Corona-Maßnahmen

„Wir alle sehnen uns nach einem völlig normalen Schuljahr“

„Wir alle sehnen uns nach einem völlig normalen Schuljahr“

„Wir alle sehnen uns nach einem völlig normalen Schuljahr“

Hadersleben/Haderslev
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„Ich verfalle grundsätzlich nicht schnell in Panik. Immer die Ruhe bewahren und sehen, dass es weiter geht“, verrät Schulleiterin Heike Henn-Winkels von der Deutschen Schule Hadersleben ihr Motto, um bestmöglich durch die Wirren der Corona-Zeit zu kommen. Foto: Nils Baum

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Wenn Schulleiterin Heike Henn-Winkels am Dienstag die Pforten zur Deutschen Schule Hadersleben öffnet, dann kann sie dies erstmals seit längerer Zeit wieder tun, ohne an die Corona-Restriktionen denken zu müssen. Und dennoch gibt es einiges zu aufzuarbeiten, wie sie im Interview mit dem „Nordschleswiger“ verrät.

Seit fast zwei Jahren stellt das Coronavirus unser aller Leben auf den Kopf, doch an der Deutschen Schule Hadersleben hat es sich in den vergangenen Wochen besonders spürbar in die Klassenzimmer hineingeschlichen.

„Mit Aufkommen der Omikron-Variante ging es bei uns richtig los. Seit der Schulöffnung am 5. Januar hatten wir zunächst für zehn Tage normalen Regelunterricht. Die Klassen haben wir, wie vom DSSV empfohlen, getrennt unterrichtet. Aber dann ging es los mit sehr großen Ausfällen in den Klassen. Teilweise waren Zweidrittel der Kinder weg“, erinnert sich Schulleiterin Heike Henn-Winkels an die Zeit seit Beginn dieses Jahres.

Zahl der Schülerinnen und Schüler schrumpfte kräftig

Zunächst war mit den 0. bis 3. Klasse die Unterstufe betroffen, dort schrumpfte die Zahl der Schülerinnen und Schüler in der dritten Kalenderwoche von 23 auf 6 Kinder in der zweiten Klasse. Dann setzte sich die Entwicklung in der Mittelstufe fort, hier jedoch nicht ganz so gravierend. Und auch die zur Oberstufe zählenden Klassen 7 bis 9 mussten Federn lassen. So ging die Zahl der Schülerinnen und Schüler in der 7. Klasse von 21 auf 4 zurück. Das war erst vor einer Woche.

Und mit der Zunahme an Corona-Infektionen unter der Schülerschaft breitete sich das Virus auch unter dem Lehrpersonal aus. Die Schulfreizeitordnung (SFO) musste sich schließlich mit einer Halbtagskraft während der vergangenen zwei Wochen begnügen, normalerweise stehen dort drei Pädagoginnen und Pädagogen zur Verfügung. Die Betreuung wurde in Form eines Notprogramms dennoch fortgeführt.

Angepasster Unterricht

Hatte die Schulleiterin noch vor Weihnachten die 4. und 5. Klasse aufgrund eines zu hohen Infektionsdrucks nach Hause geschickt, waren derartige Maßnahmen seit den am 5. Januar in Kraft getretenen neuen Richtlinien hinfällig geworden.

„Wir haben Unterricht angeboten, egal ob da drei oder sechs Kinder saßen. Es war auch kein Notunterricht, sondern angepasster Unterricht“, so Heike Henn-Winkels. Stattdessen wurde der Stundenplan entsprechend geändert und der Schultag um eine Stunde verkürzt.

Auch den Corona-Pass oder ein negatives Testergebnis haben alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seit kurz vor Weihnachten zweimal die Woche vorgezeigt, doch als dann zu Beginn des Jahres der große Aderlass kam, waren gar nicht mehr viele da, die ihn überhaupt noch hätten vorzeigen können, so die Schulleiterin.

Wir haben Unterricht angeboten, egal ob da drei oder sechs Kinder saßen. Es war auch kein Notunterricht, sondern angepasster Unterricht.

Heike Henn-Winkels, Schulleiterin an der Deutschen Schule Hadersleben

Alle Auflagen eingehalten

Dennoch hat die Deutsche Schule sich an alle Auflagen gehalten, dazu gehörte auch die Durchführung von Schnelltests.

„Wir sind bis zur Kalenderwoche 6 mit Schnelltests von der Kommune versorgt. Wenn die Eltern einverstanden sind, bekommen die Schülerinnen und Schüler die Tests mit nach Hause. Außerdem kommt die Kommune dienstags und donnerstags mit einem Testteam an die Schule. Die Schülerinnen und Schüler können daran teilnehmen, wenn die Eltern eine Einwilligung erteilt haben. Die meisten sind dabei, aber wir haben uns nicht angemaßt, darüber eine Statistik zu führen“, sagt Heike Henn-Winkels.

Das gleiche gilt bezüglich einer Impfung gegen das Coronavirus. Auch dies liege allein im Ermessen der Eltern. „Das basiert auf totaler Freiwilligkeit, deswegen ist das auch kein Thema hier. Da gehen die Meinungen auseinander, und das muss man akzeptieren“, sagt Heike Henn-Winkels.

Ängste verändern sich

Und wie ist die Stimmung unter Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern sowie den Eltern?

„Ich finde, dass alle seit Omikron das Ganze als nicht mehr ganz so gefährlich betrachtet haben, denn man hat nicht mehr dieselben Ängste, die man vorher bei Corona hatte. Da hat sich eine Stimmung breitgemacht, dass wir es alle bekommen werden, und jetzt müssen wir da alle durch“, gibt Heike Henn-Winkels zu bedenken.

Zwar sehe sie bei dem hohen Infektionsdruck der Entwicklung auch mit gemischten Gefühlen entgegen.

„Aber für uns hat das nicht mehr so große Bedeutung. Denn Zweidrittel der Kolleginnen und Kollegen sind mit der Infektion durch, dasselbe gilt für die Schülerschaft. Wir werden ab morgen erstmal so weiter machen mit einem angepassten Stundenplan“, erläutert die Schulleiterin.

Da geht es unter anderem um Wahlprojekte in der Mittelstufe, bei dem sich die Klassen normalerweise mischen, doch dem musste aufgrund der Regeln ein Riegel vorgeschoben werden. Aus diesem Grunde wurde der Stundenplan entsprechend umgebaut. Und daran will die Schule noch bis nach den Winterferien festhalten, um mit den aktuell gesetzten Unterrichtszielen abschließen zu können.

Eltern dürfen wieder auf das Schulgelände

Was sich ändern wird, ist der Stundenplan für die Oberstufe, also die Klassen 7 bis 9. Sie werden statt der momentan nur fünf Unterrichtsstunden künftig wieder sechs pro Tag haben.

Nicht ändern wird sich nach den momentanen Informationen das Testangebot. Wie es in Zukunft mit den Selbsttests weitergeht, wisse man hingegen noch nicht. Ab Dienstag dürfen dann auch die Eltern wieder auf das Schulgelände kommen, aber bis zu den Winterferien bitte nur mit Mund-Nasen-Schutz, appelliert Heike Henn-Winkels.

Wir alle sehnen uns nach einem völlig normalen Schulalltag und einem völlig normalen Schuljahr. Ich bin seit 2019 hier, und mir war es seitdem noch nicht vergönnt, ein ganz normales Schuljahr zu erleben.

Heike Henn-Winkels, Schulleiterin an der Deutschen Schule Hadersleben

Sehnsucht nach einem völlig normalen Schulalltag

Und was sind ihre persönlichen Lehren aus zwei Jahren Corona?

„Man hat für den einen Tag Richtlinien studiert und durchgearbeitet. Und dann könnte man den Satz gebrauchen ‚Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern‘. Aber unsere Schulrätin (Anke Tästensen, Anm. d. Red.) hält uns immer auf dem Laufenden, sie weiß oft schon etwas, bevor es offiziell wird dank ihrer Netzwerke. Dennoch denke ich, dass das hier eine Situation ist, die keiner von uns jemals probiert hat. Ich habe vieles daraus gelernt, aber wir alle sehnen uns nach einem völlig normalen Schulalltag und einem völlig normalen Schuljahr. Ich bin seit 2019 hier, und mir war es seitdem noch nicht vergönnt, ein ganz normales Schuljahr zu erleben“, pointiert Heike Henn-Winkels.

Was aber genau ist es, dass Heike Henn-Winkels als Lehre aus der Zeit der Pandemie mitnimmt?

„Ich habe gelernt, dass ich nicht schnell in Panik verfalle, dass es sich lohnt, die Ruhe zu bewahren, und dass ich sehen muss, dass es weiter geht“, sagt sie.

Erstmals wieder eine Abschlussprüfung

Und dazu gehört auch, dass es in diesem Jahr erstmals wieder eine richtige Abschlussprüfung geben wird. Im vergangenen Jahr gab es nur eine abgespeckte Variante, und 2020 gar keine.

„Man hört heute von denen, die jetzt auf’s Gymnasium gehen, dass sie die Erfahrung eines Examens vermissen. Für die 9. Klasse wird das natürlich eine Herausforderung, denn wir müssen ja ein bestimmtes Pensum schaffen, und das konnten wir nicht in vollem Umfang während der vergangenen Monate. Da gehört auch das Pensum aus der 8. Klasse dazu, aber da war ja auch schon Corona, deshalb haben wir die Möglichkeit, das Pensum ein wenig zu verschlanken. Ich denke aber, dass wir das hinbekommen“, zeigt sich Heike Henn-Winkels optimistisch.

Lernen tut man vor allem für sich selbst

Dazu setzt sie auf die Möglichkeit, außer der Reihe samstags Unterricht anzubieten; zudem soll die 9. Klasse noch mehr Hausaufgaben zusätzlich zum Unterricht bekommen. Und dann wollen sie und ihre Kolleginnen und Kollegen deutlich machen, dass man vor allem für sich selbst lernt.

Doch neben mehr Lernstreß und Eigenverantwortlichkeit können sich die Schülerinnen und Schüler auch noch auf etwas anderes freuen. Die notgedrungen abgesagten Klassenfahrten sollen nämlich nachgeholt werden. „Es sind zwei oder drei Klassenfahrten nach Deutschland gebucht, wo wir hoffen, dass wir sie durchführen können. Ansonsten wollen wir in Dänemark bleiben, um das Risiko so gering wie möglich zu halten“, lächelt Heike Henn-Winkels.

Und schiebt sogleich den nächsten Papierstapel vor sich auf den Schreibtisch. Corona hinterlässt noch jede Menge Arbeit, auch an der Deutschen Schule in Hadersleben.

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