Neue Ausbildung

Kulturchefs sollen mehr an Geld denken

Kulturchefs sollen mehr an Geld denken

Kulturchefs sollen mehr an Geld denken

Peter Lassen
Peter Lassen Hauptredaktion
Sonderburg/Aarhus
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Stephan Kleinschmidt kann sich eine Kulturmanagement-Ausbildung in Sonderburg vorstellen. Foto: DN-Archiv

Der „Kulturminister“ der deutsch-dänischen Region Sønderjylland-Schleswig, Stephan Kleinschmidt, will ein Initiative aus Aarhus ins Sonderburger Alsion kopieren.

Der „Kulturminister“ der deutsch-dänischen Region Sønderjylland-Schleswig, Stephan Kleinschmidt, will ein Initiative aus Aarhus ins Sonderburger Alsion kopieren.

Kultur sei heute mehr als „nur“ Kultur. Davon sind die Macher einer neuen Ausbildung in Aarhus überzeugt. Wer eine Kulturinstitution leite, müsse nicht nur Kulturverständnis haben, kreativ sein und ab und an mit speziellen Charakteren im Künstlermilieu umgehen können. Der Kulturchef von heute und insbesondere von morgen müsse in noch höherem Maße mit Geld umgehen können. Er oder sie müsse das Beste aus den Ressourcen holen, strategisch denken können und Kultur zu einem guten Geschäft machen, das schwarze Zahlen schreibt.

Nach dieser Devise will man in der Europäischen Kulturhauptstadt 2017, in Aarhus, im Herbst eine neue Diplomausbildung in Kulturleitung anbieten. Zusammen mit einer Reihe von Kulturinstitutionen will die Kommune Aarhus so auch nach dem Kulturjahr 2017 am aktuellen Kultur-Fokus festhalten.

Die neue Ausbildung soll das VIA University College primär für ganz Mitteljütland anbieten. Um teilzunehmen, muss man allerdings ins Gefängnis, denn im ehemaligen Knast in Horsens wird unterrichtet werden, wie man im Kulturbereich als Chef zu agieren hat.

Diverse Institutionen haben sich eine solche Ausbildung gewünscht. Ziel ist es, Chefs und leitenden Mitarbeitern die richtigen Werkzeuge zu geben, um sich im Kultur-Netzwerk bewegen und um dort richtig agieren zu können. Sie sollen in die Lage versetzt werden, mehr aus den menschlichen und ökonomischen Ressourcen zu holen.

Aarhus-Bürgermeister: Wachstum erfordert Erneuerung

Einer der Macher, Aarhus-Bürgermeister Jacob Bundsgaard (Soz.), meint laut Jyllands-Posten, dass Kultur sich aktuell in Netzwerken entwickelt, und da könnten viele Institutionen die neue Ausbildung gut gebrauchen.
Es herrsche Wachstum in der Kultur, und da müsse man sich in einem hohen Gang bewegen und kommunizieren können – lokal, regional, landesweit und international. Man müsse sich laufend erneuern, und das komme nicht von allein, so der Tenor. Bei der Ausbildung soll aber eben auch darauf Rücksicht genommen werden, dass Kulturchefs häufig unter fast schon anarchistischen Verhältnissen, im Chaos und mit Primadonnen arbeiten und mit diesen umgehen können müssen. Mit Leidenschaft müsse man hohe Qualität erreichen – auch geschäftsmäßig.

Die Direktorin der VIA University, die frühere Venstre-Bürgermeisterin in Aarhus, Louise Gade, stellt fest: „Es geht auch darum, dass man mit neuen Werkzeugen Ressourcen freimacht für Kulturproduktion. Je besser man die nötigen Aufgaben lösen kann, desto mehr Spielraum bleibt für das Künstlerische. Wenn man Leitung nicht richtig kann, läuft man Gefahr, dass das ganze Kartenhaus einstürzt.“

Kleinschmidt findet das gut

Der „Kulturminister“ der Region Sønderjylland/Schleswig, der Vorsitzende des Ausschusses für Kultur, Stephan Kleinschmidt, der auch Stadtratsmitglied der Schleswigschen Partei in Sonderburg ist und dort ebenfalls dem Kulturausschuss vorsitzt, findet die Idee aus Aarhus gut. Er denkt, dass man womöglich etwas Ähnliches im Alsion anbieten könnte. Dort habe die Wirtschaftsakademie mit ihrer Serviceökonom-Ausbildung schon ein ähnliches Angebot.

„Vielleicht sollten wir uns  das Aarhus-Angebot diesbezüglich auch mal anschauen. Ja, solche Kompetenzen sind in der heutigen Zeit nötig. Es gibt viele Institutionsleiter, die diese schon besitzen. Wir achten bei Neueinstellungen auch darauf, aber das heißt nicht, dass wir es nicht noch besser machen können“, so Kleinschmidt.

Kultur spiele heute in weit mehr Bereichen der Politik eine entscheidende Rolle – etwa in der Wirtschaft oder bei dem Bemühen, neue Bürger anzulocken. „Die Anforderungen an die Kulturinstitutionen sind heute bestimmt größer geworden in einem verschärften Wettbewerb“, so Kleinschmidt. 

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