Kunstprojekt

Die Schaufenster werden zu Galerien

Die Schaufenster werden zu Galerien

Die Schaufenster werden zu Galerien

Rüdiger Otto von Brocken, Husumer Nachrichten
Scherrebek/Husum
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Diethard Wies und Solvej Krüger haben das grenzüberschreitende Konzept gemeinsam erstellt. Foto: V. Bandixen

Die Kunst soll zu den Menschen kommen, nicht die Menschen zur Kunst. Ein etwas anderes Kunstprojekt läuft in Husum und Scherrebek.

Ein etwas anderes Kunstprojekt läuft in Husum und Scherrebek.

Die Kunst soll zu den Menschen kommen, nicht die Menschen zur Kunst. In Husum kann diese Idee auf eine langjährige  Tradition zurückblicken – sei es mit dem Windfang-Projekt des Speichers 1995 oder mit den Windart-Aktionen des Museumsverbundes Nordfriesland 2007 und 2008. Was sich der  Kunstverein Husum und Umgebung für 2017 und 2018 ausgedacht hat, geht allerdings noch einen Schritt weiter.  „Unser Bestreben ist es, dass sich Husums Geschäfte in Ausstellungsräume verwandeln“, sagt  Diethard Wies, Kunstvereinsmitglied und Mitinitiator des grenzübergreifenden Projekts „wattn dat  – vad  er nu det“. Im August/September 2017 läuft die Austellung in Husum – im Jahr drauf soll das Ganze nördlich der Grenze in Scherrebek/Skærbæk  wiederholt werden.

Wenn es nach Wies ginge, hätte dies eine andere Rezeption von Kunst als im Museum zur Folge, wo Besucher im Durchschnitt elf Sekunden vor einem Bild verweilen, bevor sie weiterziehen.
„Was wir wollen, ist Rezeption durch Tun.“ Die beteiligten Künstler stammen von diesseits und jenseits der Grenze, sprich aus Nordfriesland sowie aus dem Raum Scherrebek.

Um Kunst nicht nur darzustellen, sondern aktiv darüber ins Gespräch zu kommen, geht das Projekt unorthodoxe Wege. Als Beispiel nennt Wies den Fanøer Maler Ingvard Bjørn. Der entdeckte vor Jahren ein Boot auf einer kleinen Kopenhagener Werft.  Jemand hatte es dort für ein Jahr zwischengelagert und dann  nicht wieder abgeholt. Seither skizziert Bjørn Jahr für Jahr den Erhaltungszustand des Bootes  – als eine Art künstlerisches Tagebuch über den Verfall.
Aber damit nicht genug: Einem Kunstleistungskurs der Gemeinschaftsschule Nord dienen Bjørns „Vorlagen“ als Inspiration für  die eigene bildnerische Auseinandersetzung mit dem Thema. In ihren Arbeiten kommentieren, verändern und kopieren die Schüler Bjørns Bild, gestalten es um und entwickeln es mit ihrer eigenen Fantasie weiter. Ausgestellt werden die Werke dann in den Räumen des Künstlercafés auf der Neustadt, das zugleich dem Austausch zwischen Künstlern und Jugendlichen dienen soll.

Viele Ideen

Eine weitere Idee des Projekts ist „Taschenkunst“, also  Originalkunst im Taschenformat. Die kann man später verschenken und tauschen, aber vor allem soll sie die Gemeinschaft zwischen Kindern und Jugendlichen fördern – über Landesgrenzen hinweg.  Gleichzeitig würden die Taschenkunstwerke vergrößert und im Jugendzentrum BISS ausgestellt. „Das fördert die Kommunikation auf verschiedenen Ebenen“, sagt Solvej Krüger vom Wattn-dat-Team.

Bis jetzt haben sich zirka 20 Husumer Ladeninhaber und Gastronomen bereit erklärt, das Vorhaben zu unterstützen: kleine wie große –  vom Künstlercafé auf der Neustadt bis zum Modehaus C. J. Schmidt. Und Wies ist zuversichtlich, wenigstens genauso viele Künstler von diesseits und jenseits der Grenze rekrutieren zu können.  Einige haben ihre Teilnahme bereits fest zugesagt.

 Gefördert wird das deutsch-dänische Interreg-Projekt unter anderem vom dänischen Kulturministerium sowie dem Ministerium für Justiz, Kultur und Europa des Landes Schleswig-Holstein. Der Startschuss für „wattn dat – vad er nu det“ fällt am 25. August. Zwei Wochen, bis zum 8. September, bleibt Husum dann das „Schaufenster der Kunst im Schaufenster“.  Weitere Info unter husumer-kunstverein.de.

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