Abiturienten am DGN

Mützen auf im Corona-Chaos

Mützen auf im Corona-Chaos

Mützen auf im Corona-Chaos

Apenrade/Aabenraa
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Anna Sophie muss sich zu Beginn erst mal all den Kameras ihrer Familie stellen. Foto: Karin Riggelsen

Die ersten Abiturienten des DGN haben am Dienstag ihre letzte Prüfung abgelegt und danach traditionell von ihren Eltern die Studentenmütze aufgesetzt bekommen. Damit endeten die Traditionen aber auch schon. Aufgrund der Corona-Bestimmungen war nichts so wie sonst.

Egal wie viele Schwierigkeiten und Herausforderungen sie aufgrund der Corona-Pandemie in den vergangenen Wochen auch gehabt haben, zumindest der Wettergott meint es am Dienstagmorgen gut mit dem Rektor des Deutschen Gymnasiums für Nordschleswig (DGN), Jens Mittag, und den anwesenden Familienmitgliedern.

Der Schulleiter steht mit Rosen in der Hand im Garten neben dem Schulgebäude und wartet auf die ersten Abiturienten, die gleich aus ihrer letzten Prüfung kommen.

„Aufgrund der Corona-Bestimmungen haben wir den Moment nach der Prüfung, in dem die Abiturienten von ihren Eltern traditionell die Studentenmütze aufgesetzt bekommen, in diesem Jahr nach draußen verlegt, damit alle besser Abstand zueinander halten können.“

Emma lässt sich von ihrer Familie drücken. Foto: Karin Riggelsen

54 Abiturienten hat der diesjährige Jahrgang. Markus Lund Hansen, Emma Lohse, Anna Sophie Lorenzen, Antonia Dresler Matzen und Hannah Stange haben es als Erste hinter sich.

Statt in sieben Fächern gibt es für sie in diesem Jahr nur drei Abitur-Prüfungen – zwei schriftlich und eine mündlich.

Allen fünf Absolventen ist die Erleichterung und Freude deutlich anzusehen, als sie aus den Prüfungsräumen kommen.

„Ich war ein bisschen nervös, aber ich habe es trotzdem gut hinbekommen“, erzählt Emma. Ein paar Meter weiter bekommt im selben Moment Hannah von ihrer Mutter die Studentenmütze aufgesetzt. „Ich bin froh, endlich fertig zu sein, aber auch etwas traurig, dass die Schulzeit nun tatsächlich vorbei sein soll. Zum Glück haben sie meine Mama über die Grenze gelassen“, sagt Hannah mit Freudentränen in den Augen.

Riesige Freude bei Hannah und ihrer Mama Foto: Karin Riggelsen

Mit kleinen Fähnchen und Sekt wartet auch die Familie von Anna Sophie, die ihrem Vater Rüdiger in die Arme fällt. „Es lief super, die Lehrer haben aufgrund der besonderen Situation netterweise viel Rücksicht auf uns genommen“, sagt sie.

Traurig sind alle fünf vor allem darüber, dass in diesem Jahr alle Feiern ausfallen müssen.

Antonia stößt mit der ganzen Familie an. Foto: Karin Riggelsen

„Das ist richtig blöd“, so Antonia. „Ich bin sehr traurig. Das ist einfach eine Tradition, die uns in diesem Jahr fehlt“, sagt Hannah. Markus hingegen hat die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben. „Vielleicht ändert sich ja noch was mit den Bestimmungen. Ich glaube fest daran“, sagt er. Zumindest eine traditionelle Abitur-Rundfahrt (studenterkørsel) wolle er unbedingt noch machen, so Markus.

Markus wäre sofort bereit, den Studenterkørsel zu starten. Foto: Karin Riggelsen

Etwas skurril in diesem Jahr: Erstmals wissen die angehenden Abiturienten nach der abgeschlossenen mündlichen Prüfung nicht, ob sie ihr Abitur letztendlich tatsächlich bestanden haben.

„Die Noten von den schriftlichen Prüfungen kommen erst am 22. Juni. Die Schüler haben sich aber trotzdem dazu entschlossen, wie sonst auch direkt nach der abgeschlossenen mündlichen Prüfung die Mützen-Tradition durchzuführen“, so Jens Mittag.

Auch bei der von der Schule organisierten Entlassungsfeier läuft in diesem Jahr aufgrund des Versammlungsverbotes vieles anders. Dieses wird zwar am 8. Juni von maximal 10 Personen auf 30 bis 50 Personen angehoben, da es aber allein 54 Abiturienten sind, ist auch hier ein Umplanen nötig.

„Das Versammlungsverbot gilt nur für private Veranstaltungen, bei schulischen gibt es kein Verbot, daher hatte ich Hoffnung, dass wir vielleicht doch wie sonst mit allen in der Aula feiern können“, so Mittag.

Schulleiter Jens Mittag gratuliert seinen Schülern. Foto: Karin Riggelsen

Die Hoffnung ist von den Behörden allerdings direkt zunichte gemacht worden. „Ich habe heute die Nachricht erhalten, dass die Entlassungsfeier nicht als schulische Veranstaltung zählt.“

Darauf zu verzichten ist für den Schulleiter allerdings keine Option. Daher liegen bereits Ausweichpläne in der Schublade. „Statt einer großen, wird es dieses Jahr drei Entlassungsfeiern geben. Jede Klasse macht ihre eigene. Zudem wird es leider so sein, dass jeder Abiturient nur ein Elternteil mitbringen darf. Ich weiß, dass das schwer ist, aber anders ist es leider nicht möglich“, sagt der Schulleiter.

Ganz in die Röhre schauen müssen die anderen Familienmitglieder vielleicht dennoch nicht  – sondern in ihren Fernseher. Möglicherweise wird es nämlich einen Live-Stream geben. Dies sei eine Option, über die man nachdenke, verrät Jens Mittag.

Markus, Hannah, Emma, Anna Sophie und Antonia sind die Ersten ihres Jahrganges, die mit allen Prüfungen durch sind. Foto: Karin Riggelsen

Und als wären das nicht schon genug Entbehrungen: Auch das traditionelle Treppenfoto vor dem Haus Nordschleswig, bei dem alle Abiturienten ihre Mützen in die Luft werfen, wird es so in diesem Jahr nicht geben.

„Auf der Treppe ist leider nicht genug Platz, um die Abstandregeln einzuhalten. Wir werden daher drei Fotos machen – jede Klasse für sich“, so Mittag.

Trotz all der Veränderungen gegenüber den Vorjahren ist er froh, wie die Schule die gesamte Situation meistert. „Jammern hilft uns nichts. Wir müssen es so akzeptieren, wie es ist – und ich denke, wir haben alle das Beste daraus gemacht.“

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Anna-Lena Holm
Anna-Lena Holm Hauptredaktion
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