Reformation
Renaissance für Keller aus Luthers Zeit
Renaissance für Keller aus Luthers Zeit
Renaissance für Keller aus Luthers Zeit
Der Keller des einstigen Priesterseminars am Dom zu Hadersleben soll eine Renaissance erleben. Aber wie? Die Domgemeinde begab sich auf Inspirationsreise nach Ripen, wo man vor allem eins gelernt hat – sich mit Geduld zu wappnen.
Ripen, die älteste Stadt Dänemarks, hat es vermocht, eine architektonische Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu schlagen. Das spiegelt sich heute in der harmonischen Einheit wider, die den Dom, seinen Platz sowie die Propstei prägt.
Es ist das Ergebnis langjähriger Bemühungen seitens der dortigen Domgemeinde. Nicht zuletzt die mit Architekturpreisen gewürdigte Propstei, "Kannikegården", die auf dem „teuersten Baugrundstück“ Dänemarks errichtet worden ist, hat dazu beigetragen, die Ripener Stadtmitte zu beleben.
Dies ist ein Grund für den Abstecher der Delegation aus dem „Wittenberg des Nordens“ wie Hadersleben auch genannt wird, in die älteste Stadt Dänemarks. Die Delegation bestand aus Gemeindegliedern und Fachleuten, die eine Vision eint: Die Gebäude der Domgemeinde in der Altstadt, zu denen seit nunmehr einem Jahr auch der Reformationskeller gegenüber dem Dom zählt, sollen in Zukunft ebenfalls – ähnlich wie in Ripen – eine Einheit bilden.
Ein dornenreicher Weg
Und, das wurde bei der Stippvisite in Ripen deutlich: Vor der Domgemeinde liegt ein dornenreicher Weg! Die Ripenser hatten auf die harte Tour erfahren, dass ihre gestalterischen Visionen sich als Sisyphos-Arbeit entpuppten, wie der Dompropst von Ripen, Jens Torkild Bak, ausführte.
Er empfing die Domgemeinde sowie Architekten aus dem Bistum Hadersleben an seinem Arbeitsplatz, der Propstei am Dom, und berichtete über die Fort-, vor allem aber die vielen Rückschritte im Laufe der Jahre, die die Kirche bei der Verwirklichung ihrer Ambition hatte hinnehmen müssen.
Denn Ambitionen kosten. Allein der Platz am Dom zu Ripen, beispielsweise, hat 40 Millionen Kronen verschlungen.
Die Haderslebener Domgemeinde ist, wie berichtet, seit gut einem Jahr in Besitz eines baulichen Überbleibsels aus Luthers Zeit. Ihr gehört das Haus mit dem Keller unter dem einstigen Priesterseminar an der Apothekerstraße 11. Lange Zeit war der Abstieg in das winzige Kellergewölbe einem kleinen Publikum vorbehalten. Lediglich einmal im Jahr führte die Wächtergilde ihre Besucher hinab in den kleinen Reformationskeller.
„Das hässlichste Haus der Stadt“
Einheimische bezeichnen das Gebäude über dem Keller als „das hässlichste Haus“ der Domstadt. Ist es doch eine Bausünde, die ihresgleichen sucht! Zugleich ist es ein Haus mit einer wechselhaften Geschichte. Dort firmierten einst ein Käsehändler unter dem Namen „Osteklokken“ und bis vor drei Jahren Fischhändler, wodurch die Käseglocke zum „Fiskehuset“ wurde.
Nun schickt sich die Domgemeinde an, der einstigen Priesterschule aus der Zeit der Reformation neues Leben einzuhauchen. Potenzial, darin sind sich Gemeindeglieder und Fachleute einig, gibt es jede Menge.
Keller aus Luthers Zeit mit Potenzial
„Aber wir brauchen die Unterstützung der Leute, ja der Stadt!“, betonte Paul Erik Brodersen, Mitglied des Domgemeinderats.
Den Spagat, den die Domgemeinde als Besitzerin der Immobilie meistern muss, birgt mannigfaltige Herausforderungen: Geht es doch darum, den Dom, seinen Platz, die Alte Lateinschule und das einstige Priesterseminar zu einem funktionierenden Ganzen zu verschmelzen – mit Funktionen, die einander ergänzen und von den Bürgern der Stadt angenommen und genutzt werden.
„Es geht darum, einen erweiterten Campus für alle zu schaffen“, brachte es Christa Hansen, Pastorin des deutschen Teils der Haderslebener Domgemeinde, auf den Punkt.
„Und das Timing zu beachten“, ergänzte Jens Christian Gjesing, der vor Schnellschüssen bei der strategischen Planung warnte.
Dompropst Torben Hjul Andersen fasst den nächsten Schritt folgendermaßen zusammen: „Wir müssen uns erst genau überlegen, was wir wollen – und dann mit unseren Plänen an die Öffentlichkeit gehen.“
Brainstorming in der Alten Lateinschule
Nach ihrem Besuch in Ripen traf sich die Delegation in der Alten Lateinschule in Hadersleben zu einem Brainstorming. Architekt Mikkel Martinussen vom Haderslebener Architektenbüro „Tegnestuen Mejeriet“ fand klare Worte“, als er man ihn um seine Einschätzung der Möglichkeiten an der Apothekerstraße 11 bat: Ein klarer Fall für die Abrissbirne! – so sein Fazit.
Gemeint ist alles, was über dem Keller des früheren Priesterseminars liegt.
Zu dem Anwesen gehört ein kleiner Garten, der an die Præstegade grenzt. „Diese Verbindung ließe sich durchaus ausnutzen“, meint Lisbeth Søkilde, die als Architektin zuständig ist für die fachliche Betreuung der Immobilien in Besitz des Bistums Hadersleben.
Ideen und Vorschläge für die Nutzung der einstigen Priesterschule
- Touristenbüro
- Café-Betrieb
- Ausstellungen bzw. Veranstaltungen zu kirchenbezogenen Themen, beispielsweise zum Konfirmationsunterricht oder der Pfadfinder vom KFUM
- Büros der Propstei
- Proberäume für die Chöre des Doms, die insgesamt etwa 250 Mitglieder haben – zumal die Liederakademie in der Alten Lateinschule aus allen Nähten platzt
- Raum für Meditation im Garten/Hof des Anwesens
Die Planung geht nunmehr in die nächste Runde. Eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Akteuren aus allen gesellschaftlichen Bereichen der Domstadtkommune, soll dem ehrgeizigen Projekt den Weg ebnen.