Leitartikel

„Schlauer schließen“

Schlauer schließen

Schlauer schließen

Nordschleswig
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Die zweite Corona-Welle ist über uns, und wir erleben gerade ein Déjà-vu bei dem Teile der Gesellschaft wieder langsam heruntergefahren werden. Diesmal aber hoffentlich etwas schlauer und im Grenzland nicht ganz so drastisch, schreibt Chefredakteur Gwyn Nissen.

Echt jetzt? Das ganze Theater nochmal? Die zweite Corona-Welle ist über uns, und gerade haben weder Dänemark, Deutschland noch viele andere Länder das Virus ganz im Griff. Deshalb kommen wieder eine Reihe von einschränkenden Maßnahmen auf uns zu. 

Das ist auch in Ordnung, denn wer will schon selbst todkrank im Krankenhaus liegen oder gar Angehörige verlieren. Es ist Achtsamkeit angesagt und auch wieder Gemeinsinn. Wir müssen alle einen Einsatz leisten – und Opfer bringen. Kleine Opfer wie Gesichtsmaske tragen und Abstandhalten, oder aber auch größere Opfer, wenn man auf geplante Familientreffen, Feiern oder Ferien verzichten muss. Große Versammlungen und in die Ferne schweifen geht eben nicht in diesen Tagen.

Aber es muss immer noch einen vernünftigen Alltag geben – auch im deutsch-dänischen Grenzland. Deshalb ist zu hoffen, dass die Regierung aus der rigorosen Grenzschließung im Frühling gelernt und mitbekommen hat, was eine solche Maßnahme für Konsequenzen hat.

Der erste Ansatz ist schon einmal positiv, nämlich, dass für Schleswig-Holstein Ausnahmen gelten. Doch hoffentlich gelten diese auch, wenn das Bundesland wie die meisten anderen in Deutschland die kritische Inzidenz-Marke 30 erreicht. Diesmal dürfen die kleinen Grenzübergänge nicht geschlossen werden, und es müssten auch Pendlerspuren eingerichtet werden, wenn an der Grenze wieder mehr kontrolliert werden sollte.

Zum einen muss der Arbeitsmarkt in der Region weiterhin reibungslos funktionieren – Tausende pendeln jeden Tag über die Grenze zur Arbeit. Aber auch der Alltag im deutsch-dänischen Grenzland sollte nicht genau so gestört werden wie im Vorsommer, als das soziale Leben über die Grenze hinweg schlichtweg einbrach und Familien und Freunde trennte.

Die Corona-Situation in Schleswig-Holstein präsentiert sich nicht sehr viel anders als in Nordschleswig – und besser als in vielen Teilen Dänemarks. Daher reagieren die dänischen Behörden diesmal hoffentlich mit schlauen Maßnahmen, damit das grenzüberschreitende Zusammenleben nicht mehr beeinträchtigt wird, als Corona uns allen schon zumutet.

Die Bevölkerung im deutsch-dänischen Grenzland wird ihren Einsatz leisten und auch Verantwortung übernehmen. Wir wollen für unsere Nähe zur Grenze aber nicht wieder bestraft werden.  

   

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