Graben-Kreationen

Zeit und Geld für Kunst in der Krise

Zeit und Geld für Kunst in der Krise

Zeit und Geld für Kunst in der Krise

Hadersleben/Haderslev
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Tone aus Hadersleben ist gemeinsam mit ihrer Mutter Kathrine Vestergaard Petersen und ihrer kleinen Schwester Gry bereits zum dritten Mal in der Kunsthalle, um dort an Sommeraktivitäten teilzunehmen. Foto: Ute Levisen

In Corona-Zeiten bleiben viele Haderslebener zu Hause und erkunden ihre Stadt. Vor allem am Graben und in der „Kunsthal 6100“ herrscht geschäftige Aktivität. Dank einer staatlichen Unterstützung kann deren Leiterin sieben Workshops mit verschiedenen Künstlern anbieten. Angebote, die Groß und Klein mit Kusshand annehmen.

Über Langeweile kann Marie Dufresne, Leiterin der Kunsthalle 6100 am Graben in Hadersleben, nicht klagen: Ein Workshop folgt auf den nächsten.

Eine staatliche Förderung im Kielwasser der Coronakrise macht es möglich. Kurzfristig hatte Marie Dufresne Geld für Kunstprojekte im Rahmen von Sommeraktivitäten erhalten. Es war nicht nur eine positive Überraschung, sondern erfordert auch einiges Organisationstalent.

Animationen mit Haderslebener Motiven

„Es sind Angebote, die sich hinter denen großer Museen nicht zu verstecken brauchen“, freut sich die Leiterin. Da ist es ein Glück, dass sie auf ein großes Netzwerk von Künstlern zurückgreifen kann. Diese geben sich in diesen Tagen und Wochen in der Domstadt die Klinke in die Hand.

Bildkünstler Jacob Tækker hat drei Tage lang Groß und Klein in der Produktion kleiner Animationsfilme unterwiesen. Foto: Ute Levisen

Zurzeit führt Bild- und Videokünstler Jacob Tækker vor allem Kinder und Jugendliche in seine Welt ein. Mit viel Fantasie erzählen seine Schützlinge Geschichten anhand von Fotomotiven aus Hadersleben. Dazu bedienen sie sich verschiedener Techniken: Figuren aus Papier bevölkern die Fotos und werden zu kuriosen Animationsfilmen zusammengeschnitten.

 

StreetDome in Monsterhand

 

Johann aus Hadersleben hat sich zu diesem Zweck Monster ausgesucht: Diese schleichen um die Silos am StreetDome herum, um schließlich den benachbarten Skatepark zu erobern. Auf einem Skateboard, versteht sich. Das Ergebnis seiner Bemühungen sind munter anzuschauende Kurzfilme, die offenbaren, mit welcher Begeisterung und Kreativität die jungen Workshop-Teilnehmer bei der Sache sind.

„Ich habe mich schon immer für Kunst interessiert“, erklärt der zehnjährige Johann selbstbewusst. Das merkt man.

Johann hat viel Spaß an der Erstellung eines Animationsfilms mit Monstern am StreetDome. Foto: Ute Levisen

Holzpferd-Ringreiten

Soeben hat Kathrine Vestergaard Petersen mit ihren beiden Kindern Gry und Tone die Kunsthalle betreten: „Wir sind schon zum dritten Mal hier“, sagt die Haderslebenerin.

Töchterchen Tone probiert mit Elan zum wiederholten Male die Ringreiterbahn in der Halle aus – und erweist sich als wahre Meisterin im Holzpferd-Ringreiten.

Wenig später lauscht sie aufmerksam Jesper Tækker, der ihr dabei hilft, einen Animationsfilm zu erstellen.

Auch der letzte Workshop der Reihe war gut besucht. Foto: Ute Levisen

Gestärkt aus der Krise

„Es mag seltsam klingen, aber wir gehen gestärkt aus der Krise hervor“, sagt Kunsthallenleiterin Dufresne.
So viel Geld für die kurzfristige Umsetzung von Kunstprojekten – das gibt es nicht alle Jahre.

  „Ich wünschte, ich hätte das ganze Jahr Zeit, es in Projekte zu investieren“, sagt sie.

Marie Dufresne (links), hier im Gespräch mit Besuchern, hat alle Hände voll zu tun, die viele Kunstprojekte kurzfristig umzusetzen. Die Kunsthalle und ihre Angebote seien sehr gut aufgenommen worden, sagt sie und fordert dazu auf, einfach vorbeizukommen: „Wir haben dieselben Öffnungszeiten wie die Geschäfte – und nur montags geschlossen.“ Foto: Ute Levisen

Aber nein: Bis zum Herbst müssen die Projekte umgesetzt sein. Sieben Workshops wurden und werden bis zur Deadline noch angeboten. Nicht nur in Hadersleben, sondern auch in Woyens und Gramm.

„An den Einzelheiten arbeite ich noch“, sagt Dufresne. Denn es sei nicht einfach, während der Sommerferien organisatorisch etwas auf die Beine zu stellen.

Ringreiten in der Kunsthalle: Tone erweist sich darin als eine wahre Meisterin. Foto: Ute Levisen

Der Aufwand lohnt sich

Doch der Einsatz lohnt sich: Bislang haben 25 Teilnehmer allein den Animationsworkshop mit Jesper Tækker durchlaufen – auch die Resonanz auf die bisherigen Projekte sei bemerkenswert gewesen, sagt Dufresne. Dabei ist ihr der Nachhaltigkeitsgedanke wichtig: Ihre Kunstvorhaben sollen ein „Nachleben“ haben: „Etwas, das bleibt.“

 

Die Animationsfilme erstellen die Teilnehmer mit Haderslebener Motiven. Foto: Ute Levisen

Verweilen auf der Regenbogenbank

Wie die Regenbogenbank des Künstlers Jesper Aabille, beispielsweise: Auch diese ist das Ergebnis eines Kunstworkshops mit Bürgern der Stadt. Zurzeit lädt die Regenbogenbank am Graben zum Verweilen ein.

Die Regenbogenbank auf dem Platz Graben vor der Kunsthalle. Gestaltet hat sie der Künstler Jesper Aabille im Rahmen eines Kunstworkshops in „Kunsthal 6100“. Foto: Ute Levisen

Praktisch gelebte Kunst

Die Besucher von „Kunsthal 6100“ sind begeistert: Zahlreichen Bürgern haben Angebote wie diese gerade noch gefehlt.

Marie Dufresne ist es ein Anliegen, Groß und Klein die Augen zu öffnen für die Stadt, die Umgebung, in der sie leben – und ihre Bewohner dazu zu bewegen, einfach mal vorbeizuschauen – in der Kunsthalle, wo immer etwas los ist und es einiges zu entdecken gibt.

 

Der Leiterin der Kunsthalle, Marie Durfresne, ist der Nachhaltigkeitsgedanke bei Kunstvorhaben wichtig. Foto: Ute Levisen
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