Lichtfest

„Unsere Eltern hätten davon kaum zu träumen gewagt!“

„Unsere Eltern hätten davon kaum zu träumen gewagt!“

„Unsere Eltern hätten davon kaum zu träumen gewagt!“

Hadersleben/Haderslev
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3D-Show an der Kaserne. Foto: Ute Levisen

Der Hauptvorsitzende des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN), Hinrich Jürgensen, ist nach dem Lichtfest in Hadersleben überzeugt: „Wir haben viel erreicht“. Mit einer 3D-Lichtshow endete das Fest, zu dem Repräsentanten der deutschen Minderheit eingeladen waren.

Der Hauptvorsitzende des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN), Hinrich Jürgensen, ist nach dem Lichtfest in Hadersleben überzeugt: „Wir haben viel erreicht“. Mit einer 3D-Lichtshow endete das Fest, zu dem Repräsentanten der deutschen Minderheit eingeladen waren.

„Davon hätten unsere Eltern kaum  zu träumen gewagt!“ – Für Hinrich Jürgensen, Hauptvorsitzender des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN), und seine Frau Micky war die Teilnahme am Lichtfest in Hadersleben ein denkwürdiges Ereignis: „Dass wir als Repräsentanten der deutschen Minderheit erneut zu diesem Fest eingeladen und in der Festansprache ausdrücklich begrüßt worden sind, das zeigt, wie weit wir gekommen sind“, so Jürgensen mit Blick auf den Leitspruch des Haderslebener Lichtfestes „Frieden, Freiheit, Versöhnung“. 

Dieses Motto sei so wichtig wie selten zuvor – und angesichts der Lage in Europa hochaktuell: „Frieden und Freiheit sind keine Selbstverständlichkeiten, das zeigt nicht zuletzt die Lage in der Türkei und im Nahen Osten, aber auch in Europa! Wir dürfen unsere Werte nicht vernachlässigen, nicht vergessen, wofür die EU eigentlich steht, worin ihre Wurzeln liegen: in dem Bestreben nach Frieden und Sicherheit. Wenn wir dies je aus den Augen verlieren, dann sind wir die wohl dümmste Generation, die je diesen Planeten bevölkert hat.“

Besonders habe ihm die Ansprache von Hauptrednerin Lykke Friis, Prorektorin der Kopenhagener Universität, gefallen: „An ihrem Beispiel – Vater Nordschleswiger, Mutter Deutsche – wird deutlich, wovon wir eigentlich reden, wenn es um Versöhnung geht. Das hat Lykke Friis eindrucksvoll deutlich gemacht.“ Erneut waren viele Tausend Menschen von nah und fern nach Hadersleben geströmt, um dort den 4. Mai und 72. Jahrestag der Befreiung Dänemarks von Hitler-Deutschland zu feiern – und damit das Ende der dunklen Jahre während der deutschen Besatzung.

Ein farbenprächtiger Fackelumzug schlängelte sich zum Auftakt des Abends durch die Altstadt zum Kasernenplatz – eine weithin sichtbare Friedensbotschaft. Der Höhepunkt des Abends dürfte zweifelsohne erneut die Lichtshow an der Kasernenmauer von „WeCreateMagic“ gewesen sein. Sie stand diesmal unter dem Motto: Was sich hinter den dicken Mauern verbirgt... Die Botschaft des Lichtfestes scheint sich indes nicht überall herumgesprochen zu haben.

Festrednerin Lykke Friis beeindruckte mit ihrer Rede. Foto: Ute Levisen

Unerwünscht

Diese Erfahrung musste die Haderslebenerin Nahwat Chehade machen: Ihrem Sohn ist am Eingang zum Kasernenplatz der Zutritt von der Polizei – ohne Angabe von Gründen – verwehrt worden. Er war nicht der Einzige: Mindestens drei weiteren Bürgern mit Einwandererhintergrund hatte die Polizei Zeugen zufolge den Zutritt zum Kasernenhof verweigert: „Man hat ihnen gesagt, sie seien unerwünscht, aber nicht, warum! Für meinen Sohn lege ich die Hand ins Feuer. Er hat sich nie etwas zuschulden kommen lassen“, betont Nahwat Chehade, Ehefrau des früheren sozialdemokratischen Stadtratsabgeordneten Mohammad F. Chehade.

Unter den Abgewiesenen war ihr zufolge auch ein Schüler der Haderslebener Sprachenschule, der vor Kurzem erst ins Land gekommen ist: „Sein Lehrer hat ihm empfohlen, das Lichtfest zu besuchen“, sagt Nahwat Chehade: „Wir können nachvollziehen, wie sich die Juden seinerzeit gefühlt haben mögen. Dänemark ist auch unser Land – es ist unsere einzige Heimat. So habe ich meine Kinder erzogen – danach leben wir!“

Unsere Zeitung hat die süddänische Polizei um eine Stellungnahme zu den geäußerten Vorwürfen gebeten. Fortsetzung folgt.

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