Konzert im Alsion

Ein besonderes Zusammentreffen

Ein besonderes Zusammentreffen

Ein besonderes Zusammentreffen

Jens Uwe Jessen
Sonderburg/Sønderborg
Zuletzt aktualisiert um:
Der niederländische Dirigent Ton Koopman. Foto: Hans Morren, SHMF

Überwältigender Applaus für Dirigent Ton Koopman und das Schleswig-Holstein Musik Festival Orchester im Alsion Sonderburg.

Überwältigender Applaus für Dirigent Ton Koopman und das Schleswig-Holstein Musik Festival Orchester im Alsion Sonderburg.

Regen Besuch von diesseits und jenseits der Grenze und begeisterte Zuhörer verzeichnete das erste der beiden diesjährigen Schleswig-Hostein Musik Festival (SHMF) Konzerte am Sonntagabend im Sonderburger Alsion. Dank Förderung durch den Bund Deutscher Nordschleswiger und durch die Kommune Sonderburg sind SHMF-Konzerte über die Grenzen Schleswig-Holsteins hinaus auch in Nordschleswig zur festen Tradition geworden.

Unter der Leitung des angesehenen niederländischen Dirigenten Ton Koopman spielte das Schleswig-Holstein Festival Orchester Werke von Bach, Haydn und Mozart. Pompös - besetzt mit einer stattlichen Anzahl von Streichern, Oboen, 3 Trompeten und Pauke - leitete  Johann Sebastian Bachs Orchestersuite Nr. 3 das abendliche Konzert ein. Nach monumentaler Klangfülle mit barocken Punktierungen ging die Ouvertüre in ein heftig bewegtes Allegro über, ein Vorgeschmack auf die mit großer musikantischer Freude gespielten Sätze Gavotte und Bourrée. 

Das mit Spannung erwartete berühmte Air ließ sich in seiner melodischen Schönheit und mit seinen behutsam getupften Bass-Achteln so recht genießen. Überaus lebhaft beschloss dann die 6/8-Takt Gigue mit effektvollen Paukenakzenten Bachs Orchestersuite. Wer Koopmans Haydn-Interpretationen gehört hat, wird ganz gewiss, weit entfernt vom altväterlichen Klischee, den Einfallsreichtum und die übersprudelnde Frische dieser Musik bewundern. Die Aufführung der ersten Tageszeiten-Sinfonie ”Le matin” ließ diesbezüglich keinen Wunsch offen. Das mit Flöte, Fagott und Hörnern erweiterte Orchester bestach nach Art des Concerto grosso durch eine Fülle von Solo-Einlagen. So trat die Flöte im Kopfsatz bereits bei der Vorstellung des Allegro-Hauptthemas meisterhaft gekonnt hervor. Das Streicherspiel am Schluss des Satzes strotzte geradezu vor Lebenslust. Im folgenden Adagio lieferte die Konzertmeisterin in virtuoser Bewegung nahezu ein kleines Violinkonzert.

Auch der Solo-Cellist mischte sich mit geläufigem Spielwerk in das musikalische Geschehen. Das Menuett gab im Trio dem Fagottisten Gelegenheit zu reizvollen Umspielungen. Ein sehr geschwindes, wiederum von der Flöte klangschön eingeleitetes Finale mit Streicher-Bläser-Wechsel und noch einem Violinsolo in der Durchführung beendete die Sinfonie.

Mozart: melodische und harmonische Vielfalt faszinierten

Handelt es sich bei „Le matin“ um eine relativ frühe Haydn-Sinfonie, so stand im zweiten Konzertteil Mozarts letztes sinfonisches Werk  KV 551 auf dem Programm – wohl wegen seiner triumphierenden Tonart C-Dur „Jupiter-Sinfonie“ genannt. Natürlich konnte Mozart hier nicht auf Mitwirkung von zwei Trompeten verzichten, die nun das Orchester bereicherten. Der erste Satz stand in reizvollem Kontrast von straffem, beinahe militärischem Hauptthema und sanftem, leichtem Seitenthema.

Mit Entschiedenheit wechselten im Mittelteil die zwei Abstriche von hohen und tiefen Streichern. Melodische und harmonische Vielfalt faszinierten. Das anschließende Andante cantabile erschien, nicht zuletzt durch die gedämpften Violinen, „wie von ferne, gleichsam wie hinter einem Schleier“ (Volker Scherliess). Wechsel von Dur nach Moll, Dissonanzen und Unruhe durch die synkopischen Nachschläge gaben dem Satz sein Gepräge. Zu erwähnen sind weiterhin wunderschöne Fagott-Beiträge. Sehr schnell nahm Koopman das Menuetto. Das Ineinandergreifen der Holzbläser in den letzten Takten des Menuetts war ebenso bewundernswert wie vorbildlich gespielt. Quicklebendig schloss sich das abschließende Molto Allegro an.

Hier geriet alles in Bewegung. Polyphone Abschnitte und fugale Wendungen sorgten für ständige Überraschungen, so auch eine modern anmutende, sich steigernde tonale Orientierungslosigkeit im Verlauf der Durchführung. Am Ende erstrahlte freilich ein majestätisches, unangefochtenes C-Dur. Der Beifall für Ton Koopman und seine jungen Musiker aus 26 Ländern war überwältigend. Als Zugabe erklang das Menuett der Jupiter-Sinfonie da capo. Die im SHMF-Programmheft geäußerte Überzeugung, dass „das besondere Zusammentreffen“ von Ton Koopman und dem Festival-Orchester „auch ein außergewöhnliches Ergebnis zeitigen“ würde, hat das Sonderburger Konzert in hohem Maße bestätigt.

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