Jagdsport

Jagen mit Pfeil und Bogen

Jagen mit Pfeil und Bogen

Jagen mit Pfeil und Bogen

Tingleff/Tinglev
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Den Abzug betätigt der Jäger durch eine Schnalle am Handgelenk. Foto: Karin Riggelsen

Kurz vor Weihnachten erlegte Jäger Hinrich Jürgensen sein erstes Reh mit Pfeil und Bogen. Dem Nordschleswiger verriet er, worauf es bei dieser Jagdmethode ankommt.

Auf dem Hochsitz zu sitzen und die Natur zu genießen, bereitet Hinrich Jürgensen große Freude. Der Vorsitzende des Bundes Deutscher Nordschleswiger ist leidenschaftlicher Jäger. Im Gegensatz zu anderen schießt er nicht nur mit Gewehren, sondern auch mit Pfeil und Bogen. „Sozusagen back to the roots“, meint der Tingleffer.

Für die Bogenjagd in Dänemark muss jeder Jäger einen Schein machen. Die Prüfung dafür ist in Theorie und Praxis unterteilt. In der Theorie beantwortet der Jäger Fragen. Der praktische Teil besteht aus  einer Schießübung. Mindestens fünf von sechs Pfeilen müssen den Herz-und Lungenbereich eines Rehs aus Pappmaschee treffen. Hinrich Jürgensen hat mit allen sechs Pfeilen getroffen. Der bestandene Bogenschein muss, anders als bei einem Gewehr, alle fünf Jahre erneuert werden. 

In Deutschland verboten

In Deutschland ist die Bogenjagd verboten. Der Jäger aus  Tingleff versteht allerdings nicht, warum. „Für das Tier macht es einen Unterschied, ob es mit einem Pfeil oder einer Schusswaffe erschossen wird.“ Bei einem Gewehr stirbt das Tier durch eine Schockwirkung. Mit Pfeil und Bogen wird gezielt in den Herz-Lungen-Bereich geschossen, und das Tier stirbt, weil der Puls sofort absackt. Ein weiterer Unterschied zwischen Bogenjagd und Jagd mit Gewehr ist die Distanz. Mit dem Pfeil und Bogen muss der Jäger mindestens 25   Meter dicht an das Tier herankommen. Dabei ist es wichtig, die Distanz gut einzuschätzen, sonst kann die Zielhöhe falsch eingeschätzt werden. 

Der Pfeil kann bis zu 130 Kilometer pro Stunde schnell durch die Luft zischen. Der Bogen, mit dem Hinrich Jürgensen schießt, ist ein Compundbogen. Der wiegt ungefähr zweieinhalb Kilo und besteht aus Kohlefaser. Für das Equipment hat Jürgensen 10.000 Kronen bezahlt. Das sei ungefähr so teuer wie ein Gewehr, sagt er.

 

Ähnlich wie bei einem Gewehr gibt es bei dem Bogen ein Zielrohr. Besonders sind die kleinen Wasserwaagen. Foto: K. Riggelsen

„Bei der Bogenjagd muss man sehr geduldig sein“, erzählt der Jäger, der seit einem Jahr den Bogenschein besitzt. Man muss sich an die Tiere heranpirschen. Einmal habe er 30 Minuten regungslos dagestanden.  Die Rehe haben einen sehr empfindlichen Geruchssinn und ein gutes Gehör, deswegen kommt es auch darauf an, wie der Wind steht. 

Besonderes Erlebnis

Kurz vor Weihnachten erlegte Hinrich Jürgensen sein erstes Reh. Der Pfeil ging durch das Tier durch. Zunächst dachte Jürgensen, er hätte nicht getroffen, weil er den Pfeil auf dem Boden sah. Das Tier lief ein paar Meter weiter, fiel dann um und  war nach wenigen Sekunden tot. Das Reh liegt nun bei ihm in der Gefriertruhe.

In Dänemark darf man mit Pfeil und Bogen Hasen, Füchse, Fasane und Rehwild schießen. Hinrich Jürgensen hat es im vergangenen Jahr ungefähr zehnmal auf die Bogenjagd geschafft. Rot- und Damwild schießt er noch mit dem Gewehr. Manchmal nimmt er beide Waffen mit auf die Jagd. Auf seinem Betrieb hat er eine große Weidefläche. Das ist ein Paradies für Wild. 

An dem Pfeil befinden sich messerscharfe Klingen, die sich weiten. Foto: K. Riggelsen

Private Auflagen

Mit seinen anliegenden Nachbarn hat Jürgensen private Auflagen festgelegt. Der Abschussplan soll gute Wildbestände begünstigen. So werden im Frühjahr beispielsweise keine jungen Böcke geschossen. „Früher war die Jagd zum Trophäensammeln. Heute haben wir uns selbst Auflagen gesetzt“, berichtet Jürgensen. 

Die Regulierung im Verband auf freiwilliger Basis steht für einen ausgewogenen Jagdbestand. Von Geilau bis Tingleff gelten so die gleichen Richtlinien. 
Andere Tiere als Rehe mit Pfeil und Bogen  zu schießen, kommt für Jürgensen nicht infrage: „In Afrika werden Elefanten mit Pfeil und Bogen geschossen. Exotische Tiere  zu  schießen, interessiert mich nicht. Falls ich allerdings mal nach Kanada komme, könnte ich mir vorstellen, einen Elch zu jagen, aber keinen Braunbären.“

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