Tour de France

„Only steel is real“: Mit dem Retro-Rad den Profis voraus

„Only steel is real“: Mit dem Retro-Rad den Profis voraus

„Only steel is real“: Mit dem Retro-Rad den Profis voraus

Süderballig/Sønderballe
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Die Retro-Radler des Teams „Squadra Molteni“ legten bei ihrem persönlichen Tour-de-France-Rennen einen kurzen Zwischenstopp in Süderballig ein. Foto: Kathrine Tryk

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Alle Augen waren am Sonntag auf die Radsportprofis der Tour de France gerichtet. Bei der Dorfgemeinschaft in Süderballig stand jedoch auch das etwas andere Fahrradteam „Squadra Molteni“ im Fokus. „Der Nordschleswiger“ hat mit dem gebürtigen Haderslebener Jens Carstensen gesprochen, der die Vintage-Biker ein Stück begleitet hat.

Djernis und Süderballig waren bereits im Vorfeld der Tour de France ein echter Blickfang. Ob mit roten Punkten oder gelben Fahrrädern – die Dorfbewohnerinnen und -bewohner hatten ganze Arbeit geleistet und ihren Ort dem Anlass entsprechend herausgeputzt. Kein Wunder, dass die Radfahrer des Teams „Squadra Molteni“ sich ausgerechnet den südlichsten Punkt der Kommune Hadersleben für eine kleine Rast ausgesucht hatten.

Schneller als die Straßensperrung

Bereits um 6.30 Uhr war die neunköpfige Radlergruppe mit ihren orangen Retro-Rennrädern und dem stilechten Begleitfahrzeug in Vejle gestartet, um die 182 Kilometer der 3. Tour-de-France-Etappe zurückzulegen, bevor diese für den allgemeinen Verkehr gesperrt wurde. Nach knapp 120 Kilometern erreichten die Fahrrad-Enthusiasten Süderballig, wo ihr Gleichgesinnter, Jens Carstensen, bereits mit frischem Kaffee auf die Radsportler wartete.

Der gebürtige Haderslebener Jens Carstensen (im grünen Trikot) durfte die Retro-Radler ein Stück auf ihrer Etappe begleiten. Foto: Kathrine Tryk

Carstensen ist in Hadersleben aufgewachsen, wohnt mittlerweile jedoch in Kopenhagen. Auch er teilt die Leidenschaft für Vintage-Rennräder, wie er im Gespräch mit dem „Nordschleswiger“ verrät: „Am liebsten mag ich italienische Rennräder aus den 1980ern.“ Acht Stück hat der Wahl-Kopenhagener davon bei sich zu Hause.

Lebensphilosophie statt Leistungsdruck

Auch die Radsportler des Teams „Squadra Molteni“ sind leidenschaftliche Italien-Fans – zumindest was das Radfahren angeht. Die Gruppe begeistert sich neben der Geschichte des Radsports vor allem für das einstige italienische Profi-Radsportteam „Molteni“, das von 1958 bis 1976 aktiv war.

Die insgesamt 15 bis 20 Radsport-Enthusiasten schrauben und basteln nicht nur an ihren „alten“ Stahlrädern, sondern nehmen mit den originalgetreuen Vintage-Rennrädern auch an den verschiedensten Wettbewerben teil – stets in der traditionellen orangefarbenen Molteni-Montur.

Das Team „Squadra Molteni“ ist vor allem eine Hommage an den belgischen Radrennfahrer Eddy Merckx, der als einer der größten Rennfahrer der Radsportgeschichte gilt und für das Profi-Radsportteam „Molteni“ zahlreiche Siege einfuhr. Foto: Kathrine Tryk

Gegen die Etikette

Als echter „Retro-Radler“ ließ auch Jens Carstensen es sich am Sonntag nicht nehmen, das „Squadra Molteni“-Team ein Stück auf seiner Tour zu begleiten. „Bis Apenrade bin ich mitgefahren. Danach bin ich wieder umgekehrt, weil ich zurück nach Süderballig wollte, bevor die Strecke dichtgemacht wurde“, so Carstensen.

Dabei habe das Team sogar ein Auge zudrücken müssen: „Ich bin ohne mein Stahlrad angereist und musste daher mit einem Fahrrad aus Aluminium am Rennen teilnehmen. Das gehört sich eigentlich nicht“, sagt er lachend und ergänzt, „eigentlich gilt bei uns das Prinzip ‚only steel is real‘.“ Der Stimmung an der Rennstrecke habe sein kleiner Fauxpas jedoch keinen Abbruch getan, betont Carstensen: „Die Leute haben uns durchweg zugejubelt.“

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