WAS MACHT DAS ZUHAUSE GEMÜTLICH?

Wohnsitz an der Ostküste – Wohlgefühl an der Westküste

Wohnsitz an der Ostküste – Wohlgefühl an der Westküste

Wohnsitz an der Ostküste – Wohlgefühl an der Westküste

Gravenstein/Röm
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Claus Pørksen nennt sich selbst einen „Naturfreak, der fast abhängig davon ist, am Wasser zu wohnen“. Foto: K. Riggelsen

Das eigene Zuhause kann Kraftquelle, Rückzugsort, Ruhepol, Nest, Energiespender, Inspirationsort und vieles mehr sein. Doch was braucht es unbedingt, damit es auch ein gemütlicher, unverwechselbarer Platz ist? Redakteurin Marlies Wiedenhaupt hat bei Claus Pørksen nachgefragt.

In Gravenstein  stehen sein  Schreibtisch, sein Bett,  seine Waschmaschine, und dorthin kommt seine  Post. Denn in Gravenstein wohnt und arbeitet Claus Pørksen. In wunderschöner Lage direkt am Wasser. Seit 18 Jahren.  Aber: So richtig zu Hause fühlt er sich in Lakolk auf Röm. Dort besitzt er   zusammen mit seiner Schwester aus Kopenhagen ein Sommerhaus, das seit 55 Jahren in Familienbesitz ist. 

„Gefühlsmäßig bin ich viel lieber in der Marsch“, erzählt  der 63-Jährige, „aber  an die Westküste zu ziehen kommt für mich dennoch nicht infrage.  Nicht mal, wenn es  dort eine Autobahn gäbe.“ Für den  Steuerberater, der vor allem in Dänemark arbeitende deutsche Lohnempfänger betreut, ist die  Nähe zur Autobahn  bei dem regen Kundenkontakt  sehr praktisch. Ein Pluspunkt für  Gravenstein.  Aber  ohne das  Potenzial, ein Zuhause-Gefühl auszulösen.

Dass der gebürtige  Hoyeraner  sich an einem anderen Ort heimischer  fühlt, als an dem, wo er wohnt,  ist vielleicht nur scheinbar  ein Widerspruch. Ist  es doch zugleich  eine geniale Möglichkeit, den Platz auf Röm,  der das  Zuhause verkörpert,  immer wieder neu   aufsuchen,  entdecken und genießen  zu können.

Das Sommerhaus, wie es sich in vielen Jahren verändert hat. Foto: K. Riggelsen

Das Holzhaus in Lakolk bedeutet Wärme, Nähe und Erinnerungen. Dort trifft sich die Familie. Oft auch mit den  Neffen und Nichten aus Kopenhagen. „Zu 95 Prozent spielt sich das Leben  im Wintergarten ab. Denn dort kann man bei  jedem Wetter  sitzen –   und 14 Leute kriegt man da schon rein. Auch mein Bruder hat ein  Sommerhaus auf Röm, wir sind oft zusammen.“  Pfingsten beispielsweise habe  es ein  großes Familientreffen gegeben. „Und wenn gefeiert wird, dann zünftig“, so Pørksen, der sich für Ahnenforschung und Ortsgeschichte interessiert und darüber bereits  Artikel und Bücher veröffentlicht hat.

Im   Sozialdienst  Nordschleswig war er im Vorstand aktiv und bereitet außerdem für  Senioren relevante    rechtliche Themen  auf  und referiert darüber.

Den Aufenthalt im Sommerhaus auf Röm genießt er  in Gesellschaft, ist aber auch gern allein dort. „Es ist entspannend, einfach in  die Natur zu glotzen, völlig gedankenlos. Ob ich dabei etwa philosophiere? Nein! Da tut sich überhaupt nichts im Kopf“, lacht Claus Pørksen. „Aber beim Wandern. Da habe ich richtig viele gute Ideen und nützliche Gedanken. Etwa dazu, wie ich Vorträge vorbereiten oder fachliche Probleme lösen kann.“ 

Fotografieren ist seine Leidenschaft. Foto: K. Riggelsen

Im  Sommer  ist er  oft auf Röm. Und selbst in der „heißen Phase“ der Steuererklärungen von Mitte März bis Ende Juni zieht es den  63-Jährigen an die Westküste. „Wenn das Wetter schön ist, nehme ich mir  ab und zu einen freien Tag, um nach Röm zu fahren.“

Bei  mehrstündigen Streifzügen am Strand, am Wasser oder an den Dünen – weg vom Publikum – genießt Claus Pørksen  „die erholsame Ruhe. Und die Natur, die sich von Tag zu Tag ändert“.   Ein Fotoapparat ist dabei sein ständiger Begleiter. „Ich fotografiere vor allem Vögel. Im trockenen Mai habe ich an einem Tümpel   15 unterschiedliche Arten vor der Linse gehabt“, freut sich der Naturfreak, wie er sich selbst nennt, der „fast abhängig davon“ ist, am Wasser zu wohnen. Die Bilder speichert er anschließend im Computer in einem  Fotobuch, versieht sie mit Infos aus  seinen zahlreichen Vogelbüchern und zieht beim nächsten Röm-Besuch  wieder los, um  noch bessere  Bilder zu schießen.

Auf der Jagd nach  guten Motiven begleiten  ihn  oft auch die Erinnerungen an schöne Kindheitserlebnisse, die er mit Geselligkeit und Genuss  verbindet. „Als Kinder lagen wir dort oft am Strand – mit Fresspaketen.“ Eben ein Gefühl von zu Hause sein.

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