Besuchsfreunde

„Inaktivität führt zum schnelleren Altern“

„Inaktivität führt zum schnelleren Altern“

„Inaktivität führt zum schnelleren Altern“

Paul Sehstedt
Alnor
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Referent Dr. Hans Gert Jakobsen zeigte den Zuhörern einige leichte Übungen, um fit zu bleiben. Foto: Paul Sehstedt

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Dr. Hans Gert Jakobsen gab beim Jahrestreffen der Besuchsfreunde des Sozialdienstes für Nordschleswig Ratschläge zum Thema Demenz.

„Demenz ist keine Krankheit, sondern das Zusammenspiel vieler verschiedener Symptome, die Verhaltensänderungen, Orientierungsschwierigkeiten, Vergesslichkeit und eingeschränkte Einschätzungsfähigkeit mit sich führen“, erklärte Dr. Hans Gert Jakobsen, Rothenkrug in seinem Vortrag über den Umgang mit Demenz, den er anlässlich des Jahrestreffens der Besuchsfreunde Nordschleswig in der Förde-Schule Gravenstein in Alnor am Sonnabend hielt.

„Gegen das körperliche und geistige Altern hilft, sich selbst zu aktivieren“, führte der Referent aus: „Zum Beispiel die Zeitung greifen und lesen, Musik hören oder mit seinen Mitmenschen sprechen sind gut für die Psyche, während ein täglicher Spaziergang von mindestens einer Stunde, Gewichteheben und ganz einfache Bewegungsübungen physisch fit hält. Inaktivität führt zum schnelleren Altern!“

Bis zu 95.000 Demente in Dänemark

Laut Jakoben entwickelt etwa die Hälfte aller über 85-jährigen Demenz und in Dänemark leben rund 90 bis 95.000 demente Personen. Die häufigsten Demenz-Symptome sind Alzheimer bei 50 bis 60 % der Patienten und Blutgerinsel, die auf zu spät diagnostizierte Diabetis zurückzuführen sind.

Dr. Hans Gert Jakobsen referierte zum Thema Umgang mit Demenz. Foto: Paul Sehstedt

„Zehn bis zwanzig Prozent der Patienten entwickeln die besonders schwerwiegende Lewy-Body-Demenz, die einen nur wenige Jahre dauernden Verlauf hat“, erläuterte Jakobsen. „Psychiatrische Probleme, Angstanfälle, Albträume und Unruhe sind die Folge. Die Angehörigen fordern den Hausarzt auf, irgendetwas zu unternehmen und das führt wie schon häufig gesehen zu einer falschen Verabreichung von Psychopharmaka.“

Ein Bier schadet nicht

Übermässiger Alkoholkonsum ist bei zehn Prozent der Erkrankungen die Ursache. „In Süddänemark trinken die Bürger etwa elf Liter Alkohol pro Jahr – und das ist zu viel“, warnte Jakobsen. „ Ein Bier oder ein Schnaps täglich schaden absolut nicht.“

Der Referent warnte davor, nach der Feststellung von Demenz übereilte Entschlüsse zu fassen und den Betroffenen aus ihren gewohnten Rahmen herauszunehmen. „Sie müssen in ihrer Wohnung und ihrer Umgebung bleiben, damit sie räumlich und geografisch zurechtkommen“, lautete Jakobsens Empfehlung.

Stärkende Suppen nach einem informativen Treffen der Besuchsfreunde Nordschleswig in der Förde-Schule Gravenstein. Foto: Paul Sehstedt

„Männer werden öfter von Demenz betroffen als Frauen und das bedeutet für die Frau, dass sie durch die zunehmende Pflegebedürftigkeit ihres Ehepartners belastet werden“, sagte Jakobsen. „Daher sollte sie sich regelmäßig freie Tage nehmen, mit Freundinnen verreisen, um so nicht verschlissen zu werden.“

Pastorin informierte über Seelsorge

Nach einer angeregten Fragestunde sprach Pastorin Cornelia Simon, Gravenstein, über Seelsorge und Gemeindearbeit. Sie erläuterte die Zweiteiligkeit des Wortes Seelsorge: den ganzen Menschen, Geist und Körper sehen sowie Fürsorge, aber nicht Trauer. „Seelsorge soll Hilfe zur Selbsthilfe sein und anderen Menschen in Augenhöhe zu begegnen. Ich lerne viel von meinen Besuchen“, sagte die Pastorin.

Familienberaterin Karin Müller, Tondern, informierte über den Dienst der Besuchsfreunde: „Wir haben für ganz Nordschleswig dreizehn Besuchsfreunde. Das mag nicht nach viel klingen, aber wichtig ist, dass wir gute Freunde haben.“ Bei erkannten Problem stehen den Freiwilligen immer die Familienberaterinnen als Ankerpunkt zur Verfügung. „Einen großen Erfolg haben wir mit zwei Schülern des deutschen Gymnasiums in Apenrade, die dort im Internat wohnen und sich als Besuchsfreunde gemeldet haben“, schloss Karin Müller.

Das Treffen der Besuchsfreunde wurde in Zusammenarbeit mit dem Sozialdienst Förderkreis und dem Pfarrbezirk Gravenstein durchgeführt.

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