Analyse
Der neue alte Rechtsaußen
Der neue alte Rechtsaußen
Der neue alte Rechtsaußen
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Egal, ob Wasserlöcher, zweisprachige Ortsschilder oder politische Botschaften: Benny Bonde aus Marstrup ist immer schon für eine Überraschung gut gewesen. Am Donnerstagabend zündete der markante Kommunalpolitiker einen kommunalpolitischen Sprengsatz: Er wechselt die Partei. Zum dritten Mal.
Beobachter haben es lange kommen sehen. In den vergangenen Wochen und Monaten hatten sich Gerüchte über einen bevorstehenden Wechsel Benny Bondes von der Liberalen Allianz zu den Neuen Bürgerlichen hartnäckig gehalten. Bis vor drei Wochen hatte der markante Kommunalpolitiker und Landwirt diese stets als haltlos zurückgewiesen.
Maß & Medaille
„Aber während ein paar Wochen kann sich einiges ändern. Für mich war das Maß voll“, sagt Benny Bonde und schnappt dabei hörbar nach Luft. Der Tropfen, der sein Fass zum Überlaufen gebracht hatte, war die eigene Partei: „LA war die erste bürgerliche Partei, die sich für einen Reichsgerichtsprozess gegen Inger Støjberg ausgesprochen hat – die allererste! Dabei verdient Inger eine Medaille.“
Man muss politisch nicht einer Meinung sein, um sich ernsthaft Sorgen um Bondes Gesundheitszustand zu machen: Der Politiker, erst im August von einem längeren Genesungsurlaub in die politische Arena zurückgekehrt, redet sich unüberhörbar in Rage: „Der Islam glaubt, über das Gesetz erhaben zu sein. Das wollen wir in Dänemark nicht akzeptieren. Sollte Inger gegen Konventionen verstoßen haben, dann müssen diese eben geändert werden.“ Basta!
Kurzer Prozess
Das ist Benny Bonde – live und in Farbe. Wenn etwas nicht passt, wird es passend gemacht. Fertig. Schluss. Aus.
Dieses Leitmotiv, das den Politiker durch seine vielen Jahre in der Politik bewegt hat, brachte – und bringt – Bonde in Teilen der Bevölkerung viel Zuspruch ein. Anfangs als Mitglied der Konservativen Partei, angesiedelt in der bürgerlichen Mitte, zwischenzeitlich als Politiker der Liberalen Allianz, die rechts von der Mitte einzuordnen ist, und nun frischgebackenes Mitglied der Neuen Bürgerlichen (NB) – und damit kommunalpolitisch ein Rechtsaußen.
Warmer Empfang
Bondes Parteiaufnahme dürfte – angesichts des Empfangs mit offenen Armen durch die Parteivorsitzende Pernille Vermund höchstpersönlich – reine Formsache sein.
Zwar hatte sich NB auf die Fahnen geschrieben, Politikern, die Parteien wechseln, um mit ihrem Mandat bei NB Nestwärme zu suchen, die kalte Schulter zu zeigen. Doch keine Regel ohne Ausnahme.
Von Prinzipien lassen sich Realpolitiker – quer durch die Bank – ohnehin eher selten aus der Bahn werfen. Das gilt für politische Stubenreinheit ebenso wie für politisches Rückgrat: Man hat einen Standpunkt bis man einen neuen hat.
Durchatmen nach dem Granatschock
Im Kommunalparlament müssen Bondes Kollegen nach dem politischen Granatschock erst einmal durchatmen, bevor es weitergeht mit dem Tagesgeschäft.
Der bevorstehende Wahlkampf erhält dadurch zweifellos eine unerwartete Dynamik. Vor allem die kleineren Parteien der Mitte müssen in sich kehren, wie sie mit der neuen politischen Wirklichkeit umgehen.
Gleichwohl: So viel ändert sich nun auch wieder nicht. Benny Bonde schon gar nicht: „Meine politischen Einstellungen haben sich nicht geändert. Die Liberale Allianz wäre eigentlich die richtige Partei für mich gewesen.“
Er macht sein Ding
In der Tat: Aus seinem Herzen hat der Mann aus Marstrup (Mastrup) nie eine Mördergrube gemacht: Er ist, wie er ist. Die Auffassungen, die er vertritt, hat der Landwirt und Politiker auch nicht erst seit gestern. Bonde macht sein Ding – und er macht es öffentlichkeitswirksam.
In dieser Hinsicht bleibt also alles beim Alten. Nur die Liberale Allianz, deren Ortsvorstand fast vollzählig ebenfalls in das NB-Lager wechselt, ist von der Bildfläche in der Domstadtkommune verschwunden. Und der politische Mitbewerber am rechten Rand, die Dänische Volkspartei, sieht angesichts des neuen alten Rechtsaußen von der Konkurrenz – politisch zumindest – ein bisschen älter aus.