Mobilität

Fahrschul-Lehrer aus Bollersleben: Die Verkehrsbehörde muss offener werden

Fahrschul-Lehrer aus Bollersleben: Die Verkehrsbehörde muss offener werden

Fahrschul-Lehrer : Die Verkehrsbehörde muss offener werden

Ribe/Bollersleben
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Demonstration von Fahrschullehrern in Ribe
Fahrschullehrerin und Organisatorin der Demonstration, Jeanett Orbé, versuchte alles, um die beiden Chefs der Behörde für ein Gespräch vor die Tür zu locken. Aber nichts passierte. Foto: Kåre Welinder/Jydske Vestkysten

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Carsten Klindt betreibt eine kleine Fahrschule in Bollersleben. Zwar war er nicht bei der großen Demonstration der Fahrschullehrerinnen und Fahrschullehrer in Ribe dabei, bestätigt aber im Gespräch mit dem „Nordschleswiger“ die größten Kritikpunkte: lange Wartezeiten bei der Prüfungsvergabe und schwierige Kommunikation mit der Verkehrsbehörde.

Fahrschullehrerinnen und Fahrschullehrer aus ganz Dänemark haben zu Beginn der vergangenen Woche in Ripen (Ribe) vor dem Hauptquartier der Verkehrsbehörde (Færdselstyrelsen) gegen lange Wartezeiten bei Fahrprüfungen und die Willkür bei der Erteilung von Führerscheinen demonstriert. Hunderte Fahrschulautos rollten vor dem Hauptgebäude der Behörde vor.

Die Fahrschullehrerbranche ist der Ansicht, dass es nach der Änderung der Vorschriften im Jahr 2021 praktisch unmöglich geworden ist, eine Fahrschule zu betreiben. Sie sind der Meinung, dass die Herausforderungen so stark zugenommen haben, dass eine Lösung gefunden werden muss, die sowohl der Branche als auch den Tausenden von Bürgerinnen und Bürger, die auf einen neuen Führerschein warten, gerecht wird.

Lange Wartezeiten

Konkret kritisieren die Fahrschullehrerinnen und Fahrschullehrer die Behörde für die nach wie vor langen Wartezeiten und den Mangel an sachkundigen Prüferinnen und Prüfern. Zur Demonstration aufgerufen hatte Fahrlehrerin Jeanett Orbé von der „Unik Køreskole“ in Herning. Sie sagte „Jydske Vestkysten“ im Vorfeld der Demonstration, dass es nahezu unmöglich sei, Schülerinnen und Schüler zur Prüfung anzumelden.

Von Schwierigkeiten bei der Terminvergabe kann auch Carsten Klindt am Telefon gegenüber dem „Nordschleswiger“ berichten. Er selbst sei weniger betroffen als große Fahrschulen, sagt er. Der Fahrlehrer betreibt in Bollersleben (Bolderslev) eine kleine Fahrschule, arbeitet aber hauptberuflich an der Berufsschule und bereitet Schülerinnen und Schüler auf die theoretische und praktische Prüfung vor. „Die Buchung von Prüfungsterminen nimmt viel Zeit in Anspruch. In der Regel werden neue Termine abends eingestellt und wer dann nicht schnell genug ist, der bekommt vielleicht nur einen Termin, obwohl er mehrere Prüflinge hat.“ Dann müsse man wieder warten.

Schlechte Übersicht

Auch sei es heute unübersichtlicher. „Früher konnte man in einer Übersicht sehen, wo Prüftermine in Apenrade, Tondern oder Sonderburg frei sind, das ist heute schwieriger“, so Klindt. Wenn von einer Gruppe, die eine theoretische Prüfung ablegen muss, zwei oder drei Prüflinge durchfallen, so seien Nachholtermine oft gar nicht zu bekommen.

In der Regel werden neue Termine abends eingestellt und wer dann nicht schnell genug ist, der bekommt vielleicht nur einen Termin, obwohl er mehrere Prüflinge hat.

Fahrschullehrer Carsten Klindt

Jeanett Orbé sagt, man habe versprochen, dass die Verkehrsbehörde der Aufgabe gewachsen ist, als sie die Reichspolizei ablöste, „aber heute können wir sie telefonisch nicht erreichen und bekommen keine Antworten auf unsere E-Mails. Und sie sagen uns die Unwahrheit.“ 

Schlechte Erreichbarkeit

Auch Carsten Klindt bestätigt, dass man häufig in der Warteschleife hänge und man dort auch nur drei oder vier Tage zu bestimmten Zeiten anrufen könne. Schreibt man eine E-Mail, so dauere es bis zu sechs Tage, bevor man eine Antwort erhalte. Als die Reichspolizei noch die Prüfungen abnahm, habe man oft nach drei oder vier Tagen bereits einen neuen Prüfungstermin bekommen. „Das war zu früheren Zeiten viel besser“, so Klindt. 

Damals seien auch die Distrikte kleiner gewesen. „Heute fahren die Prüfer teilweise bis nach Kolding oder weiter, um Prüfungen abzunehmen.“ Hinzu käme, dass nicht alle Prüferinnen und Prüfer auch alle Prüfungen abnehmen können, so Klindt.

Das alles wirkt sich auf die Wartezeiten aus. Das Ziel der Demonstrantinnen und Demonstranten war daher ein Gespräch mit Behördenleiter Stefan Søsted oder seinem Stellvertreter Brian Paulst Nielsen. Dieser hatte noch am Montagmorgen im Radio berichtet, man führe einen guten und konstruktiven Dialog mit den Fahrschullehrerinnen und Fahrschullehrern.

Bei der Demo hat sich gezeigt, dass sich die Behörde verschließt. Dabei muss sie offener werden, damit eine bessere Zusammenarbeit möglich ist.

Fahrschullehrer Carsten Klindt

Behörde versteckt sich

Vor Ort stellte sich das anders dar. Das Gebäude war laut „jv.dk“ verrammelt. Für ein Gespräch zeigten sich die beiden Leiter der Behörde trotz deutlicher Aufforderung der Demonstrierenden nicht. 

„Wir wollen mit euch sprechen. Oh mein Gott, das ist peinlich für euch“, rief Jeanett Orbé dem Bericht nach durch ein Megafon. Sie sagte, die mangelnde Reaktionsfähigkeit der Behörde an diesem Tag zeige, wie ernst die beiden Direktoren die Frustrationen der Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer nehmen.

„Jeder große Vorstandsvorsitzende hätte sich geäußert oder irgendwie zugehört und uns gesagt, dass sie unsere Worte zur Kenntnis nehmen würden. Nicht einmal das können sie tun. Das ist über jede Kritik erhaben“, sagte Kasper Jensen von Kaspers Køreskole zu „jv.dk“.

Carsten Klindt sieht das ähnlich. Er war zwar selbst nicht vor Ort in Ripen (Ribe), hat die Bilder aber gesehen. „Bei der Demo hat sich gezeigt, dass sich die Behörde verschließt. Dabei muss sie offener werden, damit eine bessere Zusammenarbeit möglich ist.“ Er wünsche sich Erleichterungen – bei der Kommunikation und der Terminvergabe. „Wenn das funktionieren soll, dann muss da ein Dialog stattfinden.“

Verkehrsministerium beobachtet Lage

„Avisen Danmark“ bat um eine Stellungnahme des Transportministers Thomas Danielsen (Venstre). Doch beim Ministerium verwies man für eine Stellungnahme auf die Verkehrsbehörde. Allerdings würde man die Situation aufmerksam verfolgen, hieß es.

Leiter Stefan Søsted bleibt der Meinung, dass man einen guten und konstruktiven Dialog mit den Fahrlehrerverbänden habe. Dieser finde allerdings an einem Tisch statt − und nicht über die Presse. Daher halte man auch an den regelmäßigen Dialogtreffen mit Verbänden fest, um die Entwicklung und Herausforderungen in dem Bereich auszuloten.

Behörde arbeitet an Verbesserungen

Die Verkehrsbehörde arbeite intensiv an der Verbesserung und Weiterentwicklung des Führerscheinbereichs, und die Behörde führt insgesamt mehr Prüfungen durch. Im Jahr 2022 waren es rund 30.000 Prüfungen mehr als in den vergleichbaren Jahren 2018 und 2019 − den Jahren vor Corona.

Die Behörde hätte weitere 30.000 Prüfungen angeboten, die nicht gebucht oder abgeschlossen wurden, sagt Stefan Søsted, der keinen Zweifel daran hat, dass es in diesem Bereich noch ein großes Entwicklungspotenzial gibt. Dies gelte auch für die Digitalisierung − etwa das Fahrprüfungsbuchungsystem.

Das kritisiert auch Carsten Klindt. Seiner Meinung nach muss es transparenter werden, wann man Prüfungstermine bekommen kann. 

Bereich Fahrerlaubnis: Von der Polizei zur Verkehrssicherheitsbehörde

Am 1. Oktober 2021 hat die Verkehrssicherheitsbehörde den Bereich Fahrerlaubnis von der Reichspolizei übernommen. Auf die Aufgabenübertragung hatte sich die damalige Regierung 2020 geeinigt. Seither sitzt ein Experte oder eine Expertin der Behörde mit im Auto, wenn Fahrschülerinnen und Fahrschüler die Prüfung ablegen müssen. Auch die Gebühr für die Prüfung stieg von 600 auf 1.000 Kronen. Die Behörde hat Prüfende an 56 Standorten in Dänemark.  

Innerhalb eines Zeitrahmens von ein bis zwei Jahren versprach die Behörde, eine Prüfungsgrundlage zu schaffen, die sich deutlich von der bisherigen unterscheidet − digitaler, effizienter und standardisierter. Damals sagte Leiter Stefan Søsted, dass es keine schnelle Lösung gebe und dass Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer derzeit versuchen, die Prüfungen zu erwischen, wenn sie angeboten werden. Die dänische Verkehrssicherheitsbehörde wollte dies ändern, um sich anzupassen und mit der Nachfrage Schritt zu halten. 

Schon im Oktober 2021 sagte der damalige Transportminister Benny Engelbrecht (Sozialdemokratie), dass der Abbau von Wartezeiten Zeit brauchen werde. „Ich hoffe also, dass alle geduldig sind, auch wenn ich die Frustration, auf den Führerschein warten zu müssen, durchaus verstehe.“

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Jens Kragh Iversen Sportredakteur
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