Deutsche Minderheit

Von der Last und der Lust zu schreiben

Von der Last und der Lust zu schreiben

Von der Last und der Lust zu schreiben

Claudia Knauer
Claudia Knauer
Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:
Karsten Skov war am Montag zu Besuch in Apenrade. Foto: Claudia Knauer

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Bei einer Lesung in der Zentralbücherei in Apenrade hat Autor Karsten Skov über seine Bücher gesprochen und wie er überhaupt zum Schreiben von Romanen gekommen ist.

Karsten Skov hat schon sehr viele Bücher veröffentlicht. Die meisten davon werden nicht im Feuilleton besprochen. Es sind Fachbücher, die der IT-Spezialist geschrieben hat. Ganz anders verhält es sich mit seinen historischen Romanen, die ihre Wurzeln im Grenzland haben.

„Knacker“ wurde unter dem Titel „I krieg og kærlighed“ verfilmt. „Enkeland“ nimmt sich des vergessenen Themas der nordschleswigschen Kriegswitwen im Ersten Weltkrieg an und ist das meistverkaufte Buch seines Verlages Hovedland. In „Under samme måne“, das im vergangenen Jahr herauskam, erzählt Karsten Skov die wahre Geschichte von Erika, dem Flüchtlingsmädchen aus Königsberg, und Karl, dem Mitglied der deutschen Minderheit und ihrer Liebe.

Der Autor hat Passagen aus seinem neuesten Buch vorgelesen. Foto: Claudia Knauer

Am Montagabend hatten die deutsche Zentralbücherei Apenrade und das Literaturhaus Schleswig-Holstein im Rahmen des Literatursommers eingeladen, und eine Gruppe hoch interessierter Gäste diskutierte angeregt und lange die Thematik.

Ausführliche Recherche

Karsten Skov hatte mit den beiden Hauptfiguren ausführliche Video-Interviews geführt, die die Grundlage des Buches bildeten. Ohne zu viel zu verraten: Es ist eine zu Herzen gehende Liebesgeschichte, die sich über Jahrzehnte erstreckt. Und sie gab Karsten Skov die Gelegenheit zu zeigen, dass die deutsche Minderheit, neben „all dem Unseligen“, für das sie verantwortlich war, auch viel Gutes getan und Menschenleben gerettet hat.

„Sie hat, freiwillig, ihre Türen geöffnet, um die deutschen Flüchtlinge aufzunehmen“, betonte Skov. „Das soll nicht vergessen werden.“ Dabei bezieht er in seinem jüngsten Buch keine Haltung, sondern lässt seine Hauptpersonen erzählen und versucht beide Seiten zu zeigen.

Von der Autobahn zum Roman

Das Schreiben hat der IT-Mann in Kursen für kreatives Schreiben gelernt, nachdem er mit dem ersten Entwurf des Buches, der später zu „Knacker“ wurde, so unzufrieden war, dass er alles umwarf und von vorne begann. Die Arbeit von acht Jahren – immer neben der Arbeit als Lehrender an der Wirtschaftsakademie in Sonderburg – hat er beherzt zur Seite gelegt und zeitgleich mit dem Bau der Autobahn nach Sonderburg mit der neuen Version begonnen, wie er vergnügt erzählte.

Als die Autobahn fertig war, nach 800 Tagen, war auch das Buch beendet. Und wurde dann vom Verlag Hovedland angenommen.

Der Versuch auf dem deutschen Markt Fuß zu fassen

Derzeit versucht Skov auf den deutschen Markt zu kommen und stellt fest, dass die Wege dort andere sind. „Ohne Agenten geht da nichts“, so Skov. Dabei verdienen seine Bücher, auch das sehr politische „Enkeland“, unbedingt von einem größeren Publikum wahrgenommen zu werden.

„In Dänemark kann man vom Schreiben schwerlich leben“, plauderte Skov aus dem Nähkästchen. Er muss deshalb seine Zeit sehr genau zwischen Erwerbsarbeit und Schreibzeit einteilen. Da er seiner Aussage zufolge sehr zu Übersprungshandlungen neigt, wenn er eigentlich schreiben will, hat er sich die Pomodoro-Technik angeeignet.

Wikipedia erklärt dazu: Die Pomodoro- ist eine Methode des Zeitmanagements, die von Francesco Cirillo in den 1980er Jahren entwickelt wurde. Das System verwendet einen Kurzzeitwecker, um Arbeit in 25-Minuten-Abschnitte – die sogenannten pomodori – und Pausenzeiten zu unterteilen.

Der Name pomodoro stammt von der Küchenuhr, die Cirillo bei seinen ersten Versuchen benutzte. Sie sieht aus wie eine Tomate.

Für Karsten Skov scheint diese Methode ausgezeichnet zu funktionieren ebenso wie seine Recherchen, die er auf Karteikarten notiert. „Ich kann besser mit dem Papier arbeiten, auch wenn man natürlich ein Programm fürs Speichern, Suchen und Verknüpfen schreiben könnte“, bekannte er.

Neues Buch in Arbeit

„Enkeland“ und „Knacker“ sind mittlerweile in der fünften Auflage erschienen. Die Warteliste in den Büchereien für „Under samme måne“ ist lang.

Ein weiterer historischer Roman ist in Arbeit. Diesmal geht es um Auswanderung um die Jahrhundertwende. Und natürlich bleibt der Autor dem Grenzland verhaftet.

„Under samme måne“ ist, da das Buch zum Sammlungsschwerpunkt nordschleswigsche Geschichte gehört, demnächst auch in der deutschen Bücherei zu entleihen.

Mehr lesen