Bildung

Widerstand in der Schule: Eine Frage des Mutes

Widerstand in der Schule: Eine Frage des Mutes

Widerstand in der Schule: Eine Frage des Mutes

Hadersleben/Haderslev
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Die Gruppe von Anna Lea Zippora Leth Schmidt, Vincent Daberkow und Bjørn Marsen hatte sich mit einer der bekanntesten deutschen Widerstandsgruppen, der Weißen Rose, befasst. Foto: Annika Zepke

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Holger Danske, Weiße Rose, Mujahiden – der Unterricht an der Deutschen Schule Hadersleben stand in den vergangenen Tagen ganz im Zeichen des Widerstandes. In Projektgruppen haben sich die Neuntklässlerinnen und Neuntklässler mit verschiedenen Widerstandsgruppen auseinandergesetzt und sich dabei auch gefragt, wie sie selbst zu diesem Thema stehen.

Sie hätten sich keinen besseren Zeitpunkt für das Thema Widerstand aussuchen können: Die obligatorische Projektaufgabe, mit der die Schülerinnen und Schüler sich in der 9. Klasse befassen müssen, steht in diesem Jahr ganz im Zeichen des Widerstandes.

„Wir wollten mit der Themenwahl zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen“, erklärt Gesellschaftskundelehrer Kim Hoffmann Bjerringgaard. Zum einen haben sich bei diesem Thema die Fächer Geschichte und Gesellschaftskunde gut miteinander verbinden lassen, zum anderen sei die Themenwahl gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Ukraine-Krise auch bei den Schülerinnen und Schülern auf viel Zustimmung gestoßen. „Das Thema lag eindeutig in der Luft“, so Hoffmann Bjerringgaard.

Premiere an der deutschen Schule

In teils sehr anschaulichen und kreativen Präsentationen stellten die Jugendlichen ihre Rechercheergebnisse zu verschiedenen Widerstandsgruppen in Deutschland, Dänemark, Italien und Afghanistan vor – und zwar nicht nur den Lehrkräften, sondern auch ihren Eltern.

Die Neuntklässlerinnen und Neuntklässler hatten sich viel Mühe gegeben, ihre Präsentationen möglichst anschaulich zu gestalten – Flugblätter an der Decke inklusive. Foto: Annika Zepke

„Das war sozusagen eine Premiere“, sagt Schulleiterin und Geschichtslehrerin Heike Henn-Winkels. „Ich finde, das ist eine gute Übung, vor vielen Leuten zu sprechen.“

„Und es motiviert die Schülerinnen und Schüler auf eine ganz andere Art und Weise“, stimmt auch Hoffmann Bjerringgaard zu. Motiviert waren die Neuntklässlerinnen und Neuntklässler zweifelsfrei: „Wir haben das ganze Wochenende durchgearbeitet“, sagt Len Mehmehi, der sich mit seiner Projektgruppe für die Widerstandsgruppe Mujahiden entschieden hat. „Das ist mal etwas anderes als der Zweite Weltkrieg, und außerdem ist es sehr ähnlich zur Situation in der Ukraine.“

Aktueller Bezug

Auch seine Klassenkameradinnen und -kameraden fanden das Thema Widerstand aufgrund der aktuellen Lage in Europa passend. „Das passt sehr gut zur aktuellen Situation, wo viele Widerstand leisten“, meint Tina Radu. Die Neuntklässlerin hat sich in ihrer Projektarbeit mit der bewaffneten dänischen Widerstandsgruppe „Holger Danske“ befasst und kommt zu dem Schluss, dass diese Form des Widerstandes heute womöglich eher als Terrorismus eingestuft werden würde.

Heute würden die Sabotageakte von „Holger Danske“ vermutlich als Terrorismus eingestuft werden, meint Tina Radu (r.). Die Neuntklässlerin hat sich in den vergangenen Tag intensiv mit der bewaffneten dänischen Widerstandsgruppe aus dem Zweiten Weltkrieg auseinandergesetzt. Foto: Annika Zepke

Überhaupt gab es für die Schülerinnen und Schüler während ihrer Projektarbeit auch kein Herumkommen um die Frage, ob sie selbst imstande wären, Widerstand zu leisten. „Zu der Frage kann man nur schwer Stellung beziehen“, findet Jeppe Abrahamsen. „Für uns gibt es im Moment ja keinen Grund, Widerstand zu leisten. Ich weiß daher nicht, ob ich das machen würde“, so der Neuntklässer.

„Ich denke, das hängt auch davon ab, ob man mutig genug ist dafür“, ergänzt Radu. Für sie ist zudem nicht jeder Widerstand gleich, wie sie dem „Nordschleswiger“ gegenüber erklärt: „Wenn es darum geht, Leute zu töten oder Bomben zu werfen, glaube ich nicht, dass ich ‚mutig‘ genug wäre.“

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