Grenzland

„Zweisprachige Schilder gehören zur Vielfalt“

„Zweisprachige Schilder gehören zur Vielfalt“

„Zweisprachige Schilder gehören zur Vielfalt“

Hadersleben/Haderslev
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Das zweisprachige Ortsschild von Hadersleben ist heute im Museum ausgestellt – am Straßenrand fehlt es noch. Foto: Ute Levisen

Helene Hellesøe Appel, bis vor Kurzem „Ersatzfrau“ im Stadtrat für Mogens Rerup, musste ihren Sitz im Ratsrund wieder räumen. Sie tat dies mit Bedauern – aber auch mit einer Anregung, wie sich die Domstadtkommune vielfältiger zeigen kann.

Die vergangenen Monate waren für Helene Hellesøe Appel, Einheitsliste, eine geschäftige Zeit. Neben ihrer Arbeit als Musiklehrerin der Haderslebener Musikschule und Koordinatorin im Talentcenter musste sie sich durch komplexe politische Tagesordnungen arbeiten. Sie habe es gern getan, wie sie versichert. Als Stadtratspolitiker/in trage man schließlich eine große Verantwortung für folgenschwere Beschlüsse, die viele Bürger betreffen.

Helene Hellesøe Appel wird bei der kommenden Wahl erneut kandidieren. Foto: Ute Levisen

Nachholbedarf im Sport

Auf ihrer vorläufig letzten Ratssitzung regte Appel an, einen Beauftragten einzustellen, der sich mit Vielfalt und Gleichstellung in der Kommune befasst. Dies ist ein Bereich, den die EU finanziell fördert, beispielsweise über ihren Sozialfonds. Die Politikerin nennt im gleichen Atemzug konkrete Beispiele, wo es noch einiges zu tun gebe.
„Unter anderem im sportlichen Bereich gibt es einen großen Nachholbedarf, wenn es um Fußball geht. Frauenfußball hat es im Vergleich zum Herrenfußball nach wie vor schwer.“

Helene H. Appel ist leidenschaftliche Fürsprecherin der zweisprachigen Ortsschilder. Foto: Ute Levisen

Gemischte Bebauung gegen Gettobildung

Auch wenn es um die Erarbeitung von Flächennutzungsplänen gehe, bestehe, so betont sie, ein Ungleichgewicht. „In Hadersleben werden neue Grundstücke oftmals nur für Eigentumswohnungen parzelliert, nicht aber für Mietwohnungen. Eine gemischte Bebauung wäre angebracht“, wie die Politikerin sagt. Damit könne man der Gettobildung entgegenwirken.

Inoffiziell hat sich das zweisprachige Ortsschild längst durchgesetzt. Der Bürgermeister hat es an seinem Computer – und an seinem Auto. Foto: Ute Levisen

Vielfalt als Ressource

„Vielfalt ist eine wertvolle Ressource für Entwicklung und Wachstum – ob es nun um Wohnungsbau, Arbeitsplätze oder das Vereinsleben geht“, sagt Helene Appel und betont zugleich, dass sie keineswegs unzufrieden mit dem kommunalen Einsatz in diesen Bereichen sei. Aber es gebe noch Luft nach oben, um die Kommune attraktiver zu machen.

Zweisprachige Ortsschilder gehören dazu

Zur Vielfalt zählt die Politikerin übrigens auch zweisprachige Ortsschilder.

„Dabei geht es um mehr als um ein Schild. Wir wohnen in einem Grenzland – und Hadersleben war einst deutsch. Das ist unsere Geschichte, und ihr können wir nicht davonlaufen. Wir haben eine deutsche Zeitung, eine deutsche Schule, einen deutschen Kindergarten, etc. Bei den zweisprachigen Ortsschildern geht es nicht nur um die Anerkennung der deutschen Volksgruppe, sondern auch um unsere Geschichte.“
 

 

Bürgermeister Geil hatte sich seinerzeit mit seinem „Schilderstreich“ nicht nur Freunde gemacht. Einige waren der Meinung, sein Alleingang war mit der heißen Nadel gestrickt. Andere lobten Geil für seine Initiative. Im Stadtrat wurde die Entscheidung über zweisprachige Schilder – wenngleich knapp – niedergestimmt. Foto: Ute Levisen

2015 brachte die Haderslebener Einheitsliste den Vorschlag für zweisprachige Ortsschilder zur Abstimmung in den Stadtrat und wurde, wie berichtet, niedergestimmt – wenngleich denkbar knapp. In einem Leserbrief schlägt Helene Hellesøe Appel dem Kommunalparlament vor, sich die Sache mit den zweisprachigen Ortsschildern noch einmal gut zu überlegen – zum 100. Jahrestag der Volksabstimmung.

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