschert, die ich sonst so schnell nicht bekommen hätte. Die Mist-Sachen hatten auch trotz allem positiven Effekt, dass die Bürger nun mehr über die Arbeit der Region wissen.  Nun haben die Regionen Aufmerksamkeit bekommen – wenn auch primär negative. Das bedeutet auch, dass du als Politikerin besser gerüstet sein musst, wenn du unter die Menschen gehst. Man kann sagen, dass ich in relativ kurzer Zeit politisch erwachsen geworden bin. Unterm Strich bin ich sehr zufrieden mit meiner Lehrzeit. Die ersten ein bis anderthalb Jahre vergingen damit, alles kennenzulernen. Damit, den Finger in die Erde zu stecken. Ich vergleiche das immer mit der Landwirtschaft, die ich gut kenne. Man muss erstmal wissen, was das für ein Boden ist, den man beackern will. Dann düngt man und langsam kommen die Keime und man kann später dann ernten. Ich bin also bestimmt nicht fertig mit der Regionspolitik, sondern fühle, dass ich jetzt erst so richtig anfangen kann, weil ich  nun genug Einsicht bekommen habe, um realen Einfluss zu kriegen. Denn wer in die Politik geht, will natürlich Einfluss haben.“

Bei der letzten Regionswahl holte Mette Bossen Linnet 2.646 persönliche Stimmen. Diesmal ist das Ziel „über 2.000“: „Denn ich bin ja nicht mehr die VU-Kandidatin, sondern nur die Nr. zehn auf Venstres Gesamtliste.“

 

Mehr lesen

Leserbrief

Meinung
Allan Søgaard-Andersen
„Bekymret for det ekstreme højre“
Amelie Petry, Wencke Andresen

„Mojn Nordschleswig“

Jetzt im Podcast: Mit 18 nach Brüssel und die Trophäe aus Barcelona

Apenrade/Aabenraa Cornelius von Tiedemann begrüßt die Politik-Juniorinnen Amelie Petry und Wencke Andresen, die ihm von ihrer Reise nach Brüssel berichten – und Chefredakteur Gwyn Nissen, der aus Katalonien eine Überraschung mitgebracht hat. Walter Turnowsky befragt die Glaskugel nach dem Termin für die nächste Folketingswahl, und Helge Möller fordert Hannah Dobiaschowski in „Wer hat’s gesagt?“ heraus.