Kommentar

Vendetta gegen Ehrenamtler

Vendetta gegen Ehrenamtler

Vendetta gegen Ehrenamtler

Hadersleben/Haderslev
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Mogens Rerup (Bildmitte) hat erneut Unmut auf sich gezogen. Foto: Ute Levisen

Seinen 71. Geburtstag hatte sich Mogens Rerup anders vorgestellt: Der Bürgerrepräsentant und Abgeordnete für Die Alternative im Kommunalparlament von Hadersleben muss sich an seinem Ehrentag mit einem 20-seitigen Schreiben der Arbeitsaufsicht auseinandersetzen. Auch der Finanzausschuss wird sich erneut mit der Personalie Rerup befassen dürfen.

Über den Inhalt des Schreibens der Arbeitsaufsicht an die Kommune Hadersleben darf Mogens Rerup zwar nichts sagen. So viel lässt er dennoch durchblicken: Es sei eine Schmähschrift, initiiert von der Gewerkschaft „Dansk Socialrådgiverforening“ (DS).

Für Rerup gibt es an der neuen Situation nichts zu deuteln: Es ist der jüngste Schachzug der Gewerkschaft.

Einiges deutet darauf hin, dass der 71-jährige frühere Arbeitsmarktchef der Kommune Woyens (Vojens), der als Bürgerrepräsentant seit Jahren Menschen im Kampf gegen das „kommunale System“ zu ihrem Recht verhilft, erneut den Unmut der Gewerkschaft auf sich gezogen hat. Sechs- bis siebenmal habe er sich im Laufe der Jahre an die Organisation gewandt: „Nicht einmal eine Eingangsbestätigung habe ich bekommen“, sagt Rerup, der die Gewerkschaft wiederholt dazu aufgefordert hatte, mit ihm – statt über ihn zu reden.

Unliebsamer „Poltergeist“

Das wäre wohl zu einfach gewesen. Stattdessen geht DS auf Konfrontationskurs.

Als sich im Frühjahr eine Sozialberaterin in einem offenen Brief an Politik und Verwaltung wandte und auf das schlechte Arbeitsklima im Arbeitsamt von Hadersleben aufmerksam machte, stieß dieser Hilferuf bei DS auf taube Ohren. Das mag nicht zuletzt daran gelegen haben, dass die damalige Kommunalangestellte ausdrücklich darauf hinwies, dass die Misere im Arbeitsamt nichts mit dem „Poltergeist“ Rerup zu tun hat.

Brief an Rerup

Eine weitere Kommunalangestellte bedauert in einem Schreiben an Rerup die gegen ihn gerichtete Vendetta: „Mit allen Mitteln wird hier versucht, dich von deiner Arbeit für die Bürger abzuhalten. Wo war die Arbeitsaufsicht, als sich Mitarbeiter im Februar/März 2020 an sie gewandt haben? Oder greift sie nur ein, wenn sie von machtgeilen Chefs dazu aufgefordert wird?“

Die Wurzel allen Übels

Das ist eine durchaus berechtigte Frage. Zumal seit vielen Jahren in Politik und Verwaltung Konsens darüber herrscht, dass Ehrenamtler und Politiker Rerup die Wurzel allen Übels ist.

Bis Peter Karm die Arena des Zanks betrat, einer jener viel besungenen „Besen“, die bekanntlich gut kehren. Er packte das Übel bei der Wurzel – und das war nicht Rerup.

Dem für den Beschäftigungssektor zuständigen Direktor entzog er diesen Bereich; die Chefin des Arbeitsamtes wurde entthront und arbeitet dort nicht mehr, und das Arbeitsamt wurde umstrukturiert.

Seither herrscht Ruhe.

Amateurtheater

Das alles hat sich offenbar weder bis zur Arbeitsaufsicht noch bis zur Gewerkschaft herumgesprochen. Beide beharren stattdessen anscheinend auf alten und zum Teil nicht dokumentierten Behauptungen, die das Licht der Öffentlichkeit scheuen, angeblich aus Datenschutzgründen. Er werde alles dafür tun, sagt Rerup, dass der Finanzausschuss – und später das Kommunalparlament seinen Fall im öffentlichen Teil der Sitzungen behandeln, damit es nicht noch einmal so laufe, wie bei der politischen Mehrheitsentscheidung für eine Anzeige gegen ihn – ein weiterer, politischer Skandal dieser unendlichen Geschichte.

Zu wünschen wäre es, dass Rerup mit seinem Ansinnen durchkommt – damit auch der interessierten Öffentlichkeit ein Blick hinter die Kulissen dieses behördlichen und gewerkschaftlichen Amateurtheaters vergönnt ist.

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