Deutsch-Dänisch

Glück und Unglück

Glück und Unglück

Glück und Unglück

Nordschleswig/Sønderjylland
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Stine Marie Jacobsen lebt in Berlin und Kopenhagen. Sie vermischt Kunst und Sprache. Ob das „wieder“ bewusst falsch geschrieben oder ein Kunstfehler ist, wissen wir nicht. Foto: Gwyn Nissen

Sehenswerte Dreifach-Ausstellung in nordschleswigschen Museen: Entwicklung der deutschen und dänischen Kunstgeschichte wird in Tondern und Apenrade gezeigt. Im Kunstmuseum Brundlund ist außerdem eine Sonderausstellung zu 50 Jahren deutsch-dänische Grenzlandausstellung zu sehen.

200 Jahre deutsch-dänische Geschichte wird in diesen Tagen an zwei Museen in Nordschleswig durch die Kunst beschrieben. Das Museum Sønderjylland zeigt anhand von Gemälden von 1820 bis heute, wie sich das Verhältnis zwischen den beiden Nachbarländern entwickelt hat.

Die zweigeteilte Ausstellung „Medgang & Modgang – før og nu“ (Glück und Unglück – damals und heute) ist teils im Kunstmusem Brundlund Schloss in Apenrade/Aabenraa, und teils im Kunstmuseum Tondern/Tønder zu sehen. Es lohnt sich, beide Ausstellungen zu sehen – gerne am selben Tag.

Effektvolle Ausstellung im Tonderaner Kunstmuseum, wo die älteren Werke aus Deutschland und Dänemark gezeigt werden – hier Vilhelm Bjerke-Petersens „Komposition“. Foto: Gwyn Nissen

Dänemark und Deutschland haben eine enge, turbulente und komplizierte gemeinsame Geschichte, die sich auch in der Kunst widerspiegelt. Deutsche und dänische Künstler haben sich über Jahre gegenseitig inspiriert, aber auch sie kehrten sich in nationalistischen Perioden den Rücken zu – bevor es in modernen Zeiten wieder zum Schulterschluss kam. 

Heute, so Axel Johnsen, Abteilungseiter für Wissen und Sammlungen am Museum Sønderjylland, ist der Unterschied zwischen moderner deutscher und dänischer Kunst kaum zu erkennen, lassen sich Künstler doch eher von dem globalen Geschehen inspirieren, seien es die Klimaveränderungen, kulturelle Unterschiede oder andere aktuelle Themen.

Die Werke von Harald Giersing erreichen derzeit rekordhohe Preise bei Auktionen. Auch in Tondern gibt es Giersing-Werke zu sehen. Foto: Gwyn Nissen

Obwohl in Nordschleswig zu sehen, dreht es sich in der Ausstellung „Medgang & Modgang – før og nu“ nicht um Grenzlandkunst, sondern um die historische Entwicklung auf nationaler Ebene, wobei lokale Künstler in dem Zusammenhang aber durchaus auch eine Rolle spielen.

So werden in Tondern natürlich auch Gemälde des Künstlers C. W. Eckersberg aus Blans und von Franciska Clausen aus Apenrade ausgestellt.

Deutsch-dänische Kunstgeschichte

Im Tonderaner Kunstmuseum geht es vor allem um die Kunstgeschichte Dänemarks und Deutschlands und darum, wie sich die Kunstszenen in beiden Ländern gegenseitig geprägt haben. Mal hatten Berlin und andere deutsche Großstädte eine magische Anziehungskraft auf dänische Künstler, mal zog es deutsche Künstler nach Kopenhagen.

Natürlich fehlen nicht die Kriegs-Schilderungen von Bache, Simonsen oder Rosenstand von 1864, und selbstverständlich können Werke der Skagen-Maler Krøyer und Ancher bestaunt werden, wie auch Gemälde von Harald Giersing und Vilhelm Hammershøi, die in diesen Jahren bei Auktionen rekordhohe Preise erreichen.

Überhaupt ist die Ausstellung ein kleines Best-Of dänischer Malerei, das durch Werke deutscher Maler aus derselben Zeit ergänzt wird – und auch die Geschichten erzählt, wie sich Künstler für die eine oder andere Seite entscheiden mussten. Deutsch oder Dänisch?

Yvon Chabrowskis Video-Installation „Territory“ im Schloss Brundlund Foto: Gwyn Nissen

Kultureller Höhepunkt

Im Schloss Brundlund hängen, stehen und fliegen dagegen moderne, experimentierende Werke: Video-Installationen, gestrickte Bauten, Wort-Spielereien. Schräg, seltsam, imposant, verstörend – hier werden im Gegensatz zu den klassischen Werken in Tondern alle Sinne herausgefordert.

Genau das macht die Doppel-Ausstellung zu einer der wichtigsten kulturellen Höhepunkte des Grenzlandjahres 2020.

Ein gesellschaftskritisches Werk von Julia Bünnagel Foto: Gwyn Nissen

50 Jahre Grenzlandausstellung

Schließlich gibt es im Schloss Brundlund auch noch eine dritte Ausstellung, passend zum Thema Deutsch-Dänisch.

Vor 50 Jahren entstand die Grenzlandausstellung in Apenrade, und das Jubiläum wird mit einer kleinen, aber feinen Ausstellung begangen, die zwar kein vollwertiger Ersatz für die ausgefallene Grenzlandausstellung 2020 sein kann, aber dennoch kleine Perlen und gute Geschichten birgt.

Neben heute noch lebenden Künstlern werden auch einige Künstler der ersten Stunde sowie verstorbene Maler ausgestellt, darunter Franciska Clausen, Harald W. Lauesen, Jes Schrøder, Dyke Johannsen, Niels Prip Hansen und Nikolaus Wehding, um nur einige zu nennen.

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