Deutsche Minderheit

„Wanderrudern ist meine Welt!“

„Wanderrudern ist meine Welt!“

„Wanderrudern ist meine Welt!“

Karin Friedrichsen
Karin Friedrichsen Journalistin
Hadersleben/Haderslev
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Angelika Feigel im DRH-Neubau, der 2015 eingeweiht wurde. Foto: Karin Riggelsen

Angelika Feigel steht dem Ruderverein in Hadersleben seit 25 Jahren vor. Aktiv und engagiert unterstützt die 59-Jährige darüber hinaus weitere Vereine der deutschen Minderheit.

Mitglieder des Rudervereins in Hadersleben (DRH) werden sich am Mittwoch, 23. Januar, zur  Jahresversammlung im Klubhaus am Dammstien zusammensetzen.

Bei Angelika Feigel ruft die Versammlung Erinnerungen wach. Sie   wurde   im Januar 1994 zur Vorsitzenden des DRH gewählt und steht dem Verein somit seit 25 Jahren vor. Es seien die Altherren gewesen, die  ihr damals den Posten schmackhaft machten, schmunzelt die 59-Jährige.  Angelika Feigel erinnert sich daran, dass  ihr keine lange Eingewöhnungsphase vergönnt war,  denn am Klubhaus  standen Bauarbeiten an und wichtige  Entscheidungen mussten getroffen werden.  In ihrer Amtszeit sind drei   Bauprojekte durchgeführt  worden. Das Größte, der Anbau und      die Einrichtung des    Multiraums, wurde bei der Einweihung im August 2015 mit zahlreichen Gästen und Prominenz aus nah und fern gefeiert. Auch das 90-jährige Bestehen des Vereins vor drei Jahren war eine denkwürdige Veranstaltung, deren Durchführung viele Kräfte erforderte.

Alles spielte zusammen

Das ehrenamtliche Engagement für den Ruderverein wurde für Angelika Feigel zu einem wichtigen Bestandteil ihres Lebens. Das hatte sich die gebürtige Husumerin nicht vorgestellt, als sie 1988 im damaligen Apenrader Freizeit- und Jugendklub tätig wurde. Ihr Weg nach Nordschleswig führte sie über das Flensburger Arbeitsamt. Feigel suchte nach einigen Jahren als Erzieherin in einem Flensburger Jugendaufbauwerk neue Herausforderungen. „Das Arbeitsamt gab mir den Tipp, mich in Apenrade vorzustellen. Die  Einrichtungen der Minderheit in Nordschleswig sagten mir  herzlich wenig“, lächelt Angelika Feigel. Damals unterrichtete sie  auch Kinder im Judo.
Als der Haderslebener Turnerbund (HT) sich an sie wandte, übernahm sie neben der Arbeit in Apenrade  das Judotraining. „Das spielte alles so zusammen“, resümiert Feigel.  Die  Haderslebener hatten offenbar ein Auge auf die junge Frau geworfen. Feigel hielt zunächst an ihrem Wohnsitz in Flensburg fest. Als  die Deutsche Schule Hadersleben (DSH) sie im Januar 1991 zur Leiterin der Schulfreizeitordnung (SFO) ernannte, war der Wechsel nach Dänemark unumgänglich.

 

Wechsel von Flensburg nach Hadersleben fiel schwer

Sie habe sich damals etwas schwergetan mit dem Umzug. „Neuer Job, neues Land, neue Sprache. Das macht man nicht so einfach. Das mag auch damit zusammenhängen, dass ich vom Sternzeichen her ein Stier bin. Stiere mögen keine Veränderungen, wenn alles gut läuft.  Der Schritt wurde  einfacher, weil zu dem Zeitpunkt gerade eine Beziehung in Deutschland zu Ende ging“, so die 59-Jährige.

Ehrenämter en masse

Neben  ihrer hauptberuflichen Tätigkeit in der Schule und  dem mit viel Arbeit verbundenen Posten im DRH seien weitere Ehrenämter hinzugekommen. Angelika Feigel ist seit etlichen Jahren Vorsitzende des Bezirksvereins des BDN (Bund Deutscher Nordschleswiger). Sie ist Ansprechpartnerin der Selbsthilfe in Hadersleben und Süderwilstrup  und leitet den örtlichen Juniorclub  des Deutschen Jugendverbands für Nordschleswig. Zu ihren Ehrenämtern zählen unter anderem auch die Arbeit im Vorstand der Pinneberg-Heim-Stiftung und   die Tätigkeit im Nordschleswigschen Ruderverband (NRV).  „Manchmal muss ich richtig überlegen, welches Amt ich gerade präsentiere, damit ich mir nicht den falschen Hut aufsetze“, scherzt die Silberjubilarin.

Planen ist wichtig

Die Eigenschaft, planen zu können,    den Überblick   nicht zu verlieren und offen auf Leute zuzugehen, habe ihr stets das Wirken an der DSH und im Ehrenamt erleichtert. Das Organisieren  von Wanderruderfahrten,  in Regie von DRH und NRV, ist  ihre Lieblingsaufgabe. „Das Wanderrudern ist meine Welt“, verrät Feigel. Im Laufe der Jahre habe sie   wohl  rund 40 Fahrten ausgeschrieben, entweder alleine oder mit Unterstützung von DSH-Rektor a. D. Dieter Hallmann. Hallmann sei  „die gute Seele des Rudervereins“, denn er kümmere  sich um alles im Vereinshaus und Außenbereich und bekoche Mitglieder und Gäste.

Voller Energie und Ideen

Die Ideen gehen der Vorsitzenden auch nach 25 Jahren nicht aus. Im Juli  ist eine Familienfahrt nach Neuruppin ausgeschrieben. Für 2020 schmiedet  Feigel   interessante Pläne: Zum 100. Jahrestag der Volksabstimmung im Jahre 2020 werden Ruderer aus Nordschleswig an der  Vogalonga in  Venedig teilnehmen. Gerudert wird in einem Kirchboot, das  Christoph Erle, ein Ruderkamerad aus Köln, zur Verfügung stellt.  Für das letzte Juliwochenende 2020 laufen die Vorbereitungen für die Wiederholung  des großen Wassersportevents, das 2016 das 90-jährige DRH-Stiftungsjubläum markierte. „Ich werde wieder eine Wanderfahrt nach  Aarö anbieten, wobei ich mit über 100 Teilnehmern rechne“, verrät die Haderslebenerin. In die Reihen der Teilnehmer und Helfer werden sich  Mitglieder des befreundeten dänischen Ruderklubs in Hadersleben eintragen, und das sei, nicht zuletzt vor dem Hintergrund 1920,  von großer Bedeutung.  Feigel ist sich ihrer Verantwortung um den Erhalt des geschichtsträchtigen  Vereins bewusst. Obwohl der DRH  rund 180 Mitglieder zählt, müsse man, so Feigel, immer auf der Achse sein, um interessante und relevante Aktivitäten anzubieten. „Genau wie alle anderen Vereine gibt es auch bei uns die Sorge um den Nachwuchs. Deswegen haben wir auch eine Zusammenarbeit mit der DSH eingeleitet“, sagt die Frau, die    das  DRH-Ruder  mit sicherer Hand lenkt und ihr Engagement, ohne Mühen zu scheuen, fortsetzen möchte.

Angelika Feigel aktiv für andere

Ihr erfolgreiches Wirken hat Angelika Feigel etliche Auszeichnungen, darunter 2015 den  Sydbank-Sportpreis, gebracht. Feigel lebt allein in ihrem Haus im südlichen Teil der Domstadt. Sie vollendet im April ihr 60. Lebensjahr.  Wenn sie nicht gerade ehrenamtlich tätig ist, verreist sie gerne. Südostasien  gehört zu ihren Lieblingsreisezielen. Vor   einigen  Jahren ging sie auch unter die Kreuzfahrturlauber. Sie ist in der Domstadt  heimisch geworden und bestand 2016  den dänischen Einbürgerungstest mit der Traumnote 12, weswegen sie seit 2018 die doppelte Staatsbürgerschaft besitzt.

Beim DRH kann ganzjährig auf dem Wasser gerudert werden: „Weil wir die Brücke nicht herausnehmen aus dem Damm, und weil wir Winterruderregeln haben“, sagt DRH-Chefin Angelika Feigel. Foto: Karin Riggelsen
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