Beschäftigungspolitik

Vernichtende Kritik in und an der Jobcenter-Analyse

Vernichtende Kritik in und an der Jobcenter-Analyse

Vernichtende Kritik in und an der Jobcenter-Analyse

Hadersleben/Haderslev
Zuletzt aktualisiert um:
Archivfoto Foto: Ute Levisen

Das Beratungsunternehmen „Mploy“ hat für die Kommune Hadersleben das Arbeitsamt unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Die Mehrheit der Angestellten ist mit den obersten Chefs alles andere als zufrieden. Auch die Interessenorganisation „Syg i Haderslev“ hält in ihrer Reaktion mit Kritik nicht hinterm Berg.

150.000 Kronen – das hat die Kommune Hadersleben die Analyse des Beschäftigungseinsatzes im Arbeitsamt gekostet. Das Beratungsunternehmen „Mploy“ kommt in seiner 33-seitigen Analyse zu dem Schluss, dass die oberste Führungsriege vor großen Herausforderungen steht: Mehr als die Hälfte der befragten Mitarbeiter ist unzufrieden mit ihren Chefs und damit, wie diese den politisch beschlossenen Einsatzplan kommuniziert haben. Im August 2019 hatte eine politische Mehrheit grünes Licht für diesen Einsatzplan gegeben – mit dem Ziel, mehr Bürger auf dem Arbeitsmarkt zu integrieren. Die Art und Weise, wie diese Vorgabe umgesetzt worden ist, hatte für heftige Kritik gesorgt – unter anderem seitens des Beschäftigungsministers.

Gute und schlechte Nachrichten

Die positive Botschaft: Mit ihren unmittelbaren Vorgesetzten sind die Mitarbeiter mehrheitlich zufrieden. Gleiches gilt für die Mehrheit der befragten Bürger (51 Prozent). Lediglich 17 Prozent beantworten beispielsweise die Frage, ob ihnen im Arbeitsamt mit Respekt begegnet wird, negativ oder gar nicht.

Zugleich kommt „Mploy“ zu dem Schluss, dass der Anteil der erfolgreichen Klagen gegen die kommunale Sachbearbeitung mit 20 Prozent wesentlich geringer ist als der Landesdurchschnitt und der anderen nordschleswigschen Kommunen.

Kritik von SIH

Die Interessenorganisation „Syg i Haderslev“ (SIH) bezweifelt indes, dass die Analyse die tatsächliche Lage widerspiegelt. Zahlreiche Fragen blieben offen – nicht zuletzt, weil lediglich 16 Prozent der Bürger (619 von 3.883) den Fragebogen beantwortet hätten. Unklar sei auch, welche Bürger „im System“ an der Untersuchung teilgenommen haben, moniert SIH in ihrer Stellungnahme. So zeige eine Umfrage unter eigenen Facebook-Mitgliedern, dass von 288 Mitgliedern 226 die Fragen nicht beantwortet haben, unter anderem weil ihnen dazu die mentale Kraft fehle oder sie mit Blick auf die kommunale Sachbearbeitung längst resigniert hätten.

Es sind aber gerade Bürger mit gesundheitlichen Herausforderungen, die mit der Umsetzung des Einsatzplanes in die Klemme gerieten. Eine Kritik läuft darauf hinaus, dass selbst Bürger ohne Arbeitsfähigkeit aus Kostengründen und je nach Höhe staatlicher Vergütung kommunaler Beschäftigungsmaßnahmen gezwungen sind, sich in diversen Maßnahmen abzuarbeiten – sprich: „geparkt“ werden.

Ergebnisse stehen noch aus

Mogens Rerup, parteiloser Stadtratspolitiker und seit Jahren ehrenamtlich als Bürgerrepräsentant tätig, moniert, dass Klagen zuweilen bis zu anderthalb Jahre von der Klageinstanz „Ankestyrelsen“ behandelt werden. Das Ergebnis vieler aktueller Eingaben aus dem Betrachtungszeitraum liege somit noch gar nicht vor.

„Die wenigen abgeschlossenen Klagen, die mir bislang vorliegen, fallen zum Nachteil der Kommune Hadersleben aus“, stellt Rerup fest.

Er hatte im Herbst des Vorjahres gegen die Umsetzung des Einsatzplans Klage bei der Aufsichtsbehörde der Klageinstanz eingereicht.

Archiv Foto: Ute Levisen

Anzeige überdenken

Vor dem Hintergrund der Analyse, die massive Führungsprobleme im Arbeitsamt offenbart, hatte Rerup den Finanzausschuss der Kommune aufgefordert, die Anzeige gegen ihn fallenzulassen – zumal die Untersuchung schwarz auf weiß belege, dass seine Kritik berechtigt gewesen sei, so Rerup. Er hatte Führungsstil und zum Teil Sachbearbeitungsvorläufe im Jobcenter in den sozialen Medien angeprangert – und die zuständigen Chefs und Mitarbeiter namentlich genannt. Vor diesem Hintergrund hatte eine politische Mehrheit beschlossen, Anzeige gegen Rerup wegen Verunglimpfung zu erstatten. Der Bericht sowie die Hörungsantworten von Mitarbeitern und Politikern des Beschäftigungsausschusses ist Gegenstand der Sitzung des Finanzausschusses am Wochenanfang. Politisch ist die Analyse daher im Vorfeld nicht kommentiert worden.   

Mehr lesen