Verband Deutscher Büchereien

Digitale Lesung: Bei den Schriftstellern im Wohnzimmer

Digitale Lesung: Bei den Schriftstellern im Wohnzimmer

Digitale Lesung: Bei den Schriftstellern im Wohnzimmer

DN
Apenrade/Aabenraa
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Die digitale Lesung der Autoren Mareike Krügel und Jan Christophersen ist auch im Youtube-Kanal der Deutschen Büchereien in Nordschleswig zu sehen (Screenshot). Foto: Youtube/Deutsche Büchereien in Nordschleswig

Bei einer digitalen Lesung des Verbandes Deutscher Büchereien haben die Autoren Mareike Krügel und Jan Christophersen aus ihren Büchern vorgelesen.

Mareike Krügel und Jan Christophersen reisen normalerweise deutschlandweit herum, um aus ihren Büchern zu lesen und mit dem Publikum über Literatur und das Schreiben zu sprechen. Normalerweise. Da aber nichts mehr normal ist, saßen die beiden Schriftsteller am Mittwochabend auf dem Sofa ihres Hauses, und alle Gäste, die der Verband Deutscher Büchereien über die digitale Plattform Zoom eingeladen hatte, konnten sehen, welche Bücher bei den beiden Schleswig-Holsteinern im Regal stehen und wie die Beleuchtung ist, während sie selbst sich ihren Tee aus der Küche holen konnten, wie Büchereidirektorin Claudia Knauer berichtet. Die Corona-Zeit macht es möglich.

Geschichten über Geburten

Trotzdem – oder gerade deshalb – wurde es eine intime Lesung, die tiefe Einblicke bot. Mareike Krügel las aus ihrem im Frühjahr 2021 erscheinenden Buch „Schwestern“. Die Zuhörer wurden Zeugen der schwierigen Geburt eines Kalbes. Eine schriftstellerische Glanzleistung, die hoffentlich, so Mareike Krügel schmunzelnd, Bestand haben wird vor echten Landwirten, wenn sie dann das Buch lesen. Im Gespräch mit ihrem Mann erzählte Krügel, wie sie sich dem Thema Geburten genähert hat, wie viele Geschichten über Geburten sie erfahren durfte und wie einzigartig dieses existentielle Erlebnis ist angesichts der Gleichheit des rein biologischen Vorgangs.

Jan Christophersen trug ein Kapitel aus seinem 2019 erschienenen Buch „Ein anständiger Mensch“ vor, das in weiten Teilen in Dänemark spielt und in dem es zwar auch um Anstand geht, viel mehr aber noch um Schuld, um das unschuldig schuldig sein.

Bei den vielen Gästen dürfte es keine Zweifel geben – beide Bücher und gerne auch die anderen Werke Krügels und Christophersens müssen jetzt unbedingt gelesen werden. Beide Autoren lasen so intensiv und mitreißend, das es schwer zu glauben war, dass es sich für sie um eine Zoom-Premiere handelte.

Gespräch mit dem Publikum

Im anschließenden Gespräch miteinander und mit dem Publikum im Chat erfuhren die Gäste, dass lange gemeinsame Spaziergänge wichtig sind für ihr Gedeihen und ihr Schreiben, dass die Betreuung der beiden Kinder zeitweise genau abgesprochen wurde, damit jede/r zu seiner/ihrer Schreibzeit kam und dass Jan Christophersen angesichts Corona seinen lang recherchierten historischen Roman erst einmal zur Seite gelegt hat. „Den kann ich jetzt nicht schreiben", so der Autor.

Einen Corona-Roman aber haben beide nicht im Sinn für ihr nächstes Werk. „Ich glaube, die Verlage sind froh über jeden Nicht-Corona-Roman“, waren sich beide einig und lobten ihre Verlage, die ihnen nie hineinreden, wenn es um ihre Arbeiten geht. 

Wenn es wieder möglich ist, werden beide Autoren „im echten Leben“ nach Apenrade kommen, versprach Büchereidirektorin Claudia Knauer. Und dann kann die Lesung um eine weitere Kunstform ergänzt werden: Mareike Krügel und Jan Christophersen machen nämlich auch Musik.

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