F-35-Kampfjet

Verteidigungsministerin auf Charmeoffensive

Verteidigungsministerin auf Charmeoffensive

Verteidigungsministerin auf Charmeoffensive

Karin Friedrichsen
Karin Friedrichsen Journalistin
Woyens/Vojens
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Die Verteidigungsministerin begrüßt die Eheleute Maria und Frede Nielsen. Foto: Karin Friedrichsen

Mit einem festen Händedruck und einem freundlichen Lächeln begrüßte die Politikerin jeden Teilnehmer einzeln, als sie am Donnerstagabend an der Bürgerinformationsveranstaltung in den Woyens Hallen teilnahm.

Die Sozialdemokratin Trine Bramsen ist am Donnerstag erstmals in ihrer Eigenschaft als Verteidigungsministerin auf dem Militärstützpunkt in Skrydstrup gewesen. Die Ministerin besuchte die Fighter Wing und tauschte sich mit lärmbelästigten Bürgern aus.

Des Weiteren eröffnete Bramsen die Bürgerinformationsveranstaltung, zu der „Forsvarsministeriets Ejendomsstyrelse“ und das Verteidigungsministerium in in die Woyens Hallen in Verbindung mit der Einführung der F-35 Kampfjets eingeladen hatten.

„Faires Lösungsmodell“ wird im Herbst erwartet

Schätzungsweise 300 Bürger hatten sich in den Hallen versammelt, als die Ministerin mit ihrem Stab eintraf. Zur großen Überraschung der Versammlung ging Trine Bramsen reihum und begrüßte die Bürger mit einem Händedruck und einem freundlichen Lächeln.

Bei ihrer Eröffnungsansprache kündigte Bramsen an, dass sie alles dafür tun werde, um bis Ende Oktober ein „faires Lösungsmodell“ für die meist betroffenen Anlieger zu bringen. „Ich habe mir Ende Oktober als Frist gesetzt, aber ich habe keine 90 Mandate im Folketing“, sagte Bramsen. Sie machte damit darauf aufmerksam, dass die sozialdemokratische Regierung nicht die Verfügung hat, alleine darüber zu entscheiden, wie das Kompensationsmodell zusammengesetzt wird.

Die Umwelteinschätzung für das kostspielige Projekt ist bis zum 30. August in der Anhörung. Trine Bramsen forderte die Bürger dazu auf, ihre Einwände und Vorschläge vorzubringen, um dadurch aktiv an dem Lösungsmodell mitzuwirken. Sie habe auch den Wunsch, mehr darüber zu erfahren, wie sich der Lärm auf die Gesundheit der Bevölkerung auswirkt.

Sie bedankte sich für das Engagement der Bürger und verriet, dass sie während der Sommerferien Unterlagen gewälzt und Landkarten studiert hat, um sich einen Eindruck von dem  Projekt und dem Landesteil zu verschaffen. „Es ist mein Los, dass ich den Schlussstrich ziehe.  Es wird Leute geben, die meinen, dass wir uns nicht für das richtige Kompensationsmodell entscheiden. Aber ich kann nicht den ganzen Landesteil aufkaufen“, so die Verteidigungsministerin, die versprach, „ein offenes Ohr für die Nachbarn" zu haben.  

Verschiedene Szenarien wurden aufgezeigt

Die Analysen der Folgen für Mensch und Umwelt sowie Berechnungen der Lärmbelastung waren zentrale Themen des Abends. Das Anfang Juli veröffentlichte Material erstellte das Ingenieurunternehmen Cowi.
Anhand verschiedener Szenarien können die Bürger sich einen Überblick verschaffen darüber, welche Änderungen sich ergeben bei der Einführung der F-35, die peu à peu bis 2027 den Kampfjet F-16 ablösen wird.

Laut Umweltverträglichkeitsanalyse wird eine Überschreitung der Grenzwerte für Terminallärm in den Tages-, Abend- und Nachtstunden geringer sein.

Kritische Anmerkungen gab es aus der Versammlungsrunde unter anderem für den Plan des Militärs, verhältnismäßig viele Nachtflüge durchzuführen. Per Pugholm Olsen, Konzerndirektor des Verteidigungsministeriums, unterstrich, dass das Nachtflugtraining zum Trainingsprogramm der Piloten gehört. Eltern sorgen sich auch diesbezüglich um das Wohl ihrer Kinder. Ein Landwirt wunderte sich darüber, dass das Gutachten sich nicht mit einer eventuellen negativen Beeinflussung auf die Tierwelt befasst.

Bjarne Nielsen aus Hjartbro Foto: Karin Friedrichsen

Hjartbroer zückte Foto

Ein Foto von einer F-16, die sein Haus in Hjartbro im Tiefflug passiert, war der Einstieg von Bjarne Nielsens Redebeitrag. Nielsen lebt seit 35 Jahren in Hjartbro. Er habe sich, wie er versicherte, an die täglichen „Besuche“ der Kampfjäger gewöhnt, aber er hoffe doch, dass die Piloten sich in Zukunft an die vorgegebenen Flugrouten halten.

Das Ehepaar Maria und Frede Nielsen lebt seit 1992 am Møllebakken in Skrydstrup. „Bei dem Testflug der F-35 im Mai haben wir deutlich gemerkt, dass der neue Kampfjäger mehr Lärm macht. Wir sind schon beunruhigt, denn wir wissen nicht, was die Zukunft bringt und wie das Kompensationsmodell aussieht“, sagte Frede Nielsen.

Agnes Rosenlund, Vorsitzende des Vereins „Flyvestation Skrydstrups Naboer" Foto: Karin Friedrichsen

Rücktrittsrecht für die am meisten Betroffenen

„Es ist positiv, dass wir nun endlich wissen, wann wir mit einem Kompensationsmodell rechnen können“, sagte Agnes Rosenlund, Vorsitzende des Vereins „Flyvestation Skrydstrups Naboer“.

Für die Uldalerin war der Besuch der Ministerin ein positives Erlebnis. In einem Gespräch des Vereins mit Bramsen war auch der Wunsch vorgebracht worden, dass Betroffenen ein Rücktrittsrecht zusteht, wenn sie sich nach einigen Jahren doch dafür entscheiden, ihren Besitz abzutreten, weil die Lärmbelästigung ihren Alltag negativ beeinflusst.                                

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