Wort zum Sonntag

„Wir bauen Brücken“

Wir bauen Brücken

Wir bauen Brücken

Matthias Alpen
Matthias Alpen
Lügumkloster/Løgumklloster
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In seinem Wort zum Sonntag befasst sich Pastor Matthias Alpen mit der immerwährenden Notwendigkeit, Brücken zu bauen.

Wenn man in Lügumkloster am Kreisel in die Stadt fährt, passiert man die deutsche Schule. An der Turnhalle fallen einem zunächst die von Kindern gestalteten Pipi-Langstrumpf-Figuren mit einigen berühmten Zitaten auf. („Das habe ich niemals vorher probiert. Das schaffe ich ganz bestimmt.“). Beim Lehrerzimmer an der Wand kann man dann das (dreidimensionale) Logo der Schule entdecken, und zwar eine auch von Kindern gestaltete Brücke. Die Brücke in Nordschleswig, verstanden als Symbol der Verbindung und des Grenzüberschreitens. Auch das DSSV-Logo setzt die Brücke ins Bild, und das Knivsbergprogrammheft heißt „Brücke“.

Eine Behauptung: Es ist immer und grundsätzlich so, dass der/die andere schuld ist. Dies erweist sich fast wie ein Naturgesetz, so sicher wie die Schwerkraft oder auch das berühmte Amen in der Kirche. Wenn wir uns streiten, dann mache ich immer zunächst auf die Fehler des anderen aufmerksam. 

Und in Amerika sind die Demokraten (nach Auffassung der Republikaner) an allem schuld, und die Republikaner hassen die Demokraten. Viele Menschen, die angesichts schier unlösbarer Konflikte in der Welt fragen, warum das so sein muss, warum nicht die Schwerter zu Pflugscharen umgeschmiedet werden. Und auch wenn die Ampelkoalition gute und notwendige politische Veränderungen gestaltet, wird sie leider (oft nur) dafür verhaftet, sich zu streiten. 

Der Deutsche Tag 2024 hat ein feines Motto gewählt, das von der deutschen Minderheit hier erzählt und gleichzeitig über sich hinausweist: „Wir bauen Brücken“. Darin mitverstanden: In Nordschleswig sind so viele Brücken gebaut worden, zwischen Mehrheit und Minderheit, in den Schulen und Kirchen. Menschen, die sich auf Augenhöhe (Hans Heinrich Hansen) begegnen und von der und dem anderen vieles lernen. Dass das deutsch-dänische Grenzland ein einzigartiges Erfolgsmodell geworden ist, hat damit zu tun, dass viele Brücken gebaut worden sind. 

Das Motto des Deutschen Tages gebraucht das Präsens: Wir bauen jetzt (!) Brücken. Und die Wahl dieser Zeitform verweist auf die ständige Notwendigkeit, Brücken immer wieder zu bauen, zu erneuern, alte Wege auch einmal umzulegen, und dort eine neue Brücke zu gestalten. 

Brücken sorgen dafür, dass sich Menschen auf beiden Seiten begegnen können. 

Zwei Menschen begegnen sich. Ein Ich trifft auf ein Du. Ein Du trifft auf ein Ich. Es entstehen wörtlich „Augenblicke“. Man sieht sich in die Augen. Man kommt ins Gespräch. Und im besten Falle entsteht so etwas wie „Resonanz“ (Hartmut Rosa, übrigens gerade wieder und gerne in Dänemark). Es kommt etwas in Schwung. Wenn ein Du ein ich triffst, dann kann Veränderung entstehen. Nämlich dann, wenn ich mich von dem, was die/der Andere sagt, berühren lasse, zuhöre und nicht so mit ihm rede, um ihm nur meine vorgefertigte Meinung zu präsentieren. 

„Herr, gib mir Mut zum Brücken bauen“ (Text: Kurt Rommel 1963). Im deutsch-dänischen Gesangbuch der Deutschen Schule Lügumkloster ist dieses Lied selbstverständlich zu finden.

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