Kommentar

„Der ÖPV ist (noch) keine Alternative“

Der ÖPV ist (noch) keine Alternative

Der ÖPV ist (noch) keine Alternative

Florian Schaaf
Florian Schaaf
Apenrade/Aabenraa
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Öffentliche Verkehrsmittel in Nordschleswig zu benutzen ist in vielen Fällen eine Zumutung. Das ist nervig, drängt zum Autokauf und ist nicht nur für das Klima schlecht, findet Florian Schaaf.

Dass Apenrade keinen Bahnhof hat, ist zwar verwunderlich, wäre aber kein großes Problem – wenn die Busverbindung gut wäre. Leider ist dies weiterhin nur ein progressiver Traum. Im Vergleich zum Fahren mit dem Auto ist der öffentliche Verkehr oft wenig attraktiv, und das nicht nur in Apenrade.

Das geht auch nicht ausschließlich mit der Grenze und einem Reiseziel südlich dieser einher. Klar ist allerdings trotzdem, dass dänische Grenzkontrollen und ein Bus im Stau, ohne auch nur eine eigene Spur zu haben, die Verbindung nicht unbedingt verbessert. Im glücklichen Fall bekommt man wenigstens den Anschlussbus und muss nicht noch eine Stunde Hotdog essen.

Eine entspannte Reise ist dies in jedem Fall nicht. Weder das nervöse Bangen auf eine rechtzeitige Ankunft noch der Hotdog sind wohl gut für den Blutdruck.

Und selbst, wenn alles glattläuft: Im Vergleich zum Auto ist der Bus nicht wirklich wettbewerbsfähig. Während eine Fahrt mit dem Privatwagen zwischen Flensburg (Flensborg) und Apenrade etwa 35 bis 40 Minuten (Google Maps) dauert, braucht der Bus ca. eine Stunde (Rejseplanen). Verbindungen zwischen anderen nordschleswigschen Orten und Flensburg sind zum Teil noch deutlich schlechter.

Innerhalb Nordschleswigs sieht die Situation nicht anders aus. Viele Verbindungen des öffentlichen Personenverkehrs (ÖPV) in der Region lassen, gelinde gesagt, Raum für Verbesserungen. Zwischen Apenrade und Tondern (Tønder) ist das Verhältnis zum Beispiel 40 Minuten (Auto) zu einer Stunde und fünfzehn Minuten (Bus).

Nur zwischen Hadersleben (Haderslev) und Apenrade fährt der Bus ähnlich lange wie das Auto. Zumindest, wie in allen Vergleichen, bei der schnellsten Verbindung, hier mit dem X-Bus, welcher jedoch meistens nur alle eineinhalb Stunden oder weniger fährt. Die niedrige Frequenz ist ein weiteres Problem, vor allem am Wochenende.

Die vorherige Betrachtung bezog sich auch nur auf die größeren Orte. Bei kleineren ist die Anbindung oft noch deutlich schlechter, wenn überhaupt ein Bus fährt.

Selbst wenn die Reisen „nur“ in der Freizeit stattfinden, ist dies schon eine Zumutung. Geht es dann ums Berufspendeln, werden wohl nur die Hartgesottensten auf ein eigenes Auto verzichten und sich den Stress mit den öffentlichen Verkehrsmitteln täglich antun.

Für das Klima ist das logischerweise nicht besonders gut, und auch bei den jetzt steigenden Spritpreisen wäre eine brauchbare öffentliche Alternative wünschenswert. Um die geplante Klimaneutralität zu erreichen, braucht es einen guten ÖPV – davon ist Nordschleswig in vielen Fällen jedoch noch weit entfernt.

Das muss sich ändern.

 

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