Grenzlandgeschichte

Auf den Spuren von Renaissance-Hans

Auf den Spuren von Renaissance-Hans

Auf den Spuren von Renaissance-Hans

Hadersleben/Haderslev
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Georg Beyer, Privatsekretär des Herzogs, heißt die Besucher der Ausstellung willkommen. Foto: Ute Levisen

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Der Sommer in der Domstadt steht im Zeichen von Herzog Hans dem Älteren: Der Fürst, der die Reformation nach Hadersleben brachte, hat in diesem Jahr zum 500. Mal Geburtstag. Die Stadt feiert dies traditionsgemäß mit der Ernennung eines Ehrenherzogs – und das Museum Sønderjylland mit einer Ausstellung über den Renaissance-Hans.

Das Museum Sønderjylland Archäologie an der Dalgade in Hadersleben widmet sich heuer einem besonderen Mann: Herzog Hans dem Älteren. Sein Geburtstag jährt sich zum 500. Mal – für die Mitarbeiter des Museums Sønderjylland gibt es somit 500 gute Gründe, dem Renaissance-Fürsten zu huldigen.

Museumsoberinspektor Lennart Madsen führt durch die Ausstellung. Für ihn ist mit der Hommage an den alten Herzog ein Wunsch in Erfüllung gegangen. Hier ist eine Nachbildung des Jagdschlosses des Herzogs, Grøngård bei Tondern, zu sehen. Foto: Ute Levisen

Dieser regierte einst von Schloss Hansborg in der Hauptstadt Hadersleben über das Herzogtum Schleswig-Holstein, zu dessen Oberhaupt Hans im Jahre 1544 avancierte.  

 

Abschriften des Briefverkehrs: Das Reichsarchiv stellte die historisch wertvollen Dokumente als Leihgabe zur Verfügung. Foto: Ute Levisen

Fürst der kleinen Leute

Hans – oder Johann, wie er in Deutschland auch genannt wird, war der Fürst, der die Reformation nach Hadersleben brachte, in das Wittenberg des Nordens, sich kirchlich-moralischer Belange annahm, für die Weiterbildung der Priester in den Lateinschulen Sorge trug, für Recht und Ordnung ebenso und Fürsprecher der kleinen Leute gewesen sein soll.

Der Herzog war ein sparsamer Mensch. Baumaterialien sind stets wiederverwertet worden. Hier zeigt Lennart Madsen einen Ziegel von Schloss Hansborg, der einstigen Residenz, die größer als Kronborg gewesen ist. Foto: Ute Levisen

Herzog des Fortschritts

„Herzog Hans kann durchaus als ein Mann des Fortschritts bezeichnet werden“, resümiert Oberinspektor Lennart Madsen, Leiter der Archäologie in Hadersleben: „Er führte nur einen Krieg, den um Dithmarschen, war ein sparsamer Mensch – und ein echter Renaissance-Fürst, der sein Herzogtum aus dem Mittelalter in die neue Zeit führte.“

Leihgabe aus dem Grünen Gewölbe: das einzige Porträt des Herzogs, gefertigt als Wachsmedaillon Foto: Ute Levisen

Historische Einblicke in einen Sarg

Hans, wie sich der Herzog selbst nannte, ist die aktuelle Ausstellung an der Dalgade gewidmet. Es ist eine prachtvolle Ausstellung – mit einem besonderen Flair. Das mag nicht zuletzt daran liegen, dass ein Ausstellungsarchitekt die Hommage an den alten Herzog designt hat.

Es sei einer der wichtigste Augenblicke seines Lebens gewesen, als der Sarg in seinem Beisein erstmal geöffnet worden ist, verrät Lennart Madsen. Foto: Ute Levisen

Für die inhaltliche Gestaltung indes zeichnen Lennart Madsen und seine Kollegen verantwortlich. Ein besonderes Geschenk, „eines der bedeutendsten Augenblicke meines Lebens“, sei die erstmalige Öffnung des Sargs des alten Herzogs seit dessen Bestattung gewesen.

Sparsam gefertigter Hirschkopf aus dem Besitz des Herzogs. Die Jagd war ein Privileg des Adels Foto: Ute Levisen

Aus der Grabkammer in die Dalgade

Der Sarg, in dem Johann am 14. Februar 1581 – auf Hopfen – zur letzten Ruhe gebettet wurde, ist eine Leihgabe aus dem Dom zu Schleswig. Dieser wird zurzeit restauriert. Die Grabkammern und somit auch der Sarg des Fürsten mussten umziehen.
Madsen durfte dabei sein, als der Sarg geöffnet worden ist: „Darin waren noch eine Holzkiste. Die sterblichen Überreste des Herzogs aber sind durch den Sarg gemodert.“
Es ist das erste Mal überhaupt, dass der Sarg des Herzogs die Kapelle des Doms verlassen hat.

Ein Teppich, gesponsert von Ege Tæpper in Gramm (Gram), zeigt die Lage der Herzogtümer. Foto: Ute Levisen

Wenig übrig vom alten Hans

Die sterblichen Überreste von Johann werden in aufwändiger Kleinstarbeit für die Forschung konserviert. Der Sarg ist derweil nach Hadersleben umgezogen und dort als Leihgabe bis zum Ende der Ausstellung am 22. Mai 2022 zu sehen – zur Freude von Lennart Madsen: „Wenn wir Hans nicht leihen dürfen, dann wenigstens seinen Sarg.“

Die Ausstellung wird bis zum 22. Mai des kommenden Jahres zu sehen sein. Foto: Ute Levisen

Prunkstück aus dem Grünen Gewölbe

Ein weiteres Prunkstück der Ausstellung kommt aus dem Grünen Gewölbe der Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden, ebenfalls eine Leihgabe: „Es ist ein Wachsmedaillon von Herzog Hans – das einzige Bildnis, das es gibt“, erläutert Madsen.  
Es stammt aus der Werkstatt von Valentin Maler, der es 1574 anlässlich des Besuches des Haderslebener Herzogs bei dem sächsischen Herzogspaar anfertigte.

Hans hinter dem Eisernen Vorhang

Auch mit dieser Leihgabe geht ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung, wie Madsen verrät: „Bereits vor dem Fall der Mauer hatte ich versucht, das Medaillon als Leihgabe zu bekommen: Keine Chance!“

Neffe Frederik und Bruder Adolf von Gottorf Foto: Ute Levisen

Weitere Exponate, die von dem aufregenden Leben des kinderlos gebliebenen Herzogs zeugen, zieren die Ausstellung, die durch einen Videofilm ergänzt wird, in dem Lennart Madsen, selbst Ehrenherzog, und sein Kollege, Dr. Mikkel Leth Jespersen, Einblicke in das Leben von Hans gewähren und über die Vorbereitungen für die Ausstellung erzählen.

Verschwundenes Herzogtum

In der Geschichte von Herzog Hans spielte der Zufall eine große Rolle. Der alte Herzog hatte keine Kinder. Nach seinem Tode teilten sich seine Brüder König Christian III. und Herzog Adolf die Gebiete, über die einst ihr älterer Bruder herrschte – bis diese schließlich der Vergessenheit anheimgefallen sind.
 

Die Ausstellung an der Dalgade hat ein Ausstellungsarchitekt designt. Foto: Ute Levisen
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