Grenzland-Flagge

Wie sich an einer Fahne die Geister scheiden

Wie sich an einer Fahne die Geister scheiden

Wie sich an einer Fahne die Geister scheiden

Ösby/Øsby
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Peder Kristiansen weiht am Sonntag seine Fahne zum Doppeljubiläum ein. Foto: Ute Levisen

Peder Kristiansen, Pastor der Gemeinde Ösby und der Insel Aarö, weiht am Sonntag seine Fahne zum Doppeljubiläum im deutsch-dänischen Grenzland ein. Für seine Initiative hat er Lob, aber auch Schelte geerntet. Jørgen Mads Clausen, Aufsichtsratsvorsitzender von Danfoss, heißt die Initiative aus Ösby zwar willkommen, doch er hat eine andere Idee.

100 Jahre nach der Grenzziehung und anlässlich des 65. Jahrestages der Bonn-Kopenhagener Erklärungen am Sonntag, 29. März 2020, hat die deutsch-dänische Grenzregion doppelten Grund zum Feiern. Für Peder Kristiansen war es der perfekte Anlass, eine Fahne eigens für das deutsch-dänische Grenzland zu entwerfen. Am Sonntag wird er den Prototyp seiner Flagge auf dem Pfarrhof in Ösby einweihen.

 

Die Grenzlandflagge zum Doppeljubiläum kann nach Belieben um Wappen, von Organisationen beispielsweise, ergänzt werden. Foto: Ute Levisen

Anerkennung und Unmut

Für seine Idee hat der Pastor aus Ösby viel Unmut geerntet, aber auch Anerkennung. Jørgen Mads Clausen, Vorstandsvorsitzender von Danfoss, begrüßt den Vorstoß: „Es ist gut, wenn Vorschläge kommen, die dann breit diskutiert werden können“, sagt der Unternehmer, der ebenfalls ein Faible für Flaggen und Wappen hat.

Jørgen Mads Clausen (links), hier im Gespräch mit dem ehemaligen „Nordschleswiger“-Chefredakteur Siegfried Matlok, hat sich ebenfalls Gedanken über ein Gemeinschaftssymbol gemacht. Foto: Ute Levisen

Persönlich würde er sich wohl an die beiden blauen Striche auf gelbem Grund der Schleswig-Fahne gewöhnen können, so Clausen. Andererseits glaube er nicht daran, dass die Flagge von der breiten Bevölkerung als Gemeingut angenommen werden wird. „Ich habe viel darüber nachgedacht. Es ist schwierig, Althergebrachtes zu ändern. Die Bibel kann man ja auch nicht umschreiben.“

Der Entwurf von Jørgen Mads Clausen für ein Grenzlandemblem Foto: Jørgen Mads Clausen

Arbeit am Wappen

Clausen hat selbst vor Jahren an einem Wappen für die deutsch-dänische Region gearbeitet – das Projekt indes wieder zu den Akten gelegt: „Wer soll dafür verantwortlich zeichnen – und es weiterführen?“, fragt er.

Es ist schwierig, Althergebrachtes zu ändern. Die Bibel kann man ja auch nicht umschreiben.

Jørgen Mads Clausen, Aufsichtsratsvorsitzender von Danfoss

Minderheitenflagge aufwerten

Jørgen Mads Clausen hat indes eine andere Idee: „Man könnte die Flagge der dänischen Minderheit aufwerten und diese zu einer gemeinsamen Flagge für das deutsch-dänische Grenzland machen. Die schleswigschen Löwen sind die Quintessenz des Ganzen – das Symbol unserer Region schlechthin.“

Die Schleswigschen Löwen

In der Tat: Sowohl die dänische als auch die deutsche Minderheit verwendet auf ihren jeweiligen Wappenbannern die beiden schreitenden blauen Löwen auf gelbem bzw. blauem Grund.

Das Nordschleswig-Wappen des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN) zeigt die Schleswigschen Löwen und die stilisierte Immerwatt Brücke als Symbol für die Brückenfunktion der deutschen Minderheit. Dennoch: Der BDN hatte die Schleswig-Flagge aus Ösby im Herbst des Vorjahres auf einer Hauptvorstandssitzung diskutiert und beschlossen, sich nicht in das Projekt einzubringen.

Seine Flagge sei keine politische Fahne, betont Peder Kristiansen, sondern eine Hommage an das Grenzland. Foto: Ute Levisen

Keine Konkurrenz zum Danebrog

In den sozialen Medien erntet Peder Kristiansen viel Häme, aber auch Anerkennung für seine Idee. Die Mehrheit der Kommentatoren indes betrachtet seine Flagge für das deutsch-dänische Grenzland als direkte Konkurrenz zur dänischen Nationalflagge Danebrog.

Das aber sei nie die Absicht gewesen, wie Peder Kristiansen wiederholt betont hat. Er möchte mit seiner Schleswig-Flagge im Jahr des Doppeljubiläums die grenzüberschreitenden Qualitäten einer ganzen Region hervorheben:

 „Sie soll keine politische Flagge für Sønderjylland-Schleswig sein“, so Kristiansen: „Sie soll weder in erster Linie deutsch noch dänisch sein, sondern eine Gemeinschaftsflagge für all jene Menschen, die gern hier im wunderschönen Grenzland leben.“

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