Nordschleswigsche Gemeinde

Auf den Spuren der Reformation

Auf den Spuren der Reformation

Auf den Spuren der Reformation

Karin Friedrichsen
Karin Friedrichsen Journalistin
Moltrup
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Der Grammer Pastor Johannes Gjesing spielte den Teufel ausdrucksvoll. Zigarrerauchend beorderte er Pilger dazu Heringe zu zerlegen, während ihre Kameraden von dannen zogen, um Ablassbriefe zu kaufen. Foto: Karin Riggelsen

„Luthers Schlüssel“-Rollenspiel zum elften Mal in und an der Moltruper Kirche. Deutsche Pastoren und Konfirmanden dabei.

Pastor Martin Witte, Kjelstrup, Pastor der Nordschleswigschen Gemeinde, und Pastorin Christa Hansen vom deutschen Teil der Domgemeinde in Hadersleben,  haben vergangenen Sonnabend zusammen mit    Konfirmanden an dem großen Rollenspiel „Luthers Schlüssel“ in Moltrup teilgenommen.

Hauptorganisatoren des Rollenspiels  sind die Verfasser  Hans Henrik Engberg und Kristian Dreinø. Die Rollenspielverfasser haben das Spiel erstmals vor elf Jahren in Moltrup  durchgeführt. Seitdem ist das historische Spiel in Zusammenarbeit mit Theologen  entwickelt worden, und  es ist  inzwischen  in vielen Gemeinden  Bestandteil  des Konfirmandenunterrichts geworden.

 

Schülerinnen der Deutschen Schule Hadersleben (DSH) wiesen einem katholischen Pastor den Weg zur reformierten Kirche. Foto: Karin Riggelsen

Auf der Suche nach Luthers Schlüssel

In der Haderslebener Propstei hatten sich rund 375 Konfirmanden zur Teilnahme  entschlossen. Gemeinsam mit etwa 50 Pastoren und 70 Ehrenamtlichen erlebten sie einen interessanten  und lehrreichen Tag. Die Konfirmanden wurden in kleinere  Gruppen aufgeteilt, bevor sie sich auf eine  Zeitreise  in das 16. Jahrhundert begaben,  um  „Luthers Schlüssel“   zu suchen. Die als Pilger verkleideten Jugendlichen trafen katholische Pastoren, Nonnen, Bauern, Handelsleute, einen katholischen Bischof und den Teufel. Letzterer drohte mit dem  Fegefeuer und übel riechenden Heringen, was diesen Posten wohl zu dem effektvollsten und unterhaltsamsten machte.

Auch im   Jahr des 500-jährigen Reformationsjubiläums war Martin Luther nicht verkörpert. Dahingegen gehörten  seine Frau Katharina von Bora und einige  Weggefährten in Hadersleben,  Juncker Christian, der spätere  König Christian III.,  und  Theologe und Reformator  Eberhard Weidensee zu den Gestalten, denen die Jugendlichen begegneten.  Pastor Martin Witte verkörperte Weidensee, was sich als sehr  praktisch erwies: „Das ist gar nicht so verkehrt. Dann kann ich etwas Deutsch einfließen lassen“, lachte Witte. Martin Luther berief  Eberhard Weidensee als seinen Entsandten nach Hadersleben, wo er sieben Jahre  lang wirkte und  wohl maßgeblich an der Ausformung der sogenannten Haderslebener Artikel, eine Kirchenordnung, die die Neuordnung des evangelischen Gottesdienstes und der evangelischen Kirche regelte, beteiligt war.

 

Christa Hansen
Pastorin Hansen in Spiel-Gestalt eines katholischen Pastors. 2018 werden in Hadersleben, Oxenwatt und Wilstrup 15 Jugendliche eingesegnet. Foto: Karin Riggelsen

„Ich habe etwas über Geschichte und Religion gelernt“

„Die Rollenspielverfasser und wir sind uns übereingekommen, dass sich nur Luthers Gedanken wie ein roter Faden durch das Spiel zieht. Und dann ist seine Frau, Katharina von Bora, zu einer Spielfigur geworden“, erklärte Inge Lindhardt Mikkelsen. Die Pastorin der Kirchen in Aastrup und Wonsbeck  steht an der Spitze der lokalen Lenkungsgruppe, die das historische Spiel vor der fantastischen Kulisse der Moltruper Kirche veranstaltet. Pastorin Christa Hansen indes verkörperte einen katholischen Pastor, bei dem die „Pilger“ Ablassbriefe kaufen konnten, um dem Fegefeuer zu entkommen.

Die zwölf  Konfirmanden der deutschen Gemeinden sind Schüler der Deutschen Schule Hadersleben (DSH). Mikkel Jørgensen Christiansen aus Norderwilstrup: „Es war ein spannender Tag, lustig und interessant zugleich. Ich habe etwas über Geschichte und Religion gelernt“, so der 14-Jährige. Er und seine Kameraden seien  auf ihrer Pilgerreise vor große Herausforderungen gestellt, und sogar bestraft worden, wenn sie etwas falsch machten: „Wenn wir ein Schimpfwort benutzten wurden wir an Händen und Füßen zusammengebunden.“  Seinen Unmut über  das Verhalten der Konfirmanden tat ein katholischer Priester in der Kirche  lautstark kund. Das sei, so Mikkel Jørgensen Chritiansen, schon ein wenig angstprovozierend. Aber dann wartete Pastorin Christa Hansen vor der Kirche mit Ablassbriefen, die die Jugendlichen gegen Glasmurmeln eintauschen konnten, sodass sie ihre Freunde vor dem Teufel und dem Fegefeuer retten konnten.

 

Hans Engberg mit „Konfis“ der deutschen Gemeinden: Mikkel Christiansen, Maximilian Zempel, Hans Hecky (vorne) & Ulrik Nicolaisen & Antonia Hansen. Foto: Karin Riggelsen

„Lernen, dass sie selbst für ihr Handeln zur Rechenschaft gezogen werden"

Katharina Hindrichsen Kley, Örstedt: „Das war positiv, lustig und ein wenig anstrengend. Ich habe neue Sachen gelernt über Luther und die Reformationszeit. Das gemeinsame Erleben mit den Klassenkameraden war auch sehr positiv.“ Ziel des Rollenspiels ist es, dass die Konfirmanden lernen, sich selbst zur Bibel und ihrem Glauben zu verhalten. Lernen, dass sie selbst für ihr Handeln zur Rechenschaft gezogen werden, so Mitveranstalter Hans Engberg, der das Lösungswort des Rollenspiels nicht verraten wollte, um all den Konfirmanden, die das Spiel noch in diesem Jahr absolvieren werden, nicht die Spannung zu nehmen.

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