Leitartikel

„Eine starke Botschaft“

Eine starke Botschaft

Eine starke Botschaft

Nordschleswig/Sønderjylland
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Die Schleswigsche Partei hat den Vorschlag gemacht, Stolpersteine in Nordschleswig zu verlegen. Warum ist niemand früher auf die Idee gekommen, fragt Chefredakteur Gwyn Nissen.

Wer schon einmal in Berlin war oder in anderen deutschen Städten, ist bestimmt schon auf sie gestoßen: einen der vielen Stolpersteine, die von Künstler Gunter Demnig als Erinnerung an die Opfer der NS-Zeit verlegt worden sind. Auf Initiative der Schleswigschen Partei sollen Stolpersteine nun auch in Nordschleswig auf die Geschichte aufmerksam machen.

„Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, zitiert Gunter Demnig die jüdische Schrift, den Talmud. Darauf baut sein künstlerisches Werk mit den Stolpersteinen, die inzwischen in weit mehr als 1.000 deutschen Gemeinden und 26 Ländern verbreitet sind. Über 74.000 der Messingplatten soll es geben.

Auch in Dänemark gibt es inzwischen Stolpersteine. 2019 wurden die ersten in Kopenhagen gelegt. Ärger gibt es hingegen in Odense, wo die Politik im Sommer beschlossen hat, dass kommende Hauseigentümer die Entfernung eines Stolpersteins vor ihrem Haus beantragen können.

Eine geschichtslose und beschämende Entscheidung. Außerdem dreht es sich um öffentliche Flächen – Bürgersteige waren noch nie Privateigentum – auf die ein Hauseigentümer plötzlich Einfluss haben soll. Aber vielleicht wird der Stolperstein für Axel Metz sowieso die letzte Gedenktafel in Odense: Künstler Gunter Demnig soll angeblich keine weiteren Stolpersteine in der Stadt verlegen wollen.

Hoffentlich richtet sich seine berechtigte Enttäuschung nicht gegen ganz Dänemark. Die Stolpersteine wären in Nordschleswig nämlich eine tolle Sache. Hier sollen sie laut Vorschlag der Schleswigschen Partei (SP) zunächst auf die Wohnorte von 38 früheren dänischen Grenzgendarmen hinweisen, die in Konzentrationslager deportiert wurden.

Der Zeitpunkt für den Vorschlag der SP ist nicht zufällig gewählt. Am Freitag öffnete das neue Museum der Minderheit in Sonderburg und die Idee, Stolpersteine zu verlegen, kommt von Stephan Kleinschmidt, SP-Stadtratsmitglied in Sonderburg. Aber es ist mehr als ein Medienstunt – es ist ein respektvoller Vorschlag vonseiten der Minderheit und er passt zur Zeit.

Und wenn nicht in Nordschleswig Stolpersteine auf die Geschichte aufmerksam machen sollen, wo dann? Die einzige Kritik wäre, warum niemand in der deutschen Minderheit bereits früher auf die Idee mit den Stolpersteinen gekommen ist. Immerhin verlegte Demnig den ersten Stein bereits 1992 in Köln.

Ein Stein. Ein Name. Ein Mensch. Eine starke Botschaft, der sich auch Nordschleswig anschließen sollte.

 

 

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